Gefühlskalt

Red Rooms von Pascal Plante

International: Les chambres rouges
Directed by Pascal Plante
Written by Pascal Plante
Produced by Dominique Dussault
Starring Juliette Gariépy
Laurie Babin
Maxwell McCabe-Lokos
Cinematography Vincent Biron
Edited by Jonah Malak
Music by Dominique Plante
Production company
Nemesis Films
Distributed by Entract Films
Release date
July 4, 2023 (KVIFF)
Country Canada
Language French
Länge 118 Minuten


Als der Prozess gegen Ludovic Chevalier alias „Der Dämon von Rosemont“ beginnt, kampiert Kelly-Anne bereits vor dem Gerichtssaal, um auf jeden Fall einen Platz zu bekommen. Dem Mann werden drei äußerst brutale Morde an Minderjährigen vorgeworfen, die er entführt, gefoltert, sexuell missbraucht und dann ermordet haben soll. Es gibt Videobeweise, auf denen der Täter jedoch eine Maske trägt, was für die Verteidigung zum Freispruch führen muss, weil man den Täter nicht identifizieren kann. Auch Clementine ist dieser Meinung. Sie ist mit Kelly-Anne immer die erste am Gericht und freundet sich mit ihr an. Während Clementine offen und fast schon aggressiv für Chevalier plädiert, hält sich Kelly-Anne etwas bedeckter und sucht im Darknet nach dem entscheidenden Videobeweis, der die Identität des Täters enthüllen wird.

„Red Rooms“ ist ein ganz seltsamer Film, der scheinbar den Gerichtsfilm aus einer neuen Perspektive zeigen möchte, nämlich der der Fans, der Menschen, hier Frauen, die aus welchen Gründen auch immer, auf Verbrecher stehen. Wir kennen sicherlich die Geschichten, in denen Frauen Schwerverbrecher Liebesbriefe schreiben, sie sogar besuchen und im Knast heiraten, egal was sie gemacht haben. Frauen, die die Taten einfach leugnen. Unsere beiden Exemplare könnte man dazu zählen. Clementine verliebt sich in einen mutmaßlichen Mädchenmörder, der gefoltert und missbraucht hat und das alles auch noch ins Darknet stellte. Sie glaubt an seine Unschuld, denn bis er rechtskräftig verurteilt ist, ist er das ja auch. Kelly-Anne hingegen redet wenig, arbeitet als Model, isst kaum, hat ein steriles Luxusappartement, in dem sie Sport treibt, schläft und sonst nur am PC hängt. Sie spekuliert online, pokert online und finanziert damit ihren Zugang zu Red Rooms. Kelly Anne zeigt kaum Gefühlsregungen und sie scheint nichts erschüttern zu können, so läuft ihr ihre erste Träne dann auch erst, als sie den Beweisvideo sieht, den sie mit all ihrem Geld ersteigern konnte. Ich wusste nicht, was ich von dieser Figur halten sollte, insbesondere in Szenen, in denen sie sich sich wie eines der Opfer als Schulmädchen verkleidet und so in den Gerichtsaal geht, darauf wartend einen Blick des Angeklagten zu erhaschen, aber nur den Zorn der anwesenden Opfereltern auf sich zieht oder sie die Adresse eines der Opfer ermittelt und dort trotz großer Sicherheitstechnik ins Haus einbricht, warum auch immer. Sie versucht an die Foltervideos zu kommen, mit Erfolg und ist echt gestört. Was wollte mir Pascal Plante mit so einer konstruierten Figur vermitteln? Dagegen ist die Rolle der Clementine durchaus denkbar,  ein voll verblendeter Fan, aber mit Emotionen, auch wenn sie manchmal in die falsche Richtung schossen.
Zusammenfassend, konnte mich „Red Rooms“ nicht vom Hocker hauen. Die Geschichte hatte gute Ansätze, die Hauptfigur war mir jedoch zu weit weg.

 

 

• Zoo Palast • 6. Fantasy Filmfest White Nights • Kino 2 • 27.01.24 • 21.45 Uhr • 

Ein Gedanke zu „Gefühlskalt“

NurZuTrauDich!

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