Liebe,GichtUnd17Hasen

The Favourite von Yorgos Lanthimos

Directed by Yorgos Lanthimos
Produced by Ceci Dempsey, Ed Guiney, Lee Magiday, Yorgos Lanthimos
Written by Deborah Davis, Tony McNamara
Starring Olivia Colman, Emma Stone, Rachel Weisz, Nicholas Hoult, Joe Alwyn
Cinematography Robbie Ryan
Edited by Yorgos Mavropsaridis
Production companies: Scarlet Films, Element Pictures, Arcana, Film4 Productions, Waypoint Entertainment
Distributed by Fox Searchlight Pictures
Release date 30 August 2018 (Venice), 23 November 2018 (United States), 1 January 2019 (United Kingdom)
Running time 120 minutes
Country  Ireland, United Kingdom, United States
Language English
Budget $15 million
Box office $44.5 million

Wir haben das Jahr 1708 Großbritannien liegt im Krieg mit Frankreich, doch die gesundheitlich angeschlagene Queen Anne zeigt nur wenig Interesse an Staatsgeschäften, um die sich stattdessen ihre engste Vertraute und Freundin Sarah Churchill, the Duchess of Marlborough kümmert. Natürlich nicht aus Uneigennützigkeit, denn sie verfolgt eigene Interessen, die von Tory Robert Harley unterwandert werden. Als ihre jüngere Cousine Herzogin Abigail Hill bei Hofe auftaucht, ist Sarah nicht begeistert, doch Abigail weiß sich bei der Königin beliebt zu machen und so nimmt Sarah sie unter ihre Fittiche. Mit Folgen.

Und noch ein Historiendrama, dass zum Teil erfunden ist, aber im Gegensatz zu „Mary Queen of Scots“ den historischen Hintergrund dazu verwendet eine bitterböse Satire zu zeichnen, einen Kampf um Macht, Liebe und Anerkennung.
Im Mittelpunkt des Ganzen stehen drei Frauen: Queen Anne, erste Königin von Großbritannien und die letzte Stuart auf dem Thron, Sarah Churchill, Duchess of Marlborough, die Jugendfreundin Annes und Herzogin Abigail Hill, die verarmte Cousine Sarahs.
Während im wahren Leben Sarah versuchte sich von der sehr vereinnahmenden Anne zu lösen und als Ausgleich Abigail als Kammerzofe bei Anne einführte, spinnt uns Yorgos Lanthimos hier eine unglaubliche Geschichte, um die Gunst der Königin und damit um Ansehen und Macht.
Sarah ist nämlich nicht nur die Vertraute Annes, sondern hält sie von allen politischen Geschäften fern. Wie im wahren Leben, steht sie den Whigs nahe und will den Krieg fortwähren lassen, während Anne eher zu den Tories tendiert und bereit wäre den Krieg zu beenden. Doch nicht nur das, denn Sarah ist auch Annes Geliebte und wie es scheint, das ganz aufrichtig. So ist ihr ihre viel jüngere Cousine ein Dorn im Auge, vor allem, als sie bemerkt, dass sie versucht Annes Gunst zu gewinnen. Und es gelingt ihr, denn Sarah hat zu viel mit Staatsgeschäften und den Intrigen der Tories zu tun.
So kämpfen irgendwann die beiden Frauen um eine Mittvierzigerin, die nicht nur von Krankheit gezeichnet ist, sondern auch schwer gebrochen nach 17 Fehl- und Totgeburten nicht wirklich etwas mit sich anzufangen weiß.
Das an sich ist schon irgendwie makaber, aber nur zum Teil, denn Sarah scheint Anne wirklich zu lieben, während es Abigail, die anfänglich so entzückend, zuvorkommend und einfühlsam war, nur um die Position an der Seite der Königin geht. Als Zuschauer war ich mir zunächst nicht sicher, denn Lanthimos schlägt Haken wie einer der Hasen der Königin.
Letztendlich sehen wir drei Verlierinnen: Eine Königin ohne Vertraute, eine Liebhaberin ohne ihre beste Freundin und eine Favoritin, die von nun an von der Königin erniedrigt wird ohne etwas dagegen machen zu können, denn die hat ihr Spiel durchschaut.
Drei großartige Darstellerinnen, denen ich allen drei einen Oscar gönnen würde, allen voran Olivia Colman, die hier Queen Anne spielt,  uneitel, mit einer unglaublichen Plumpheit, im positiven Sinn und trotzig wie ein Kleinkind.
Daneben sehen wir Rachel Weisz, die für mich nicht unbedingt als fünf Jahre ältere Sarah durchgeht, aber was solls sie macht ihre Sache gut, ihre Körpersprache ist unglaublich und ihre Wortgefechte mit Abigail aka Emma Stone, sind nicht mit Gold aufzuwiegen. Bei Stone hatte ich zunächst so meine Zweifel, als US-Amerikanerin am englischen Hof, aber ihre Natürlichkeit kann hier viel Wett machen.
Nicht unerwähnt soll natürlich auch die hervorragende Kameraführung und Ausstattung bleiben. Lanthimos hat ein untrügliches Auge für geniale Szenen und Aufnahmen.

Insgesamt ein Genuss, was die drei Damen hier so treiben und sagen und ich hoffe, wenn ich auch skeptisch bin, dass der Film ein Erfolg wird, aber das war ich damals bei „Dangerous Liaisons“ auch.
Unbedingte Sehempfehlung.

 

 

6 Gedanken zu „Liebe,GichtUnd17Hasen“

  1. Hab ich jetzt am Freitag gesehen und kann alles nur so unterschreiben, was du hier aufführst. Wirklich ein toller Film… und ja, den drei Damen würde ich auch allen den Oscar gönnen. Olivia Colman ist ja sowieso gefühlt in allem, was sie macht, einfach nur großartig. Emma Stone fand ich auch super und Rachel Weisz sowieso 😀

    „The Favourite“ ist definitiv der zugänglichste Lanthimos-Film.

  2. Na Du hast den Film ja auch mit einem speziellen (Lanthimos wohl eher zugewandtem) Publikum gesehen. Das Filmfestival-Publikum nimmt den Film natürlich gerne an, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er ein Erfolg bei dem „normalen“ Kinocenter-Publikum wird. Ich hatte den Film ein zweites Mal in einem Programmkino gesehen und selbst da konnten die meisten mit dem Film nichts anfangen. Leider, was für ein toller Film. 🙂

    1. Ja natürlich, wobei man das Publikum nie unterschätzen sollte. Definitiv kam Maria Stuart in Potsdam nicht gut an. Um mich rum waren alle am stöhnen, einige gingen :))
      Da steht dieser Film durchaus unter einem besseren Stern 🙂

      1. „Definitiv kam Maria Stuart in Potsdam nicht gut an. Um mich rum waren alle am stöhnen, einige gingen“ Echt???? Krass.

        „Da steht dieser Film durchaus unter einem besseren Stern“. Mmmh, kann ich gar nicht einschätzen, vielleicht entspricht der Humor mehr dem europäischen und nicht so sehr dem amerikanischen. Also dann kann es schon sein. 🙂

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