SchmerzUndVertrauen

Dogman von Luc Besson

Directed by Luc Besson
Screenplay by Luc Besson
Produced by Virginie Besson-Silla
Starring
Caleb Landry Jones
Jojo T. Gibbs, Christopher Denham, Grace Palma
Alexander Settineri
Cinematography Colin Wandersman
Edited by Julien Rey
Music by Éric Serra
Production companies
LBP, EuropaCorp, TF1 Films Production
Distributed by  Apollo Films Distribution
EuropaCorp Distribution
Release dates
31 August 2023 (Venice)
27 September 2023 (France)
Running time 114 minutes
Country France
Language English


Dieser Mann im Rollstuhl, angezogen und geschminkt wie Marilyn Monroe soll etliche Morde auf dem Gewissen haben und für noch mehr Raubzüge verantwortlich gewesen sein? Schwer zu glauben für Psychiaterin Evelyn, doch Doug Monrow erzählt freimütig drauf los, ohne Rücksicht darauf sich zu belasten und berichtet ihr von einem bewegten Leben, voller Schmerz und Unterdrückung, Ausgrenzung und Hass, aber auch uneingeschränkter Liebe und Freundschaft. 

Lange habe ich auf einen Film Bessons gewartet, der mir das gleiche Gefühl gibt, das mir 1986 „Subway“ bescherte. Diese Irritation, die Freude, die Trauer, das Subversive und das Hoch auf das Anderssein an sich. Gut, er hat ein Herz für Außenseiter, aber mit Dogman hat er sich endlich von seinen dünnen langbeinigen Protagonistinnen verabschiedet und erzählt uns eine Geschichte, die zwar überzogen, brutal und idealisiert ist, dabei aber durchaus mit Klischees bricht. Stückchenweise hören wir von Doug seinen Werdegang vom misshandelten Kind über seine Heimaufhalte, seine Leidenschaft fürs Theater und der Liebe zu seiner Lehrerin, bis hin zur warmherzigen Aufnahme im Ensemble eines Drag-Clubs. Doch die einzigen echten Freunde Dougs waren immer seine Hunde, die für den an den Rollstuhl Gefesselten vom Einkauf bis hin zu Einbruch alles übernahmen und aufs Wort gehorchten. Doug erzählt mit Zigarette im Mund und glänzenden Augen von seiner Welt und man denkt: „Spinnt der oder ist das wahr?“ Doch das ist eben das mystische, an diesem Film, der als Kontrast zu seinem brutalen Umfeld, den kleinen perfekten Mikrokosmos des Dogman setzt und man glauben will, dass alles so funktioniert und richtig ist.  Besson gibt uns eine Geschichte über Gewalt, ohne zu folgern, dass aus jedem misshandelten Kind ein Massenmörder, Vergewaltiger oder Psychopath wird; er zeigt uns Zerbrechlichkeit, Leidenschaft und Empathie und einen Menschen, der sich trotzdem konsequent mit aller Härte zu wehren weiß und mir fiele kein besserer Darsteller für diese Rolle ein, als dieser überaus außergewöhnliche Caleb Landry Jones, zu dem ich seit Jahren ein ambivalentes Verhältnis habe und der mich hier völlig auf seine Seite gezogen hat. 
Es ist kein perfekter Film, das war Subway auch nicht, aber es ist einer der im Herzen bleibt.

 

• 13.09.2023 • 19.00 Uhr • Kino 4 • Zoo Palast • 37. Fantasy Filmfest • Berlin •

 

 

2 Gedanken zu „SchmerzUndVertrauen“

  1. War es nicht so, dass die Eröffnungsfilme meist nicht so doll waren, vielleicht verwechsle ich das auch mit der Berlinale. :)) Ja klingt toll, dafür muss ich wohl tatsächlich mal ins deutsche Kino gehen, sonst verpasse ich ihn womöglich. An Subway kann ich mich gar nicht mehr erinnern. War der wirklich so gut bzw. hast Du ihn Jahre später noch mal gesehen und er ist es immer noch?

    1. Ja stimmt, die Geschichte der Eröffnungsfilme ist sehr durchwachsen, entweder waren sie richtig gut oder gurkig :))
      Ja, ich habe Subway dann noch oft gesehen, aber tatsächlich ist das letzte Mal ein paar Jahre her, dennoch gibt es Beziehungen zu bestimmten Filmen, die bleiben.

NurZuTrauDich!

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