ZwischenThronUndBorke

Mary Queen of Scots von Josie Rourke

Directed by Josie Rourke
Produced by Tim Bevan, Eric Fellner, Debra Hayward
Screenplay by Beau Willimon
Based on Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart by John Guy
Starring  Saoirse Ronan, Margot Robbie, Jack Lowden, Joe Alwyn, David Tennant, Guy Pearce
Music by Max Richter
Cinematography John Mathieson
Edited by Chris Dickens
Production company: Focus Features, Working Title Films, Perfect World Pictures
Distributed by Focus Features (United States), Universal Pictures (International)
Release date 15 November 2018 (AFI), 7 December 2018 (United States), 18 January 2019 (United Kingdom)
Running time 125 minutes
Country  United Kingdom, United States
Language English Budget $25 million
Box office $23.4 million

Nachdem ihr Ehemann Franz II, König von Frankreich, verstorben ist, kehrt Maria Stuart mit 18 Jahren nach Schottland zurück. Sie hat den größten Teil ihres Lebens in Frankreich verbracht, während auf dem schottischen Thron ihr illegitimer Halbbruder James Stewart sitzt. 
Schottland wurde praktisch von England annektiert und ist in der Reformation. Während James den Protestanten angehört, möchte Maria katholisch weiterleben; dazu kommt, dass sie sich weigert zu heiraten und sich als anspruchsberechtigt auf den englischen Thron ansieht, was wiederum zu Konflikten mit Elizabeth I führt.

Nun ja, ich weiß nicht, was ich von diesem Film halten soll, der sich an John Guys Buch „Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart“ anlehnt. Guy rückte das Bild Marias Stuarts in ein etwas neues Licht, sie aber wie Rourke es tut, als Heilige und armes Opfer darzustellen, während Elizabeth I nur verletzt und emotional rüberkommt, geleitet durch William Cecil, halte ich für gewagt. 
So wurde aus der klugen, loyalen, aber auch aufbrausenden, sehr emotionalen  Monarchin, die Taktiererin. Aus dem 19 jährigen flotten, throngeilen, aber etwas ungebildeten Lord Darnley, wurde ein saufender, homosexueller Spielball Marias Gegner und ihr dritter Mann Earl of Bothwell zwang sie zur Heirat und vergewaltigte sie?
Man man. 
Maria traf viele falsche Entscheidungen, das ist unbestritten, sie alleinig als Opfer der protestantischen Fraktion hinzustellen, halte ich für absurd.
Sicherlich hat sie die komplizierte Lage des im Umbruch befindlichen Schottland unterschätzt wie auch den Gegenwind der Protestanten; im Film hatte man jedoch den Eindruck, dass alle um sie herum gegen sie arbeiteten, sie im Grunde aber im Recht war.
Im Kontrast dazu sehen wir die arme Elizabeth I.
Sie ist hier nur ein schwaches Abziehbild ihrer selbst, dabei war sie die intelligente, wortgewandte Strategin. Sicherlich nicht schön, aber bestimmt keine handarbeitenklöppelnde Königin.
Davon abgesehen, hadere ich stets mit den Darstellungen der beiden Königinnen, die praktisch nie braunäugig, noch sehr groß (Maria Stuart) besetzt werden. Warum legt niemand Wert auf Details?
Dann die Kostüme und dieser unsägliche Talmischmuck. Ich glaube nicht, dass man Messingketten und alberne Hampelmänner am Seidenband trug und Elizabeth I war sicherlich nicht für ihre bescheidene Art sich auszustaffieren bekannt.
Na ja und dann dieser Multikultihofstaat. Queen Elizabeth I mit einer asiatischen ersten Hofdame? Verhandlungsführer Lord Randolph, ein Schwarzer?
Leute, wir sind im Europa des 16. Jahrhunderts! Tut mir leid, sowas bringt mich raus und ich finde so etwas als Historiendrama, erst Recht as Biopic absolut lächerlich und unglaubwürdig und Rourke ist keine Coppola und „Mary Queen of Scots“ kein Popfilm wie „Marie Antoinette“.
Ansonsten ist an den darstellerischen Künsten Saoirse Ronans und Margot Robbies nichts auszusetzen, sie machten ja nur, was das Drehbuch von ihnen verlangte und das gut. Dass sie dabei an ihren historischen Figuren vorbei agierten, lag nicht an ihnen.
Immerhin bleibt der Kern der Geschichte: zwei starke Frauen, die ihr Leben gegen die männliche Mehrheit selbst in die Hand nahmen. Eine mehr (Elizabeth I) und eine weniger erfolgreich (Maria Stuart), wobei letztere nicht nur an den Intrigen bei Hof, unterstützt von der falschen Wahl der Ehemänner scheiterte, sondern auch an der Auflehnung der protestantischen Bewegung gegen den Papst und die katholische Kirche, aber auch an sich selbst.
Hervorheben möchte ich die Leistung David Tennants als John Knox (man war der gut, ich hätte ihn an die Wand klatschen können) sowie James McArdle als James, Earl of Moray.
Auch gab es viele authentische Momente wie das karge Ambiente auf Holgrov Castle oder die Geburt Marias Sohns.
Schade fand ich, das die 18 Jahre „Haft“/Exil in England so übergangen wurden und man nicht wirklich verstehen konnte, warum Maria hingerichtet wurde (Beginn und Ende des Films). Das war etwas Wischiwaschi dargestellt.

Insgesamt ein Historiendrama, angelehnt an wahre Begebenheiten, aber dann doch mehr Märchen als Historie, mit zwei tollen Hauptdarstellerinnen und Zusehern, die hoffentlich nicht wirklich glauben, dass im 16. Jahrhundert bei Hofe tatsächlich das Multikulti über Europäer hinausging, schon gar nicht als Adlige.

 

4 Gedanken zu „ZwischenThronUndBorke“

  1. Jepp, das Multikulti ist mir auch negativ aufgefallen. Man kann ja gern historisch etwas inkorrekt erzählen, sollte dann der Zeit bedingt aber wenigstens personell keine neumodischen Trends einbauen (Diversität hin oder her).

    1. Richtig. Es gibt genug Themen, die allen Hautfarben und Kulturen genug Platz einräumen und gerecht werden, aber Britannien der frühen Neuzeit oder gar des Mittelalters gehört einfach nicht dazu. Das sollte jeder einfach mal so akzeptieren.

  2. Ich finde gar nicht, dass Königin Elizabeth I hier als so schwach und schlecht dargestellt wird. Der Fokus liegt halt mehr auf Maria Stuart und den Film empfinde ich als eine moderne Version der Machtspiele am Hof. Ähnlich wie bei den angesagten Theaterstücken oder Musicals („Hamilton“) heutzutage wird die Besetzung an die heutige vielfältigere (englische bzw. amerikanische) Gesellschaft angepasst. Damit habe ich gar kein Problem, solange nicht – wie bei vielen, von den Chinesen finanzierten Hollywoodfilmen heutzutage – ganz kalkuliert und sichtbar ein chinesischer Charakter nur eingebaut wird, damit sich der Film dann auch auf dem asiatischen Markt verkaufen lässt.

    Aber ich gebe ich Dir Recht, der Sprung von ihrer ihrer Gefangenschaft bis zum Tod ging etwas zu schnell.

    Die Kostüme haben mich noch mehr im Nachhinein beeindruckt, als ich erfahren habe, dass sie alle hauptsächlich aus Jeansstoff gefertigt wurden.

    1. Den Jeansstoff habe ich erkannt, dachte aber, das könne nicht sein :))
      Nein, wäre das eine moderne Interpretation, hätte man den Film in eine andere Zeit legen müssen. So war das alles nur unglaubwürdig. Damit kann ich nichts anfangen.
      Die Besetzung sah mir zu sehr nach Quote aus.
      Ich fand nicht, dass Elizabeth I schlecht dargestellt wurde, im Gegenteil, Robbie hat mir gut gefallen, aber auch wenn das Augenmerk auf Maria Stuart lag, war mir im Vergleich zu ihrem Charakter Elizabeth I viel zu zurückgenommen und zögerlich.
      Vielleicht sollte damit Elizabeths I Unwillen Maria Stuart Hinzurichten unterstrichen werden, wer weiß. 🙂

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