AndOnlyTimeCanTellAndTakeAwayThisLonelyHell

Last Night in Soho von Edgar Wright

Directed by Edgar Wright
Screenplay by Edgar Wright, Krysty Wilson-Cairns
Story by Edgar Wright
Produced by  Nira Park, Tim Bevan, Eric Fellner, Edgar Wright
Starring  Thomasin McKenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith
Michael Ajao, Terence Stamp, Diana Rigg
Cinematography Chung-hoon Chung
Edited by Paul Machliss
Music by Steven Price
Production companies : Film4 Productions, Perfect World Pictures
Working Title Films, Complete Fiction Pictures
Distributed by Universal Pictures
Release date  4 September 2021 (Venice)
29 October 2021 (United Kingdom)
Running time 116 minutes
Country United Kingdom
Language English
Budget $43 million
Box office $16.8 million

Eloise „Ellie“  liebt die Musik und Mode der Swinging Sixties. Sie träumt davon Modedesignerin zu werden und sie hat das große Los gezogen, denn das London College of Fashion hat sie mit einem Stipendium aufgenommen. Ein großer Schritt von Cornwall in die Großstadt und im Vergleich zu ihren Mitstudentinnen wirkt Ellie wie ein verträumtes Landei. Bereits in der ersten Woche hält es Ellie nicht mehr im Studentenwohnheim aus und nimmt sich ein Zimmer, doch irgendetwas stimmt nicht; sie hat Visionen von Sandy, einer jungen Frau, die in den Sechzigern dort lebt und Sandy geht es nicht gut wie auch Ellie leidet.


Ich sage nicht, dass „Last Night in Soho“ ein schlechter Film ist, nur lege ich die Latte bei Edgar Wright einfach sehr hoch und angesichts dessen, konnte der Film meine Erwartungen nicht ganz erfüllen. Zugegeben, bereits die Trailer haben mich nicht gepackt, obwohl ich London und die Swinging Sixties liebe, aber Trailer können Schall und Rauch sein. Nun gut, worum geht’s?
Eloise lebt bei ihrer Großmutter in Cornwall, liebt die Sechziger und will unbedingt Modedesignerin werden. Im Vergleich zu Gleichaltrigen ist nicht nur Ellies Geschmack sehr anders, sie sieht auch Geister, insbesondere den ihrer Mutter, die ihr sagt ob etwas gut oder schlecht ist. Als Ellie in London an der Kunsthochschule angenommen wird ist ihre Freude groß, doch die Ernüchterung kommt stehenden Fußes. Ellie ist ein Exotin, irgendwo in der Zeit stehengeblieben und so gar nicht hip und so trifft sie schnell die Entscheidung das Studentenheim zu verlassen und sich ein Zimmer in Soho im Haus einer alten Lady zu nehmen. Aber bereits die erste Nacht wird unruhig, denn Ellie träumt von Sandy, die auch den Traum hat, berühmt zu werden. Die hübsche trendige Frau lebt am selben Ort nur in den Swinging Sixties und bald ist klar, dass es sich nicht nur um Träume handelt, sondern Ellie „die Karriere“ Sandys bis zum bitteren Ende miterlebt. So eng verflochten mit Sandys Schicksal beginnt Ellie zu recherchieren, was mit ihr passierte und wird überrascht.
Thomasin McKenzie als verträumte Ellie und Anya Taylor-Joy als Sängerin Sandy, spielen zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Der einen Sehnsucht, für die andere Realität, das London der Sechziger. Verklärt und verzerrt sind die Bilder, die wir aus dieser Zeit kennen, aber auch diese bunte scheinbar so emanzipierte Ära hatte ihre Schattenseiten, Frauenrechte waren da weit abgeschlagen, auch wenn die Ladys Minirock trugen und man von sexueller Revolution faserte. Tatsächlich gibt es für Sandy, die selbstbewusst und emanzipiert an eine Karriere als Sängerin herangeht, ein böses Erwachen, denn es ist eine Männerwelt mit eingefahrenem und frauenfeindlichem Habitus. Talent zählt hier weniger und man landet schneller in der Gosse als man denkt. Im Gegensatz dazu wächst Ellie in einem völlig anderen Umfeld auf und das London heute hat sich entscheidend verändert und sie trauert den alten Zeiten nach, muss aber erkennen, dass nicht alles Gold ist was glänzt.
McKenzie ist ja ne ganz Putzige und gibt hier eine kindlich verspielte Performance, die zuweilen auch etwas overactinghaft ist. Ich denke das ist gewollt so und lehnt sich an die Horrorfilme der Sechziger an. Wrights Werk ist ja trotz seiner dunklen Anklänge vor allem eine Hommage an diese Zeit und deren Filme. Das sieht man an seiner Darstellerauswahl, von Terence Stamp, über Rita Tushingham, bis hin zur wundervollen Diana Rigg, hört es an seiner Musikauswahl und sieht es an den liebevoll detaillierten Szenenbildern.
Im Gegensatz zu McKenzie darf Taylor-Joy die Laszive spielen und das macht sie wirklich gut. Ihre Darstellung hat mich überzeugt und alle Achtung vor ihrer A Capella Version von Towntown. Und schon bin ich wieder bei der Musik, einfach weil ich die Szene so mochte und einer meiner Lieblingssongs gespielt wird, ich glaube der einzige, der nicht aus den Sechzigern stammt: „Happy House“ von Siouxsie and the Banshees. Man, Wright hat einfach ein Gespür für die passende Musik zur richtigen Zeit. Insgesamt ist der Film im Augenblick für mich okay, aber manchmal brauche ich etwas. „Hot Fuzz“ hat mich satte drei Sichtungen gekostet, bis ich so richtig warm wurde. Ich hätte mir ein nicht ganz so weichgespültes Ende gewünscht, aber gut, auch das gehört in diesem Kontext einfach dazu. Darum eine unbedingte Sehempfehlung.

 

2 Gedanken zu „AndOnlyTimeCanTellAndTakeAwayThisLonelyHell“

  1. Ich habe den Film gestern auch gesehen und bin leider auch nicht sonderlich begeistert, erst schon, aber der gesamte Horrorplot ist für mich voller Logiklöcher. Edgar Wright wollte scheinbar auch was über sexuelle Übergriffigkeit von Männern (fängt ja schon bei Ellie und dem Taxifahrer an) sagen, aber auch das führt ins Nichts. Nicht wirklich ausgegorene Geschichte, aber stilistisch ist der Film toll. 👍

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