DieZufallsgemeinschaftOderEineKetteVonEreignissen

Riders of Justice (Helden der Wahrscheinlichkeit) von Anders Thomas Jensen

Directed by Anders Thomas Jensen
Written by Anders Thomas Jensen
Produced by Sidsel Hybschmann, Sisse Graum Jørgensen
Starring Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Andrea Heick Gadeberg
Lars Brygmann, Nicolas Bro
Cinematography Kasper Tuxen
Edited by Anders Albjerg Kristiansen, Nicolaj Monberg
Music by Jeppe Kaas
Distributed by Nordisk Film
Release date  November 19, 2020
Running time 116 minutes
Country Denmark
Language Danish
Budget €5.3 million, ($6.4 million)
Box office $7.957.296

Der Tag beginnt nicht gut für Mathilde, denn ihr Fahrrad wurde gestohlen, woraufhin ihre Mutter Emma sie zur Schule fahren will, doch das Auto springt nicht an. Währenddessen ruft Vater Markus an und offeriert Emma, dass er weitere drei Monate in Afghanistan bleibt. Emma ärgert sich so darüber, dass sie mit Tochter Mathilde blau macht und mit ihr mit der Bahn in die Stadt fährt. Dort treffen die beiden auf den Mathematiker Otto, der gerade seinen Job verloren hat und Emma seinen Platz anbietet. Kurz darauf verunglückt die Bahn schwer, Emma stirbt auf Ottos Sitzplatz, Mathilde und Otto überleben. Nun muss Markus doch nach Hause kommen, aber er ist in einer Gefühlsstarre und weigert sich Hilfe anzunehmen. Als plötzlich Otto vor seiner Tür steht und ihm erzählt, dass das Zugunglück kein Zufall war, springt Markus darauf an und ein unbeschreiblicher Rachefeldzug beginnt.


Es gibt Filme, bei denen man nach wenigen Minuten weiß, dass man sie mag, die einen sofort mitnehmen und ja, „Riders of Justice“ ist so ein Film. Diese skurrile Geschichte gepaart mit einem Haufen schräger Charaktere, durchaus etwas stereotyp, ist kaum zu toppen und hat mich wirklich überrascht, nicht nur, weil sie in der UCI Sneak lief. Grundlage ist eine Verkettung scheinbar unzusammenhängender Zufälle oder genauer gesagt einer Ereigniskette, von der man sich fragt: Ist es Zufall oder Bestimmung? Auf jeden Fall, greift hier ein Algorithmus, aber auch wieder nicht.
Alles beginnt mit Begehrlichkeiten; ein Mädchen in Estland wünscht sich zu Weihnachten ein blaues Fahrrad. Das wird wenig später in Dänemark gestohlen und hier beginnt der Reigen unserer Protagonisten, denn es ist Mathildes Fahrrad, was gestohlen wurde und dazu führte, dass sie mit ihrer Mutter Emma mit den Öffentlichen in die Stadt fährt und einem schweren Zugunglück zum Opfer fällt. Ihre Mutter stirbt, ihr traumatisierter Vater Markus kehrt aus Afghanistan zurück und blockiert. Anstatt einer Psychotherapie, macht er Mathilde Vorwürfe wegen ihrer Figur, doch dann kommt Otto und seine Freunde ins Spiel, denn Otto traf in der Bahn auf Mathilde und ihre Mutter, gab Emma seinen Platz, auf dem sie dann starb. Otto ist Mathematiker, Statistiker, der gerade mit Freund Lennart eine tollen Algorithmus entworfen hat, der ihn seinen Job kostete. Otto machte in der Bahn Beobachtungen und sein schlaues Köpfen begann zu rattern, rechnete, recherchierte und kam zu einem fatalen Schluss: das Zugunglück kann kein Zufall gewesen sein, nein, es war ein Anschlag! Doch die Polizei will nichts davon wissen und so wendet sich Otto ausgerechnet an den emotional gestörten Markus und der will Gerechtigkeit. Als hätte er nur darauf gewartet eine Erklärung für Emmas Tod zu finden, beginnt nun ein Rachefeldzug epischen Maßes, in den auch Ottos Freunde Tennart und Emmenthaler verwickelt werden. Und natürlich glaubt man Otto, seine Kombinationen sind schlüssig und die Computerauswertungen passen – fast; und so folgen wir willig wie auch Markus, der nach zig Jahren Afghanistan und dem Verlust seiner Frau nicht mehr weiß wo er steht. Wir folgen und wir lechzen nach Gerechtigkeit, wir lachen und gleichzeitig bleibt alles im Hals stecken, denn so ganz nebenbei eröffnet uns Anders Thomas Jensen wirklich Dramatisches, schwere Schicksale, die in liebenswerten Ticks der Protagonisten endeten oder einfach stoisch hingenommen wurden. Ein Haufen emotionaler Krüppel und Außenseiter findet sich, entblößt sich und gründet eine neue Familie, ein stabiles zu Hause. Das ist so anrührend und zugleich so abwegig, aber auf jeden Fall extrem sehenswert. Wie immer scharrt Jensen „seine“ Filmfamilie um sich, die stets Mad Mikkelsen, Nicola Bro und Nikolaj Lie Kaas beinhaltet, allesamt ohne scheu vor Hässlichkeit, letzterer einer meiner Helden aus „Britannia“ – oh man ich freue mich so auf die dritte Staffel… Zurück, ja „Riders of Justice“ oder wie er hierzulande heißt „Helden der Wahrscheinlichkeit“ , in beiden Fällen passt der Titel ausnahmsweise, ist ein großartiger Film. Er schlägt leise Töne an, ist laut, schräg, traurig, lustig, völlig überdreht, selbstjustizial, brutal, klischeehaft und lässt sich auch ohne Weihnachtspulli und Horn wirklich gut ansehen.

 


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2 Gedanken zu „DieZufallsgemeinschaftOderEineKetteVonEreignissen“

  1. Das ist ja mal ein Bonbon für eine Sneak. 👍 Genau, die Anfangsszene als Otto und Lennart ihren Vortrag gehalten haben (an dem sie, waren es nicht Jahre?, gearbeitet haben)war schon der Brüller. Vielleicht sollte ich mir tatsächlich mal „Britannia“ anschauen.

NurZuTrauDich!

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