DieKomödieDesLebensOderdasErwachenEinesMörders

Joker von Todd Phillips

Directed by Todd Phillips
Produced by Todd Phillips, Bradley Cooper, Emma Tillinger Koskoff
Written by Todd Phillips, Scott Silver
Based on Characters by DC Comics
Starring Joaquin Phoenix: Arthur Fleck / Joker; Robert De Niro: Murray Franklin; Zazie Beetz: Sophie Dumond; Marc Maron: Ted Marco; Brett Cullen: Thomas Wayne; Frances Conroy: Penny Fleck; Josh Pais: Hoyt Vaughn; Brian Tyree Henry: Carl; Douglas Hodge: Alfred Pennyworth; Dante Pereira-Olson: Bruce Wayne; Bill Camp: Detective Garrity; Shea Whigham: Detective Burke; Glenn Fleshler: Randall; Leigh Gill: Gary; Justin Theroux: Ethan
Music by Hildur Guðnadóttir
Cinematography Lawrence Sher
Edited by Jeff Groth
Production companies: Warner Bros. Pictures, DC Films, Joint Effort, Bron Creative, Village Roadshow Pictures
Distributed by Warner Bros. Pictures
Release date August 31, 2019 (Venice), October 4, 2019 (United States)
Running time 122 minutes
Country United States
Language English
Budget $55–70 million
Box office $737.5 million

1981, Arthur Fleck lebt bei seiner Mutter Penny und verdingt sich in Gotham City als eine Art Party- und Werbeclown, doch Arthur hat Probleme: erstens versinkt die Stadt in Rücksichtslosigkeit, Dreck und Gewalt, zweitens leidet er an einer Krankheit, die ihn unmotiviert zu Lachanfällen zwingt, ob es die Situation hergibt oder nicht. In Folge dessen sieht sich Fleck zunehmend Angriffen gegen sich ausgesetzt. Doch auch als er seinen Job verliert, bleibt Arthur optimistisch, denn er will StandUp-Comedian werden. Doch der Moloch Gotham arbeitet gegen ihn und als sein Gesundheitsprogramm gestrichen wird, fehlt ihm nicht nur die psychologische Betreuung, sondern auch seine Medikamente. Kein guter Zeitpunkt weitere Fehlschläge einzustecken.

Es ist kein Geheimnis, dass ich den Nolan-Batmans nie viel abgewinnen konnte, dem Trash der danach kam ohnehin nicht mehr. Auch war es für mich nicht nachvollziehbar, was die Welt an Heath Ledgers Joker so mochte, diese misslungene Mischung aus Comic, Drama und Pseudorealismus war etwas, an dem ich keinen Spaß hatte. Wo waren die bunten und trotzdem todtraurigen Figuren Tim Burtons geblieben? Wo die surrealen Kulissen und die geschmackvollen Kostüme?
Für mein Empfinden hat sich DC in den letzten beiden Jahrzehnten nicht mit Ruhm bekleckert und der einzige Lichtblick jüngerer Vergangenheit war „Shazam!„. Nichtsdestotrotz stand es für mich außer Frage, dass ich diesen „Joker“ sehen muss.
Nein, es war nicht Todd Phillips, der uns diese unsäglichen Hangover-Streifen schenkte, sondern Joaquin Phoenix, den ich nach „Inherent Vice“ und „You Were Never Really Here“ endgültig in mein Herz geschlossen habe. Der Mann kann langweilig, aber er kann auch jenseits dieser Welt und so war ich mir sicher, dass nur er einen Joker spielen kann, der der Figur auch gerecht wird.
Mein Gefühl hat sich nicht getäuscht und Todd Phillips hat uns einen Film geschenkt, der so sicherlich nicht in das gegenwärtige DC-Universe hineinpasst, betrachtet man den davor laufenden und mich sehr verwirrenden Trailer von „Birds of Prey“. Sicher, die bunten Studiokulissen sind tot und begraben und ungeachtet der verunglückten Filme, konnte wenigstens die Serie „Gotham“ neue Maßstäbe setzen, doch „Joker“ wird wohl als Standalone in die Geschichte eingehen.
Phillips präsentiert uns einen Joker, der nicht als Mörder in die Welt gesetzt, sondern von ihr dazu gemacht wurde. Offensichtlich psychisch instabil und in medikamentöser Behandlung, geschlagen mit einer Krankheit, die ihn zu unkontrollierten Lachtiraden verdammt, verdingt sich unsere Hauptfigur Clownjobs. Gotham City ist ein dreckiger Ort, keine Straße ohne Abfall, die Menschen sind unfreundlich und grob und der Mann, den seine Mutter so verehrt, Thomas Wayne, ist ein Heuchler (auch hier eine Parallele zur Serie). Anstatt den Armen zu helfen, die Bedingungen  für die „Kleinen Leute“ zu verbessern, werden sie gebrandmarkt und abfällig behandelt, Sozial- und Gesundheitsprogramme gestrichen. Ja das kommt uns bekannt vor und ist sicherlich kein Zufall und wir werden auch erleben, was so ein Umfeld aus einem Menschen machen kann, denn ohne Gesundheitsfürsorge, Medikamente und soziale Arbeit, fällt Arthur Fleck in ein tiefes Loch. Er selbst merkt es kaum, denn die Medizin fehlt und bald kann er nicht mehr unterscheiden, was real und was Fantasie ist. Dann bekommt er eine Waffe in die Hand, wird wieder gedemütigt und misshandelt und eins kommt zum anderen. Die Spirale dreht sich nach unten, doch der Joker hat das Spiel durchschaut; das der Gesellschaft, das Thomas Waynes und das seiner Mutter. 
Nichts wird gerechtfertigt, aber man versteht, warum Arthur so am Rad dreht. Er ist ein kranker Mensch, der sich selbst überlassen und immer wieder durch den Dreck gezogen wird. Keiner hilft ihm und den einzigen Zuspruch, den er bekommt ist ein aufgebrachter Mob, dessen Unmut bis zur Eskalation geschürt wurde und der ihn als Helden feiert. Vielleicht aber ist es auch nur eine Fantasie. Wer weiß.
Vielleicht hat sich Joaquin Phoenix einmal zu viel im Feinripp gedreht, verkrümmt mit sich selbst getanzt und verzweifelt in den Spiegel gesehen, doch insgesamt ist seine Leistung hier außerordentlich und zu Recht ausgezeichnet. Der Mann geht in seiner Rolle auf, gibt alles und das sollte belohnt werden. Der Score von Hildur Guðnadóttir hingegen ist anstrengend, wird aber durch den ein oder anderen guten Song aufgepeppt.
„Joker“ ist wirklich ein herausragender Film und es war ausgesprochen ruhig im Kino, manche hat er wohl kalt erwischt, andere gingen auch, aber wer Dramen liebt muss diesen Film sehen und unbedingt auch auf der großen Leinwand.

 


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8 Gedanken zu „DieKomödieDesLebensOderdasErwachenEinesMörders“

  1. Na, da bin ich ja jetzt doch sehr positiv überrascht, dachte, wenn er Dir gefällt, max. ein 8 Punkte-Film für Dich. Dass der Film von einigen so runtergeschrieben wird, kann ich gar nicht nachvollziehen, vielleicht sind die mit einer völlig falschen Erwartung in den Film.

    Ist natürlich auch eine Theorie, dass seine Anhänger seiner Fantasie entspringen.

    Sind tatsächlich Zuschauer aufgestanden und gegangen? In meiner Vorstellung war es auch recht ruhig, manche haben aber an unpassenden Stellen gelacht. Übrigens liebe ich die Szene mit dem kleinen Mann, bei der man ja nicht so richtig wusste, wie sie ausgeht. Phoenix wurde leider bisher noch nicht ausgezeichnet, ich setze da auf die ersten amerikanischen Kritikerverbände und dann klappt es auch mit der Oscar-Nominierung und hoffentlich mit dem Oscar.

    1. Ja es sind Leute gegangen.
      Am Schluss fand ich, konnte man kaum unterscheiden, was wahr und was Einbildung war. Ist natürlich ne provokante Behauptung, aber nicht unbedingt aus der Luft gegriffen.
      Ja die kleiner Mann Szene war gut, aber ich hatte darauf gebaut, das ihm nichts passiert :))
      Zumindest ist der Film ausgezeichnet worden. Mit Jared Leto in der Hauptrolle wäre das nicht passiert :))

      1. Nee, ist nicht aus der Luft gegriffen.

        Ich hatte auch darauf gebaut, dass ihm nichts passiert, aber sicher war das nicht.

        Jared Leto als Joker habe ich bis heute nicht gesehen, werde ich mir wohl auch nicht mehr anschauen. Alles was jetzt als Joker kommt, kann eh nicht ernst genommen werden.

  2. Jawoll, da ist die Zehner-Wertung. Ist auch absolut notwendig. Phoenix spielt sich echt die Seele aus dem Leib, ohne dabei zu übertrieben zu wirken. Wirklich ein starker Film und eine starke Performance.

    1. Ja, was eine Wohltat nach Letos Performance. Aber insgesamt qualitativ auch eine völlig andere Welt im Vergleich zu den anderen DC-Filmen.

NurZuTrauDich!

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