VonBaustoffenUndFrühsadisten

The House That Jack Built von Lars von Trier

Directed by Lars von Trier
Produced by Louise Vesth, Jonas Bagger, Piv Bernth, Peter Aalbæk Jensen, Marianne Slot
Screenplay by Lars von Trier
Starring  Matt Dillon, Bruno Ganz, Uma Thurman, Siobhan Fallon Hogan, Sofie Gråbøl, Riley Keough, Jeremy Davies
Narrated by Matt Dillon
Music by Víctor Reyes
Cinematography Manuel Alberto Claro
Edited by Jacob Secher Schulsinger
Production company: Zentropa, Film i Väst, Eurimages, Nordisk Film, Les films du losange
Distributed by  TrustNordisk (Worldwide), IFC Films (North America)
Release date 14 May 2018 (Cannes), 28 November 2018 (United States), 29 November 2018 (Denmark)
Running time 155 minutes
Country  Denmark, France, Germany, Sweden
Language English
Budget €8.7 million (~$9.9 million)
Box office $327,982

 

Jack ist Bauingenieur, der sich eigentlich als Architekt sieht. Er ist überheblich, gebildet steckt voller Zwänge und sadistischer Züge und wird eines Tages zum Serienmörder. Zuerst ist es eine Frau, die ihn nervt, dann geht es um das Töten selbst. Doch ebenso wie er es nie schafft sein perfektes Haus zu bauen, gelingt es ihm nie die künstlerische Perfektion beim Töten zu erreichen, die ihm vorschwebt. Auf seinem Weg in die Hölle erzählt er seinem Führer Verge fünf zufällig gewählte Episoden seiner Mordserie.

 

Ich weiß nicht wirklich was mich in diesen Film trieb und mich dabei sogar ins Delphi Lux führte, aber ich rede mir ein, es war Matt Dillon und eine Rolle, die ihm meiner Vorstellung nach auf den Leib geschrieben ist.
Lars von Trier geht in der Regel an mir vorbei und bis auf „Melancholia“ fand ich ihn bislang recht uninteressant. Seine Skandaleskapaden interessieren mich nicht, ebenso wenig wie das ewig schockierte Cannes-Publikum. Vielleicht eine gute Voraussetzung dieses doch recht lange Drama mit Wackelkamera zu überstehen.
Bruder sprach heute davon es handle sich bei diesem Film um Gewaltpornografie ohne ihn gesehen zu haben, andere Kritiker reden von Frauenfeindlichkeit, die sie, so unterstelle ich, in so ziemlich alles hineininterpretieren, dann kommen die wahren Kunstkenner, die (mal wieder) von Triers völligen Abgesang ausgemacht haben, eine schlechte Selbstkopie, die überheblich und narzisstisch daherkommt, aber gut, jeder so wie er will.

Ich werde mich hüten von Trier zu interpretieren, aber um einen simplen Serienkillerfilm handelt es sich sicherlich nicht, auch wenn klassische Muster aufgegriffen werden.
Wir begleiten den zwanghaften Jack auf seinem Weg in den Abgrund und das wortwörtlich. Von Beginn an hören wir Jack und Verge in einem Offgespräch, das Plätschern ihrer Schritte und den so offensichtlichen Weg in die Hölle. Jack erzählt zwanglos in fünf Episoden seinen Werdegang als Massenmörder. Angefangen bei einer nervigen Frau, der er eigentlich nur helfen wollte ihr Auto wieder in Schwung zu bringen, die an seiner Befähigung zweifelte, über die wahllos ausgewählte Witwe, bei der er durch seinen Putzzwang fast gefasst worden wäre, bis hin zur Jagd einer Mutter und ihrer beiden Söhne. Die Bandbreite ist groß und für Genrekenner keine Herausforderung, aber darum geht es ja auch nicht. Natürlich ist Jack schon als Kind psychisch gestört, schneidet kleinen Küken die Füße ab (eine Szene, die selbstredend das Publikum am meisten schockierte) und verfällt später in Ordnungs- und Putzzwänge. Belesen und überheblich mit gewagten Vergleichen kokettierend referiert er über Mord, Kunst und Nazis, um Verge zu beeindrucken. Der hat schon alles gehört und gesehen, zeigt sich lässig. Die Geschichte eines grausamen Serienmörders vermanscht mit seinen Bezügen, die Suche nach dem richtigen Baustoff für Jacks Haus wird zum zentralen Thema, für das Verge dann eine Lösung findet, während zwischendurch immer wieder ins dritte Reich zurückgegriffen und unter anderem Spiers Baukunst bewundert wird sowie wir die drei Wege der Herstellung eines Dessertweines kennenlernen. Es fehlt auch nicht die klassische Dylan-Reminiszenz und ja trotz aller Boshaftigkeit konnte man auch lachen.
Letztendlich vergingen die 155 Minuten wie im Fluge und natürlich ist das ideale Baumaterial die Toten des Jacks, aber das gesamte Geflatter vollständig verstehen muss man nicht.
Jack versucht sich am Weg nach oben, fällt aber wie alle anderen tief.

Ich kann für mich sagen, dass mir der Film schon gefiel, auch wegen Matt Dillon, der irgendwann in den frühen 2000ern nicht mehr gealtert ist und einfach toll spielen kann. Daneben fiel mir wieder Riley Keough in einer völlig uneitlen Rolle positiv auf. Ich mag die Frau, die hier ihren Busen verlor.

„The House That Jack Builts“ ist kein Film, den ich irgendwem empfehlen könnte. Einerseits ist er selbstgefällig und trashig, andererseits hat er was. Auf keinen Fall ergötzt er sich an Gewalt.

 

Ich habe den Film am Freitag im Delphi Lux 2, dem größten der Delphi Lux Kinos im OmdU gesehen. Die Leinwand ist mit 7×3 Metern ein Witz, die (Wackel)Sitze ebenso. Der Ton war bis zum Hauptfilm unter aller Sau, der wirre Mischmasch aus endloser Werbung und Trailer grenzwertig. Das Publikum ist so „Charlottenburger-Nicht-Hipster-aber-wir-tragen-schwarz-sind-besonders-und-sehen-keinen-Mainstream-nie-nicht“, dass mir schon nix mehr dazu einfiel wie auch zu der die ganze Zeit hysterisch gackernden Mitseherin und den wie in den Massenkino raschelnden und knirschenden anderen Mitsehern (Leute: eine (Plastik) Tüte Gummibären nervt genauso wie Nachos und Popkorn bleibt Popkorn). Für 12 Euro wird einem, ausgenommen man will zu den russischen Filmtagen, nicht wirklich viel geboten. Aber okay, ich bin mittlerweile durch die Luxe-Kinos auch verwöhnt, das gebe ich zu.

4 Gedanken zu „VonBaustoffenUndFrühsadisten“

  1. Ich musste tatsächlich erst mal gucken, wann ich Matt Dillon das letzte Mal gesehen habe. Der hat sich in den letzten Jahren wirklich rar gemacht und in größeren (Kino-)Produktionen spielt er gar nicht mit.

    Der Film ist scheinbar völlig an mir vorbei gegangen, wusste nicht mal dass der startete. Die Filme dieses verstörten Mannes müssten mich eigentlich mehr interessieren, am Ende habe ich aber Antichrist und Nymphomaniac bis heute nicht geguckt. (Leicht) krank bleibt auch jetzt hängen, wenn ich das hier lese, obwohl er mir etwas zugänglicher erscheint.

    Ich war, glaube ich, erst zwei oder drei Mal im Delhi Lux. Ja, groß sind die Leinwände nicht, ist aber wohl meist so in Programmkinos. Der Ton sollte natürlich schon gut sein, hast Du Dich nicht beschwert? Ich gebe zu, dass ich auch immer weniger üblichen Mainstream gucken kann und Schwarz trage ich selbstverständlich auch hauptsächlich. :)) Ich fühle mich ertappt. 🙂 Dafür mache ich nichts, was andere Leute stören könnte. Warum hast Du die Frau nicht angesprochen? Ich mache die Leute immer darauf aufmerksam, dass sie mit ihrem knisternden/knirschenden Geräuschen stören (erst letztens wieder hat der jeden Gummibären einzeln aus der Tüte geholt), auch wenn das in den U:S.A. kein ungefährliches Unterfangen ist.

  2. Ich bin mir auch nicht sicher, wann ich Dillon bewusst das letzte Mal gesehen habe. Wahrscheinlich war das in einer Serie, Wayward Pines. Ich mag ihn.
    Tja etwas krank ist das alles schon, aber es gibt Schrägeres. Teilweise war es schon schwarzhumorig, aber kein Grund wie irre zu lachen.

    Natürlich trage ich auch meist schwarz. Es ist eben ein ganz spezielles Publikum. Ich habe ja zwei Jahrzehnte in diesem Kiez gelebt und ich würde sagen, diese Klientel ist nachgewachsen. Ist ja auch nichts Negatives, fällt nur auf. Das Personal im Delphi Lux fand ich sehr nett.

    Die Knisterer, tja letztendlich hat mein Böser Blick den Appetit etwas gezügelt, aber ich sage meist nur was, wenn ich mit den Snacks eingeschmuddelt werde oder es unerträglich stinkt.

  3. Ich glaube tatsächlich. dass der Regisseur arge psychische Probleme hat. Sein Verhalten ist nicht normal und seine Filme geben wahrscheinlich einen kleinen Einblick in seine Psyche.

    Ich merke, dass ich immer ungeduldiger im Kino werde. Vielleicht liegt es auch daran, dass mittlerweile das Free Seating in den amerikanischen Kinos langsam abgeschafft wird. Die Kinoketten setzen auf das Luxus-Kinoerlebnis mit ausfahrbaren Sitzen und Cocktails, etc. Jedenfalls werde ich damit quasi gezwungen, in der Nähe von Anderen zu sitzen, was ich in anderen Kinos (bzw. früher) vermeiden konnte. Ich möchte aber bei einem Film nunmal nicht durch Handy-Gegucke, Unterhaltungen, Gefutter und Geschlürfe gestört werden. 🙂

    1. Da gehe ich d’accord, ich setzte mich wenn möglich auch immer Abseits hin und suche mir Vorstellungen, die so liegen, dass ich mich hinsetzen kann wo ich will, aber manchmal ists eben voll.
      Ja Geschlürfe ist noch schlimmer :))

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