Der Gott Des Gemetzels von Roman Polanski
Inhalt:
Penelope und Michael Longstreet laden zum Elterngespräch, denn ihr 11 jähriger Sohn bekam vom gleichaltrigen Abkömmling der Cowans ordentlich eins mit einem Ast übergezogen und nahm dabei Schaden an zwei Zähnen, vom seelischen Dilemma (der Eltern) ganz zu schweigen.
Was sich zunächst recht zivilisiert und einsichtig angeht, nimmt jedoch schon nach kurzer Zeit leicht kriegerische Züge an.
Die Eltern streiten miteinander, gegeneinander, Koalitionen bilden sich und zerreißen und das alles wegen einer harmlosen Kinderrangelei.
Fazit:
Ganz ehrlich: ich bin kein großer Polanskifan. Unter seiner Regie gefallen mir vielleicht eine Hand voll Filme wirklich gut, aber ich gebe ihm immer mal eine Chance.
Nun haben mich bereits die Ausschnitte zu „Der Gott Des Gemetzels“ nicht sonderlich überzeugt – zu hysterisch und überzogen, sowas kann ich nicht gut sehen und richtig nach einem anfänglich recht gut verlaufendem Schlichtungsgesprächs zwischen den Eltern zweier weit vorpubertärer Söhne, von denen der eine den anderen nach seiner Lächerlichmachung eins mit dem Ast übergebraten hatte, eskaliert die Situation in der Longstreetschen Wohnung. Nicht nur, dass das Anberaumen des Gesprächs an sich schon absolut lächerlich, aber sehr zeitgemäß ist, hätte es auch mehrmals abgebrochen und vor dem Desaster beendet sein können. Doch Penelope und Michael, die hier die „geschädigten“ Eltern und eigentlich die pazifistische Seite personifizieren, können es nicht lassen und holen Nancy und Alan immer wieder ins Boot, hindern sie es bei einer gütlichen Schadensbegrenzung zu belassen. Penelope entwickelt dabei eine echte Hysterie, in dem sie Sohn und Eltern Cowan praktisch kriminalisiert und die körperliche Gewaltreaktion, sofern man bei einem so jungen Kind in dieser Situation davon sprechen kann, über die verbale Attacke ihres Sohnen und seiner Freunde stellt und als unwichtig ansieht. Sie katapultiert sich mit ihrer überschwänglich engstirnigen Art und Formulierungswut ins absolute Abseits, weil letzendlich niemand nachvollziehen kann wie sich so ein gesundes und eigenständiges Kind entwickeln soll. Auf den Nebenschauplätzen erfahren wir dann noch von einem Medikament mit schlimmen Nebenwirkungen, die von Anwalt Cowan während vieler Telefonate immer wieder abgestritten werden und das gleichzeitig von Michaels Mutter eingenommen wird und davon, dass der so friedliebende und gewaltfreie Michael mal eben morgens den Hamster der Tochter auf den Straßen New Yorks ausgesetzt und ihn damit getötet hat.
Doppelmoral und die moderne elterliche Hysterie, die (meine Freunde können Lieder davon singen) gerne unter den alten Eltern sehr hipp ist. Anstatt die Kindern mit allen Raufereien und Streitereien normal aufwachsen und Konflikte selbst lösen zu lassen, greifen die Eltern ein und attackieren die der anderer Kinder, die ihre angeblich nicht korrekt behandeln. Das ist so lächerlich und traurig wie in diesem Film dargestellt, hervorragend und fast gar nicht überzogen dargestellt. Das dabei auch immer mit zweierlei Maß gemessen wird und niemals sein eigenes Handeln betrachtet, erklärt sich von selbst.
Hut ab vor Yasmina Reza, sie hat dem Volke aufs Maul geschaut.
In sofern hat Polanski ein klasse Buch gut verfilmt. Man will Jodie Foster irgendwann nur noch im Klo runterspülen – alle Achtung, ich hätte nie gedacht, dass ich sie so mitleidig betrachten könnte :))
Natürlich sind auch Reilly, Winslet und Walz wirklich gut, wobei mich Walz langweilige Synchro etwas störte.
Man muss schon etwas Mut zusammennehmen, um sich diesen Streithähnen zu stellen, aber es lohnt sich und ich finde der Film sollte Pflichtveranstaltung für so viele Eltern sein, die nicht verstehen was kindsein bedeutet und welche Rolle die Erwachsenen eigentlich haben.
Deutschland / Frankreich 2011 – Originaltitel: Carnage – Regie: Roman Polanski – Darsteller: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz, John C. Reilly – Prädikat: besonders wertvoll – FSK: ab 12 – Länge: 79 min.
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