Rock’N’Roll

Blind von Joe Hill

BlindInhalt:
Der Gothicrockstar Judas Coyne hat bereits einige „besondere“ Dinge in seiner Sammlung. Natürlich passt da auch perfekt der Geist eines Stiefvaters hinein, der zufällig im Netz versteigert wird. Und welch ein Glück, dass der Zuschlag auch an Jude fällt. Als jedoch der Anzug des Verstorbenen beim dem Musiker eintrifft, ahnt der Gute nicht, dass viel mehr hinter der Sache steckt als das harmlose Gespenst eines Opas. Und ehe sich Jude und Freundin Georgia versehen, geht es um das blanke Überleben.

Fazit:
„Der ist super gut“, so klingen mir noch die Worte der begeisterten Hugendubelkassierin in den Ohren und ich habe eigentlich auch nur wirklich lobende, enthusiastische Kritiken gelesen. So komme ich zu dem Schluss, dass sich a) in meinem Umschlag ein anderes Buch befand, b) ich keine Ahnung von guter Horrorliteratur habe, c) ich vielleicht eine schlechte Woche hatte oder d) der Roman tatsächlich nicht brillant ist.
Dabei steckt in dem Buch eine recht gute Idee. Ein alternder Gothicrockstar ersteigert einen Geist für seine Sammlung skurriler Dinge wie dem Strick eines Gehängten, einem Kochbuch für Kannibalen oder ein Snuff Film. Schon kurz nach dem Erhalt des Anzugs des Verstorbenen Mannes ist klar, da läuft eine Sache total aus dem Ruder. Die Hunde spielen verrückt, die Freundin verletzt sich an einer nicht existenten Nadel im Anzug was das langsame abfaulen ihres Fingers zur Folge hat und der Geist setzt augenblicklich alles daran Jude und sein Umfeld in den Tod zu treiben. Nichts dran auszusetzen. Wird dann auch alles recht blutig und brutal. Aber für meinen Geschmack reicht das einfach nicht aus, denn eigentlich verbirgt sich in der Geschichte zum großen Teil die Psychostudie des Judas Coyne. Sein Leben, wie er so geworden ist, seine Probleme mit Papi und den Frauen, seine Selbstfindung und die Erkenntnis, dass er schlecht zu den anderen war…Wie gesagt danach war mir überhaupt nicht und so quälte ich mich durch die Seiten zum langweiligen Ende hin. Die Erklärung, warum der Geist hinter Jude her ist, ist übrigens auch ziemlich ausgelutscht.
Es ist wohl nicht ganz an den Haaren herbeigezogen, dass Sich Joe Hill stilistisch ganz nahe an Steven King befindet. Vielleicht mag ich ihn deshalb nicht.
Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass sich Warner Bros. bereits die Filmrechte an dem Stoff gesichert haben und so erwarte ich eine mittelprächtige B-Produktion mit einem schwarzhaarigen Thomas Jane in der Hauptrolle (
lach).Skull 4:10
Ach ja, den Titel Blind kann ich nicht wirklich herleiten, könnte eine Anspielung auf die schwarzen Augen der Toten sein.

Originalausgabe erschienen 2007 unter dem Titel: Heart-Shaped Box, deutsche Ausgabe erstmals 2007 , 432 Seiten. ISBN 3-453-26546-7. Übersetzung ins Deutsche von Wolfgang Müller. Heyne Verlag.


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6 Gedanken zu „Rock’N’Roll“

  1. Ja, der Trend geht hin zur Background Story. Man bekommt genau zerpflückt, wer wie und warum so geworden ist, und meist noch warum der Cousin 2. Grades, der dem Bösewicht am Kindergeburtstag ein Furzkissen untergeschoben hat, so ein böser Bube ist… *gähn*

  2. Ein guter Hintergrund ist schon schön, aber mich langweilen diese „ich hatte eine schlimme Kindheit“ Geschichten einfach. Und hier ist nicht nur der Hauptdarsteler betroffen, sondern auch noch alle Gothic Groupies. Natürlich kann man so nur sein, wen man in der Pubertät mindestens von einem alten Knacker missbraucht wurde – sonst käme man sicherlich niemals auf die Idee NIN zu hören oder sich ein Piercing zu machen :))

NurZuTrauDich!

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