5. Tag Traurige Kinder, ein Gendarm verzweifelt, die schwere Trennung von der Flasche und Sektenmumpitz mit Wrestling
Mobbing•Missbrauch•Esstörungen•WreslingFürDenTeufel
Zum letzten Film gestern, den ich mir gespart habe, ist nur so viel zu sagen, dass der Titel Programm war, denn in „Scared Shitless“ gabs trotzdem man es hätte vermuten sollen keinen shit, obwohl der Film an sich eben solcher war. Dahingegen waren die heutigen „Get Shorty“ ein wirklicher Gewinn, sagt man mir. Viele gute Beiträge. Na das ist doch mal was.
Mein Tag begann mit „A Place Called Silence“ von Sam Quah, bei dem es um Schulmobbing geht und das im speziellen durch eine Mädchenclique, deren Anführerin die Tochter vom Schulrektors ist, die zwei Mädchen mit Behinderung quälen. Die eine ist kindlich zurückgeblieben und in der Förderklasse, die andere, Tong, die hier im Mittelpunkt steht, kann nicht sprechen. Tong wurde integrativ in die „normale Klasse“ gesteckt und erfährt hier nur Folter. Die Mobbingmonster gehen richtig hart zur Sache und kennen keine Rücksichtnahme, Tong ist für sie nur blöd und zurückgeblieben. Doch nach einer demütigen Folter Tongs, entkommen die Mädchen, ohne dass jemand eingreift, werden dann aber an ihrem geheimen Treffpunkt ermordet. Nun gilt es den Killer zu finden und das Gestrüpp aus Vergangenem und Gegenwart aufzulösen. Für den ein oder die andere gab es hier zu viel Erklärungen, denn jede Figur hat eine schwere Last zu tragen, aber dadurch erklärt Quah auch Tatmotive und die Verhaltensweisen der Beteiligten. Täter sind auch Opfer und nichts passiert ohne Grund, Handlungen werden nachvollziehbar auch wenn sie was den Mörder angehen unentschuldbar sind. Etwas verwundert hatte mich dann aber der Abspann, der ein Ende zeigt, dass offensichtlich dem Rechtsgefühl des chinesischen Etablissements geschuldet war, bei uns so aber wahrscheinlich nicht passiert wäre. International hat man den Streifen eher schräg angeguckt, denn es handelt sich um Sam Quahs Remake seines eigenen zwei Jahre zuvor veröffentlichten Werkes, deren Hauptdarsteller in Verruf geraten war. Quah drehte das Ganz einfach nochmal mit anderen Darstellern und voila. Auch wird unterstellt, dass hier mit unnötiger Gewalt geworben wird und den Gewaltaspekt bei der Bewerbung des Filmes in den Vordergrund gestellt hat. Nun ja, als Seherin auf dem Fantasy Filmfest gehe ich da sicherlich anders an Filme heran und finde das Thema gut verarbeitet. Und das Kinder und Teenager Monster sind und ein Mord nicht unblutig ist ist auch klar, darum kann ich die Kritik nicht nachvollziehen.
• 38. Fantasy Filmfest • 08.09.2024 • 14.30 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •
film: A Place Called Silence (China 2024) • regie: Sam Quah • darsteller: Wang Chuanjun, Ning Chang, Francis Ng, Angela Wang • drehbuch: Sam Quah, Wang Zhizhi, Wang Yimeng • produzent: Sean Ren, Ewe Boon Wee, Jasper Yang • kontakt: Beijing Blossoms Entertainment, LLC • dauer: 119 min • sprachfassung: mandarin OmeU
Der zweite Film heute war „Maldoror“, der auf dem Justizskandal des belgischen Mörders und Kinderschänders Dutroux basiert. Regisseur Fabrice du Welz setzt seinen Fokus hierbei auf die Arbeit der Ermittlungsbehörden, die den Fall weder richtig eingeschätzt, noch miteinander kommuniziert hatten. Seine Hauptperson ist darum der fiktive Gendarm Paul Chartier, der ganz am Anfang seiner Laufbahn steht und mit frischer Energie und Verve die Ermittlungen zu der Entführung zweier Mädchen aufnimmt und dabei auf ein Geflecht aus Lügen, Vertuschung und Ignoranz stößt. Wir begleiten ihn über mehrere Jahre hinweg, sehen wie er heiratet, Vater wird und erleben muss wie seine Familie an seiner Arbeit und seinem Ehrgeiz für Gerechtigkeit zu sorgen, zerbricht. Der Film ist mit 155 Minuten wirklich lang und man merkt das auch, dennoch kann das Hauptdarsteller Anthony Bajon durchaus wett machen. Er ist großartig, überzeugend und natürlich und trotzdem es eine fiktive Geschichte ist, wirkt alles sehr ungekünstelt und lebensnah, wir sehen Menschen (und Monster), was das Milieu, in dem die Verbrechen stattfanden gut widerspiegelt und uns fassungslos zurücklässt. Ich glaube Belgien wird sich nie von diesem Verbrechen erholen; du Welz deutet am Ende auch an, dass hier wichtige Persönlichkeiten involviert waren und unbestraft das Missbrauchs-Netzwerk genutzt haben.
• 38. Fantasy Filmfest • 08.09.2024 • 17.00 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •
Directed by Fabrice Du Welz • Written by Fabrice Du Welz, Domenico La Porta • Produced by Violaine Barbaroux, Manuel Chiche, Jean-Yves Roubin • Starring Anthony Bajon, Alba Gaïa Bellugi, Alexis Manenti, Sergi López • Cinematography Manu Dacosse • Edited by Nico Leunen • Music by Vincent Cahay • Production companies Frakas Productions, Spade (for The Jokers Films), RTBF, VOO, BE TV, Shelter Prod, France 2 Cinéma • Distributed by O’Brother Film (Belgium), The Jokers Films (France) • Release dates 3 September 2024 (Venice), 15 January 2025 (France) • Running time 155 minutes • Countries Belgium, France • Languages French, Sicilian
Film Nummer 3 war ein Vampirfilm, der sich zunächst eher etwas albern anhörte, sich aber als absolut entzückende Vampirhorrorkomödie entpuppte. Die Franko-Kanadierin Ariane Louis-Seize zelebriert hier die nachpubertäre Phase und Loslösung vom Elternhaus anhand einer zuckersüßen Vampirgeschichte, die von der gerade noch Teenagerin Sascha (so um die 80) erzählt. Das Mädchen hängt noch an der Flasche und weigert sich sich ihrem Naturell entsprechend zu ernähren, nämlich in dem sie Menschen aussagt. Da hilft weder der leckere Clown zum Geburtstag, noch eine andere Verlockung, die Fänge wollen nicht herauskommen. Zum Entsetzen der Eltern, bekommt die Tochter die Diagnose „Mitleid mit Menschen“, was für einen Vampir eigentlich der Holzpflock ist. Nun muss etwas passieren und Sascha wird kurzerhand zu ihrer exzentrischen Cousine Denise verbracht, um das Jagen zu lernen, natürlich nicht ohne Papas heimliche Thermobox mit ein paar Packs Blutkonserven. Doch während die Bemühungen Denises erfolglos zu sein scheinen, trifft Sascha auf einen lebensmüden Jüngling, der ihre Fänge in Wallung bringt.
Eine wirklich charmante Story, richtig lustig umgesetzt mit zwei leicht gruftigen Teenagern (ganz toll Sara Montpetit), einer durchgeknallten Künstlercousine (Sophie Cadieux) und einem gaanz normalen Elternhaus mit Tischdeckchen und Übervater (Steve Laplante), die alle nicht glitzern und alles andere als blutleer sind. Wirklich empfehlenswert.
„Humanist Vampire Seeking Consenting Suicidal Person“ lief innerhalb des Fresh Blood Wettbewerbs und hat in Berlin den ersten Platz belegt.
• 38. Fantasy Filmfest • 08.09.2024 • 20.15 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •
French: Vampire humaniste cherche suicidaire consentant • Directed by Ariane Louis-Seize • Written by Ariane Louis-Seize, Christine Doyon • Produced by Jeanne-Marie Poulain, Line Sander Egede • Starring: Sara Montpetit, Félix-Antoine Bénard, Steve Laplante, Sophie Cadieux, Noémie O’Farrell, Marie Brassard, Patrick Hivon, Marc Beaupré • Cinematography Shawn Pavlin • Edited by Stéphane Lafleur • Music by Pierre-Philippe Côté • Production company: Art et Essai • Distributed by H264 • Release dates: September 3, 2023 (Venice), October 13, 2023 (Canada) • Running time 91 minutes • Country Canada • Language French • Box office $100,725
Der letzte Film des Tages war dann „Dark Match“ von Lowell Dean, von dem wir vor 10 Jahren bereits den „WolfCop“ serviert bekamen. Okay, das war diesmal noch weniger als der Hundesheriff damals. Ein paar doch recht armselige Wresler bekommen das Angebot für ein Dark Match, besser gesagt nimmt ihr Agent das Angebot an und verfrachtet das kleine Team ins kanadische Nirgendwo. Hier treffen sie auf eine partylaunige Gemeinschaft, die zu saufen weiß, jedoch einen seltsamen Anführer hat, den die Truppe bereits vom Wresling kennt. Leider ist der Kerl mittlerweile Anführer einer satanischen Sekte und unsere Sportler sollen geopfert werden, nicht ohne vorher in total unfairen Kämpfen das zeitliche zu segnen. Und sind dann alle an Pentagram gelegt und die Kerzlein erleuchten, kommt der Unheilige. So oder so ähnlich sollte es laufen, war aber echter billiger Trash, den ich mir lieber erspart hätte.
• 38. Fantasy Filmfest • 08.09.2024 • 22.15 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •
film: Dark Match (Kanada 2024) • regie: Lowell Dean • darsteller: Chris Jericho, Ayisha Issa, Steven Ogg, Sara Canning, Michael Eklund, Jonathan Cherry • drehbuch: Lowell Dean • produzent: John K. MacDonald, Don Depoe, Michael Feehan, Michael Peterson, Rhonda Baker • kontakt: Blue Finch Film Releasing • dauer 93 min • sprachfassung englische OV
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