Freaks Out von Gabriele Mainetti
Directed by Gabriele Mainetti
Written by Gabriele Mainetti, Nicola Guaglianone
Produced by Gabriele Mainetti, Andrea Occhipinti
Starring Claudio Santamaria, Pietro Castellitto
Giancarlo Martini, Aurora Giovinazzo
Giorgio Tirabassi, Max Mazzotta
Franz Rogowski
Cinematography Michele D’Attanasio
Edited by Francesco Di Stefano
Music by Michele Braga, Gabriele Mainetti
Production companies
Goon Films
Lucky Red
Rai Cinema
Release dates
8 September 2021 (Venice)
28 October 2021
Running time 141 minutes
Countries Italy, Belgium
Language Italian
Budget €12 million
Mitten im Zweiten Weltkrieg endet die Vorstellung des Circus Mezzapiotta mit einem Knall. Eine Bombe zerstört das Zelt, tötet Menschen und macht Direktor Israel sowie seine Künstler Matilde, Cecio, Fulvio und Mario arbeits- und heimatlos. Und es sind schwere gefährliche Zeiten. Israel ist Jude, Matildes Körper erzeugt Strom, Cencio hat Insekten unter seiner Kontrolle, Fulvio ist mit übermenschlicher Stärke ausgestattet und am ganzen Körper behaart und Mario ist kleinwüchsig und hat einen magnetischen Körper. Nun müssen die fünf vor den Nazis fliehen, insbesondere dem Hellseher Franz, der im Zirkus Berlin lebt. Der hat vorausgesehen, dass Hitler scheitern wird und ist der festen Meinung, dass nur die vier Freaks den Endsieg für das Deutsche Reich bringen können. Dann geht Israel verloren und wird deportiert, aber Matilde gibt ihn nicht auf und begibt sich mit ihren Freunden auf eine gefährliche Suche.
Es gibt Filme, bei denen ich sofort weiß, dass ich sie lieben und sie für immer in mein Herz einschließen werde, „Freaks Out“ gehört nun dazu. Ein so finsteres Stück Zeitgeschichte mit seinen unaussprechlichen Grausamkeiten erfolgreich mit einem so warmherzigen, amüsanten und fantasievollen Märchen zu paaren gelingt nur sehr wenigen Regisseuren und ich denke, ich lehne mich nicht zu sehr aus dem Fenster, wenn ich sage, mit „Freaks Out“ befindet sich Gabriele Mainetti mit Guillermo del Toro auf Augenhöhe. Alleine das detailverliebte Setting, Ausstattung Kostüme, Musik und Cast sind herausragend. Die Geschichte selbst ist bezaubernd, beängstigend, manchmal albern überdreht und lustig, traurig und doch so herzlich. Mainetti erzählt uns darin wie ein kleiner Zirkus seine Existenzgrundlage verliert und dass inmitten des 2. Weltkrieges im besetzten Rom. Die Nazis fangen bereits Juden ein und beginnen sie zu deportieren und so gerät auch Zirkuschef Israel in deren Fänge, als er versucht Tickets für die Ausreise nach Amerika zu kaufen. Die anderen Vier wissen nicht was los ist als Israel nicht wiederkommt und geraten in Streit. Ein Teil denkt daran im Nazizirkus anzuheuern, weil sie Freaks sind und sonst nirgends wie normale Menschen leben können, die anderen wollen Israel suchen, vor allem Matilde, das noch Mädchen, mit elektrischen Kräften, die von niemanden berührt werden kann. Während sich die Gruppe trennt und Matilde auf Israels Spuren ist sowie auf Widerstandskämpfer stößt, heuern die anderen Drei im Zirkus Berlin an und tappen in die Falle eines wahnsinnigen Hellsehers, der laut seinen Visionen nach den vier „Freaks“ sucht, um Nazideutschland zu retten. Größenwahn, Minderwertigkeitskomplexe und Geltungssucht versus Liebe, Familie und sich nicht verbiegen lassen; außergewöhnliche Menschen, die kein anderes Zuhause als im Zirkus finden, wo alle anders sind und sie nicht auffallen; Protagonisten mit tragischen Lebensläufen, die sie in verschiedene Richtungen gehen lassen, wobei unsere „Freaks“ den Zusammenhalt und ihre Stärke in ihrer Wahlfamilie finden. Ja wir leiden, lachen und staunen mit dieser Zirkustruppe, wünschen ihnen alles gute, doch da ist der Krieg, die Nazis und da ist Franz, gespielt von Franz Rogowski; eine schwierige Rolle und ein schwieriger Darsteller. Üblicherweise gibt es bei mir Punktabzug, wenn mich jemand so stört und ich ihn als so fehlplatziert ansehe. Rogowski ist Parodie pur, Augsburgerpuppenkisting wenn man so will, der mutmaßlich durch sein Handycap besonders deutlich zu sprechen und dadurch künstlich und theaterhaft wirkt. Letztendlich war seine Darstellung echtes Overacting, was ich aufgrund der Leistungen aller anderer Darsteller, und der tollen Story, ignoriert habe. Ich kann nicht verstehen, dass er so gefeiert wird, aber gut. „Freaks Out“ ist ein großartiger, magischer Film und meiner Meinung nach einer der wenigen Beiträge überhaupt, der seine uneingeschränkte Daseinsberechtigung auf einem Fantasy Filmfest hat, denn genau solche Werke erwarte ich auf einem solchen. Leider wird man diesen Film außerhalb des Fantasy Filmfests nicht mehr im Kino sehen können, eine Schande (mal wieder).
Nach dem Film wurde wie nach allen Fresh Blood Beiträgen ein verkürztes Interview gezeigt, dass in diesem Fall nicht mit dem Regisseur, sondern mit einem der Hauptdarsteller, Giancarlo Martini, geführt wurde. Diese Interviews erfolgten in Zusammenarbeit und Förderung mit Mitteln für Filmfestivalförderung de⁺ des Goethe-Instituts und in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschlands und sind auf der Seite des Fantasy Filmfests abrufbar.
Hier sein Interview in voller Länge:
• 36. Fantasy Filmfest • Kino in der Kulturbrauerei • Kino 3 • 13.09.2022 •
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Ich ärgere mich immer mehr, dass ich ausgerechnet diesen Film verpasst habe.
Kann ich verstehen. Dann muss eben die DVD oder der Streamingdienst her, wenn er dort erscheint. Kein vollwertiger Ersatz, aber immerhin. Vielleicht kauft ihn ja doch irgendein Arthouse Betreiber (keine Ahnung wie das so funktioniert). Dann würde ich dafür auch sofort noch mal ins Kino.
Wenn der so ist, wie Guillermo del Toro seine Märchen (Pan s Labyrinth usw) inszeniert, dann wäre das auch echt was für mich. Echt konntest Du einen „Störfaktor“ komplett ausblenden? Bin gespannt, ob mir das auch gelingt, wenn ich den neuen Film mit Anne Hathaway sehe. :))
Also das sehe ich tatsächlich so. Der Film ist so liebevoll und detailgetreu ausgestattet, die Darsteller so gut besetzt und okay Franz mögen alle. Warum auch immer, der ist international total geschätzt, nur bei mir eben nicht :)) Aber im Ernst, ein tolles Märchen.