The Last Duel von Ridley Scott
Directed by Ridley Scott
Screenplay by Nicole Holofcener, Ben Affleck, Matt Damon
Based on The Last Duel: A True Story of Trial by Combat in Medieval France
by Eric Jager
Produced by Ridley Scott, Kevin J. Walsh, Jennifer Fox, Nicole Holofcener
Matt Damon, Ben Affleck
Starring : Jodie Comer, Matt Damon, Adam Driver, Ben Affleck
Cinematography Dariusz Wolski
Edited by Claire Simpson
Music by Harry Gregson-Williams
Production companies: Scott Free Productions, Pearl Street Films, TSG Entertainment
Distributed by 20th Century Studios
Release date September 10, 2021 (Venice), October 15, 2021 (United Kingdom and United States)
Running time 153 minutes
Countries: United Kingdom, United States
Language English
Budget $100 million
Box office $29.8 million
Als Ende 1386 der Ritter Jean de Carrouges gegen den Gutsherren Jacques Le Gris in den Kampfring steigt, ist das das letzte Gerichtsduell, um Gottes gerechtes Urteil zu erhalten, denn le Gris wird beschuldigt de Carrouges Frau vergewaltigt zu haben, was er abstreitet, während de Carrouges seine Ehre verteidigt und seine Frau vor der Verbrennung bei lebendigem Leib wegen Meineides.
Na bitte, eben noch Ridley Scott mit Schlamm beworfen und nun, Dank der intensiven Beteiligung Ben Afflecks und Matt Damons an diesem Projekt, nun doch ein guter Film in diesem Jahr, aus der Hand dieses Regisseurs. Traurigerweise lief der Streifen nur kurz im in den Lichtspielhäusern und Disney+ schob ihn schneller auf den Stream, als ich Kinokarte sagen konnte. Wirklich schade, ich hätte ihn gerne auf der großen Leinwand gesehen. So bleibt es wohl, auch aufgrund der Disney+ Entscheidung ein finanzieller Flop.
Aber zum Inhalt. Scott erzählt uns die überlieferte Geschichte der Marguerite de Thibouville, die mit dem Gutsherren und Ritter Sir Jean de Carrouges verheiratet und von dessen ehemaligen Freund Jacques le Gris vergewaltigt wurde. Dabei erzählt er die Geschichte aus drei Perspektiven; der von de Carrouges, der von le Gris und die Wahrheit aus der Sicht Marguerites. Es ist im höchsten Maße Interessant und spannend zu sehen und hören wie sich die Geschichte aus der jeweiligen Perspektive verhält, welche Überschneidungen und Unterschiede es gibt. Dabei hört sich jede Variante glaubhaft und ehrlich an, doch die Details bekommen, anders erzählt, natürlich eine andere Bedeutung. Im ersten Kapitel aus der Sicht de Carrouges sehen wir seinen Werdegang in der ersten Phase des Hundertjährigen Krieges. Er sieht sich als Ehrenmann, guten Kämpfer und Erben des Hauptmannstitel seines Vaters und dem dazugehörigen Gutes. Seine Pachtrückstände waren der Pest geschuldet und le Gris zeigte sich als undankbar nachdem er ihm das Leben rettete. Marguerite war eine schöne ihm wohlgesonnene Frau mit guter Mitgift, was ihn aus der Schuldenfalle herausholte und ihm die Chance auf eine neue Familie sicherte und auch wenn seine Frau ihn liebte, gebar sie ihm keinen Nachwuchs. Le Gris schleimte sich nach und nach bei Count Pierre d’Alençon ein, erschlich sich einen Teil seiner Mitgift und machte ihn schlecht. Nachdem er auf einem Feldzug zum Ritter geschlagen wurde, erwies le Gris ihm nicht die gebührende Ehre, zudem führte Jean verschiedene Prozesse gegen Count Pierre d’Alençon. Es war keine Frage nach der Vergewaltigung, die Ehre seiner Frau zu verteidigen.
Aus Le Gris Sicht sieht nun alles etwas anders aus. Jean ist ein ungebildeter Hitzkopf, der aber zu kämpfen weiß und einfach sein Freund ist. Jacques versteht sich gut mit Count Pierre d’Alençon, weil er gebildet ist wie er selbst und die gleichen Interessen hat (Frauen). Count Pierre kann es nicht fassen, dass Carrouges ihn immer wieder verklagt, dabei hat er das Grundstück, dass Jean als sein Eigentum ansah rechtmäßig bekommen und an le Gris gegeben, auch hat er nach dem Tod Jean Vaters, le Gris als Hauptmann eingesetzt und nicht Jean, teils aus Rache, teils weil le Gris der bessere Mann ist. Trotz seiner Frauengeschichten verliebte sich Jacques sofort in Marguerite wie auch sie in ihn wie er deutlich an ihren Blicken sehen konnte. Nach Jeans Schottlanddebakel konnte le Gris nicht mehr an sich halten, nutzte Jeans Abwesenheit und beide (Maguerite und er) gaben sich ihrer Begierde hin was er deutlich an ihrem Stöhnen wahrnahm wie auch ihr für eine Dame gebührliche Ablehnung seiner Annäherung.
Im dritten Teil sehen wir nun Marguerites Sicht der Dinge, einer Frau im Mittelalter, die nur der Besitz ihres Herren ist, von ihrem Vater an einen Junker, der es nur auf die Mitgift abgesehen hat verschachert wird und zum Beischlaf verpflichtet. Sie hat auszuführen was ihr Herr ihr gebietet, sei es noch so unsinnig. Doch kaum ist Jean weg, verwaltet sie das Gut mit Verstand und Seele, bringt die Bücher in Ordnung und pflegt wenigstens ihre Freundschaften zu ihren Freundinnen. Sie ist Jean ergeben, schließlich ist er ihr Ehemann und tut, was er sagt. Mit der Schwiegermutter ist es nicht so gut, aber sie macht das Beste draus, denn auch die hat sich den Worten ihres Sohnes zu unterwerfen. It’s a man’s world. Als sie auf le Gris trifft eilt ihm sein Ruf als Frauenheld voraus und Maguerite erkennt ihn als selbstgerechten Aufschneider. Doch sie will auch den Zwist zwischen Jean und Jacques beenden und sagt Jean, dass man viel mit einem Lächeln erreichen kann, auch wenn man es nicht so meint. Auch albert sie mit ihren Freundinnen herum und anerkennt das gute Aussehen le Gris. Nichtsdestotrotz ist sie loyal zu Jean, will nichts von le Gris wissen, auch wenn er wie sie gebildet ist. Am Tag der Vergewaltigung wird sie arglistig überrumpelt, verfolgt und missbraucht, ihre Schreie werden von le Gris ignoriert.
Wie gesagt der Aufbau ist wirklich gut gemacht und es macht Spaß dem zu folgen wie es insbesondere als Frau unerträglich ist mit anzusehen wie unser Geschlecht behandelt wurde und das so hinnahm. Selbstgerechte Männer, von denen viele nur den Kampf im Krieg kannten. Für Jean war das eine sichere Einnahmequelle, auch konnte er nichts anderes, das Gut führte er nicht ordentlich, aber das Schwert konnte er schwingen. Beliebt schien er bei seinen Mitkämpfern dennoch nicht, vielleicht auch wegen seiner Fehlschläge. Auf der anderen Seite sehen wir die gut situierten Adligen, die es wenig interessiert wie Krieg und Pest das Land beuteln und sich darüber lustig machen wie ungebildet das Fußvolk ist. Zum männlichen Selbstverständnis gehört auch die Frau als Sache, Lustbarkeit und Gebärmaschine anzusehen, viel mehr Aufgaben schien sie nicht zu haben, zumindest in den begüterten Kreisen. Für le Gris war es aufrichtig so, dass Marguerite in ihn verliebt war und ihn wollte. Das Lächeln und ihre Freundlichkeit waren Beweis genug, ebenso wie ihre Ablehnung. Es sprengte seine Vorstellung, dass sie ihn tatsächlich nicht liebte und sah überhaupt nichts Falsches daran sie zu überrumpeln und sich zu nehmen, was er Liebe nannte. Natürlich gibt es hier Bezüge zur Jetztzeit, denn leider gibt es bis heute Menschen, die nicht zwischen Freundlichkeit und Zuneigung unterscheiden können.
Ansonsten ist der Film auch von der Ausstattung richtig gut gemacht. Sicher, es wurde mit MakeUp nachgeholfen und das ein oder andere Kostüm war für die Zeit zu opulent, dennoch konnte man sich gut ins Mittelalter zurückversetzen und jeder mit Verstand wünschte sich auf keinen Fall in diese schmuddelige und gewalttätige Zeit zurückversetzt zu werden. Dazu gehört auch die Kriegsführung, die sowas von heftig war und Scott ließ das Blut spritzen und Achtung Pferdeliebhaber – hier fällt das ein oder andere dem Breitschwert zum Opfer oder der Lanze. Über die Performance Matt Damons und Adam Drivers als Kontrahenten kann man nur Gutes sagen wie auch über die Hauptdarstellerin Jodie Comer, die dieses Jahr bereits in „Free Guy“ neben Ryan Reynolds zu sehen war. Ben Affleck war in jamesbondigem Bösewicht Strohblond gewöhnungsbedürftig, aber gut dafür brillierte mal wieder Alex Lawther als Karl VI, wenn es auch nur eine kleine Rolle war und er den etwas Irren König spielte und historisch gesehen so nicht dorthin passte, aber da stimmte einiges nicht. Egal. Sehempfehlung.
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Den habe ich leider auch – im Kino – verpasst. Der war leider super schnell wieder weg vom Fenster, jetzt warte ich auf das Leihvideo. Matt Damon spielt den ungebildeten Kämpfer und Adam Driver den gebildeten Verführer/Vergewaltiger, nicht? Andersherum würde ich es in meinem Kopf auch nicht zusammenbekommen. Nur noch mal nachgefragt. 😃 Jodie Comer fand ich schon in der Serie „Killing Eve“ so großartig, konnte die Serie leider nicht bis ganz zu Ende gucken, weil mir Sandra Oh so auf die Nerven ging.
Ja genau, kam das so im Text nicht rüber? Andersherum hätte das für mich auch nicht funktioniert :))
Die Serie hatte ich mal auf dem Schirm, aber einfach keine Zeit.
Es kann sein, dass ich was überlesen habe, aber kam für mich nicht richtig rüber. Matt Damon kommt im wahren Leben ja immer mit nicht so hellen Sprüchen daher, daher kann ich ihn bestimmte Rollen gar nicht mehr abnehmen. 😃
Wie letztens schon erwähnt, hat mir der Film wirklich gut gefallen. Besonders natürlich der, höchstwahrscheinlich von einer Frau geschriebene dritte Akt (auch gut gemacht, wenn im Titel nur noch „die Wahrheit“ steht). Ich mochte, wie sie (ihren Freundinnen) gegenüber erwähnt, wie gutaussehend le Gris ist und ihr die Aussage nachher um die Ohren fliegt. Überhaupt, dass auch ein attraktiver Mann eine Frau vergewaltigen kann und eine Frau natürlich niemals von einer Vergewaltigung schwanger werden kann (die Aussage hat doch gerade erst ein erzkonservative Richter in den USA getätigt) Ansonsten natürlich erschreckend, dass die Frauen Besitz der Männer waren (aber auch das ist in einigen arabischen Ländern leider noch heute so), und demzufolge landeten die Männer anstelle der Frauen auch vor Gericht.
Jodie Comer und Alex Lawther (bei dem König stimmte eindeutig was nicht, aber anhand seines Spiels wusste ich nicht, was) am besten gefallen. Matt Damon hat mich leider immer wieder rausgeworfen, er passte für mich einfach nicht in die Zeit – das hat auch das MakeUp nicht ändern können und Ben Affleck habe ich tatsächlich bis zum Ende nicht erkannt. Mir ging dieser blonde Typ auf die Nerven, daher habe ich ihn auch nicht weiter beachtet.
😂 ja Ben Affleck sah hier wirklich schräg aus.
Lawther hatte ich mal auf der Berlinale in einem Trudie Styler Film gesehen. War wohl seine erste Rolle und er spielte einen homosexuellen Jugendlichen. Dieses leicht tuntige hat er beibehalten, fand ich aber okay. Vielleicht wirkte er hier zu jung.
Ja guter Film.