AufruhrImWaldOderObRotOderBlauDasSchwarzeSchafSiehtAlles

The Other Lamb von Malgorzata Szumowska

Directed by Małgorzata Szumowska
Produced by  Aoife O’Sullivan, Tristan Lynch, Marie Gade Denessen
David Lancaster, Stephanie Wilcox
Written by C.S. McMullen
Starring  Raffey Cassidy, Michiel Huisman, Denise Gough
Music by  Rafaël Leloup, Pawl Mykietyn
Cinematography Michał Englert
Edited by Jaroslaw Kaminski
Production companies: Rumble Films, Subotica Entertainment
Zentropa, Rooks Nest Entertainment
Distributed by IFC Midnight
Release date 6 September 2019 (TIFF)
3 April 2020 (United States)
Running time 97 minutes
Country  United States, Ireland, Belgium
Language English
Box office $6,024

Selah lebt tief in den Wäldern in einer religiösen Gemeinschaft von Frauen, die ihrem „Shepherd“, dem einzigen Mann in ihrer Mitte bedingungslos folgen. Was er sagt ist heilig und dem ist unbedingt folge zu leisten. Der Shepherd hat viele Töchter und viele Ehefrauen und Selah ist mitten in der Pubertät, wird gerade zur Frau und weckt Begehrlichkeiten bei ihrem Vater und Zweifel bei ihr selbst, ob das alles hier so richtig ist.

Ich persönlich habe noch keinen Film Małgorzata Szumowskas gesehen und kann daher nicht beurteilen in wie fern sich dieser von ihren vorherigen Werken abhebt, nichtsdestotrotz bin ich mir fast sicher, dass dies der einzige Film von ihr bleiben wird, den ich gesehen haben werde.
Das liegt daran, dass „The Other Lamb“ thematisch sehr anders klingt als ihre anderen Filme und ich auch nicht glaube, dass sie sich weiter in diese Richtung bewegen wird oder womöglich in Richtung Mystery-Horror.
Bei den Besuchern der diesjährigen FF-Nights ist der Streifen überraschend zwiespältig aufgenommen worden, um nicht zu sagen, der Großteil der männlichen Seher fand in total langweilig und zu zweifarbig. 
Nun gut, vielleicht ist „The Other Lamb“ tatsächlich eher ein Film, der Frauen anspricht, wer weiß, mir hat er wirklich gefallen.
Vorschub gab meiner Urteilsfindung natürlich Michiel Huisman, der als Feindbild bei mir immer super funktioniert und als Unsympath ideal besetzt ist.
Er spielt hier diesen einen Sektenführer, „The Shepherd“, der eine nicht unbeachtliche Menge an Frauen um sich scharen konnte, die ihm blind vertrauen und sich ihm im Sinnen auf Erlösung freiwillig anschlossen. Scheinbar treibt er diese Sache schon eine ganze Weile, denn zu der Gruppe gehören auch seine Töchter, die im Gegensatz zu den rotgekleideten Frauen, blaue Kleider tragen.
Und ja, die Frage, warum man hier keine Söhne sieht beantwortet sich irgendwann, aber man weiß es im Grunde, wenn man sieht wie der Schäfer seine Lämmer und Schafe behandelt und seine „Lehre“ verbreitet.
Und ja, es ist auch offensichtlich, was passieren wird oder muss, wenn der Schäfer seinem Verlangen nicht mehr Einhalt gebieten kann und er der kommenden Generation seine Zuneigung zuteil werden lassen wird, denn die Gier steht ihm auf der Stirn geschrieben, sieht er unsere Protagonistin Selah an, die seine 15 jährige Tochter ist.
Selah ist der Sekte aufgewachsen und sieht nichts Falsches am Verhalten ihres Shepherds, sie kokettiert sogar mit seiner Zuwendung. 
Die Gemeinschaft lebt mitten im Wald, fast im Nirgendwo und ohne technische Hilfsmittel, ohne etwas zu produzieren, nur von dem, was ihre Schafe so hergeben. Die Frauen kleben an den Lippen und am Rest vom Sherpherd und alles geht seinen Weg. Doch Selah pubertiert und wird langsam erwachsen und setzt sich damit das erste Mal mit den Unreinen Frauen der Gemeinschaft auseinander. Eine davon ist und bleibt ausgestoßen, sieht aber keine Perspektive außerhalb der Sekte. Selah beginnt zu beobachten und auch an zu denken, denn es kommen auf einmal mehrere Ereignisse zusammen: sie müssen den Wald verlassen und beschwerlich an einen anderen Ort ziehen, eine Frau gebiert ein Kind und stirbt, das Kind ist ein Junge, Selah bekommt ihre erste Periode und alle Ehefrauen verschwinden über Nacht, als sie endlich einen neuen Wohnort gefunden haben.
Wie erwähnt, wirklich viel passiert hier nicht und alles ist für meinen Geschmack sehr vorhersehbar, dennoch hat mir „The Other Lamb“ gefallen, denn hier ging es weniger um Vorhersehbarkeiten, vielmehr um das Ausbrechen aus starren und gefährlichen Strukturen, das Losmachen von Unterdrückung und der Abrechnung mit falschen Götzen.
Kein Film für jedermann und auch kein Film, den ich noch einmal sehen müsste, nichtsdestotrotz ein guter Film mit einer eigenen Bildsprache, denn geredet wird nicht wirklich viel und einer guten Raffey Cassidy als Selah.

 

8 Gedanken zu „AufruhrImWaldOderObRotOderBlauDasSchwarzeSchafSiehtAlles“

  1. Das war der erste Film, den ich nach vielen Monaten mal wieder im Kino sehen konnte… und dann war der so schnarchig! Daher unterstütze ich deine These, dass ein Großteil der Männer den Film langweilig fand.

    Tatsächlich aber ist Michiel Huisman bei mir eher positiv besetzt, ich fand ihn ja recht sympathisch in seinen Rollen in Nashville, Orphan Black und Hill House. Allerdings konnte ich in dieser Rolle nicht nachvollziehen, warum die Frauen ihm folgen. Ich finde, er strahlt hier fast gar nichts aus.

    Optisch ist der Film allerdings top, die Landschaft wird sehr eindrucksvoll auf die Leinwand gebannt.

    1. :)) ja, ich habe auf den Nights kaum ein gutes Wort zu dem Film gehört. Ist auch okay.
      Warum Frauen bestimmten Männer folgen, werden nur sie wissen, dass ist selten nachvollziehbar. Charisma wird da überschätzt :))
      Huisman, ja, das wird nix mehr mit mir und ihm. Hill House fand ich nicht gut Orphan Black und Nashville kenne ich kaum, nur noch ein paar Spielfilme mit ihm. Ich finde ihn immer sehr blass und langweilig.

  2. Ich habe auch noch keinen Film dieser Filmemacherin gesehen, aber ihrer Filmographie nach, streckt sie ihre Fühler wirklich in alle möglichen Richtungen aus. Der klingt für mich hier auch ganz gut. Huisman habe ich vorwiegend aus The Age of Adeline in Erinnerung. Der hat doch was, vor allen Dingen schöne Haare. :))

    1. Ich denke auch, sie probiert sich in verschiedenen Richtungen. Dass sie in diesem Genre bleibt glaube ich fast nicht.

      1. Ich werd da aber sicher mal reingucken. Allein schon, um zu sehen, ob es vielleicht ja doch (trotz der so unterschiedlichen Genre) eine sichtbare Handschrift gibt…

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