NonnenPowerUndDerMittelweg

The New Pope von Paolo Sorrentino

Created by Paolo Sorrentino
Written by Paolo Sorrentino, Umberto Contarello, Stefano Bises
Directed by Paolo Sorrentino
Starring. Jude Law, John Malkovich, Silvio Orlando, Cécile de France
Javier Cámara, Ludivine Sagnier, Maurizio Lombardi, Marcello Romolo
Mark Ivanir, Henry Goodman, Massimo Ghini, Ulrich Thomsen
Opening theme. „Good Time Girl“. by Sofi Tukker (feat. Charlie Barker) (episodes 1–6), „Watchtower“ (Instrumental). prod. by Labrinth (episodes 7–9)
Composer(s) Lele Marchitelli
Country of origin Italy, France, Spain
Original language(s) English, Italian
No. of episodes 9 (list of episodes)
Production
Executive producer(s) Lorenzo Mieli, Mario Gianani, Riccardo Neri
Elena Recchia, Paolo Sorrentino, Jude Law, Caroline Benjo, Carole Scotta
Simon Arnal, Jaume Roures, Javier Méndez, Nils Hartmann, Sonia Rovai
Davide Bertoni
Producer(s). Ben Jackson
Production location(s) Rome, Venice, Abruzzo, United Kingdom
Cinematography Luca Bigazzi
Editor(s) Cristiano Travaglioli
Camera setup Single-camera
Running time 47–60 minutes
Production company(s) The Apartment, Wildside, Haut et Court TV, Mediapro
Sky Studios
Distributor Fremantle
Release
Original network
Sky Atlantic (Italy)
HBO (US)
Canal+ (France)
Picture format
2160p (UHD)
1080i (HDTV)
First shown in Italy
Original release 10 January – 7 February 2020

Neun Monate und etliche missglückte Herztransplantationen später, liegt Papst Pius XIII weiterhin im Koma und Staatssekretär Voiello beschließt, dass es Zeit wird einen neuen Papst zu wählen auch um zu Verhindern, dass Pius zum Kultobjekt wird. Überraschenderweise hält er sich selbst für den geeignetsten Kandidaten, hat jedoch in Kardinal Hernández einen starken Gegenkandidaten und wählt darum den leichten Weg über die Wahl Kardinals Tommaso Viglietti.
Der kann sein Glück kaum glauben, nennt sich Papst Franziskus II und will alles Kirchengut veräußern und die Kardinäle in Demut und Armut zurücklassen.
Die Uhr tickt, Pius hebt im Koma einen Finger und stöhnt und Franziskus ist Geschichte.
Nun ist guter Rat teuer, eine erneute Pleite wie Papst Franziskus ist zu vermeiden, aber Voiello selbst wird es schwer gegen Hernandez haben, warum man versucht Kardinal John Brannox, den Mann des Mittelweges als Papstkandiaten zu gewinnen. Mit Erfolg.

Nun ist es mittlerweile ein paar Wochen her, dass ich „The New Pope“ gesehen habe und unbestritten ist auch die Staffel ganz hervorragend, dennoch mit deutlichen Schwächen im Vergleich zu „The Young Pope“
Was auf jeden Fall in Erinnerung bleibt sind die poppigen, sexy Vorspänne, in denen sich die Nonnen des Vatikans mehr oder weniger angezogen durch den Schlafsaal und das Leuchtkreuz räkeln und tanzen, später dann Pius mit heiliger Badehose am Strand. Nur deshalb lohnt es sich die neun Folgen zu sehen, aber natürlich hat „The New Pope“ mehr zu bieten.
Leider muss ich sagen, dass es gut drei Folgen gebraucht hat, bevor die Staffel fahrt aufgenommen hat.
Ich bin mir nicht sicher, ob es Papst Franziskus II gebraucht hätte, aber letztendlich war es ein genialer Schachzug. Alleine die Idee ein Papst käme auf die Idee die Kirche ihres Geldes und ihrer Schätze zu berauben – für die Armen und allen „Mitarbeitern“ ein Leben in Armut aufzudrücken ist schon großartig. Die Panik der an ihren Luxus gewöhnten Kardinäle wäre wohl 1:1 Realität und so konnte es auch keine andere Lösung geben, als dass der Mann einen plötzlichen Tod erleidet. Selbst der im Koma liegende Papst Pius konnte das nicht mit ansehen und wie man mutmaßen kann, war er es, der den Vatikan befreit hat.
Doch unser schöner Papst liegt da nun im Koma, seit fast einem Jahr und es muss etwas passieren Ein radikaler Pius-Anhänger-Kern hält in Venedig Wache und die Götzenanbetung nimmt ein Ungutes Format an. Der Extremismus bedroht die Kirche. Ob es der Äußere durch Islamisten ist oder der innere durch extrem konservative Strömungen. Während Pius nur auf den strengen Glauben, weniger auf Nächstenliebe setzte, ist Franziskus II das extreme Gegenteil, doch was die Kirche braucht ist der gesunde Mittelweg und der verkörpert sich in Kardinal Brannox unseren neuen Papst Johannes Paul III. Gespielt wird der abgöttisch gut von John Malkovich, der diesen überlegten Kirchendiener seinen ganz besonderen Charme und sexiness gibt.
Aber auch der Mittelweg hat seine Hürden und man muss Kompromisse eingehen, die eher einem sauren Apfel gleichen und Pius irgendwann wieder auferstehen lassen.
Bis dahin kann der versnobte Ex- Sir John Brannox, nun Papst Johannes Paul III groß auftischen, richtiges Essen, keine Cherry Coke light, kein Haferschleim und ja, er leiht sein Ohr den Promis. Von Marilyn Manson, der dachte, er sitzt neben Pius XIII, bis Sharon Stone, die ihren Beinüberschlag nicht wechseln darf, aus bekannten Gründen.
Doch Brannox trägt eine schwere Last. Während Pius seine Eltern suchte, plagt John der bereits Jahrzehnte herlegende Tod seines Zwillingsbruders. Seitdem ist er bei seinen Eltern in Ungnade gefallen und dann ist da noch eine geheimnisvolle Silberne Schatulle neben seinem Bett.
Ansonsten dominiert in „The New Pope“ fast schon Lust und Laster. Enge Vertraute des Papstes, heben ihre Mit-Sexkumpane in verantwortliche Finanzpositionen, Nonne werden schwanger, Esther wird von ihrem Mann verlassen und prostituiert sich, Sofia macht den Papst an und unterwirft sich den seltsamen Sexpraktiken ihres Ehemannes…Sorrentino übertreibt es und das in alle Richtungen und leider erinnert mich das in mancher Hinsicht auch wieder an seine Filme, die ich wegen ihrer „Altmännerfantasien“ nicht mag.
Glücklicherweise werden Sorrentinos Absurditäten und Sexträumereien immer wieder durch sehr intelligente und lustige Parts abgelöst und ja, ich bin ein Fan der „NonnenPower“. Die Mädels wachen endlich auf und wollen nicht nur die kardinälische Dreckwäsche waschen.
Ohne Zweifel, Sorrentinos Bildsprache ist genial und hier mit der Auswahl von Musik und dem ausnehmend gelungenen Cast etwas sehr besonderes. Hier liegt die Liebe im Detail, ob es das Neapel Merchandise auf Voiellos Schreibtisch ist oder das knappe Tuch über dem „wichtigsten Stück“ Pius‘. Alles hat seinen Sinn und Zweck.
Was die Darsteller angeht, ist John Malkovich ja immer gut, aber Silvio Orlando war und ist der Mann der Stunde und stünde er vor mir, würde
ich ihm wahrscheinlich die Hand küssen.
Zusammenfassend bin ich der Meinung, Sorrentino wollte etwas zu viel des Guten, ist etwas schwerfällig in den Tritt gekommen, dennoch lohnt sich die Sichtung „The New Pope“ unbedingt.

6 Gedanken zu „NonnenPowerUndDerMittelweg“

  1. Toll geschriebenes und ausführliches Review, das ich auch großteils teilen kann! Schauspieler und Bildsprache sind echt klasse, die Story hätte die ein oder andere Straffung verdient. Wer war das nochmal, die dem Papst sagte, er würde sie an John Malkovich erinnern? 😀

  2. Vielleicht hätte es Papst Franziskus II nicht gebraucht (Ich war tatsächlich auch überrascht, dachte John Malkovich würde früher auftauchen), aber sein Papstsein war wirklich konsequent und durchdacht und logischerweise nicht von langer Dauer. 😄

    Ist es denn nun so, dass Pius XIII hinsichtlich der Auferstehung, der Erscheinung und schließlich seinem Ende in dieser Staffel Jesus symbolisiert? Wofür stand dieser Tausendfüßler? Hat das irgendwas mit Sünde zutun, in der Box waren ja scheinbar Drogen?

    Ich bin ja mal gespannt, ob es nun tatsächlich zu einer dritten Staffel kommt. Sorrentino hat ja wohl eine Idee dafür und wenn es wirklich ein Prequel wird, bin ich dabei. Eine Fortsetzung kann ich mir nicht vorstellen, dafür war das Ende von „The New Pope“ einfach zu perfekt.

    1. Ja.
      Der Tausendfüssler stand für mich für Brannox langen Weg zu Selbsterkenntnis. Seine Drogensucht und das jahrelange Unausgesprochene mit seinen Eltern, seine Schuldgefühle.
      Und ja Brannox war noch als Papst drogensüchtig, ist dann aber auf Entzug.
      Nein bitte keine Fortsetzung. Das Ende war wirklich gut so wie es war.

      1. Ja. Jesus? 🤔

        Ja, genau auf Entzug und verliebt.

        Es wird ja als seine Vatikan-Trilogie angesehen. Ich habe gelesen, wenn er die Finanzierung bekommt, will er ein Prequel machen, das könnte durchaus nochmal interessant werden. Ansonsten finde ich auch, nichts am Ende ändern.

NurZuTrauDich!

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