True Detective Season 3 von Nic Pizzolatto für HBO
Deutscher Titel True Detective
Originaltitel True Detective
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Jahr 2019
Produktionsunternehmen: Anonymous Content, Lee Caplin / Picture Entertainment, Passenger
Länge 60 Minuten
Episoden 24 in 3 Staffeln (Liste)
Genre Krimi, Mystery, Drama
Titelmusik Staffel 3: Cassandra Wilson – Death Letter
Idee Nic Pizzolatto
Drehbuch Nic Pizzolatto
David Milch (Folge 20)
Graham Gordy (Folge 22)
Produktion Staffel 3: Peter Feldman
Kamera Staffel 3: Germain McMicking
Erstausstrahlung January 13 –February 24, 2019
Mahershala Ali als Wayne Hays, an Arkansas State Police detective and a Vietnam War veteran
Carmen Ejogo als Amelia Reardon, an Arkansas schoolteacher and aspiring writer who eventually marries Wayne Hays
Stephen Dorff as Roland West, Wayne Hays‘ partner detective and later a lieutenant in the state police
Scoot McNairy als Tom Purcell, a father of two missing children whose fate is tied to those of Wayne Hays and Roland West for over 10 years
Ray Fisher als Henry Hays, Wayne Hays‘ and Amelia Reardon’s son who has become a detective with the Arkansas State Police
Mamie Gummer als Lucy Purcell, Tom Purcell’s wife and mother of two missing children
Michael Greyeyes als Brett Woodard, a Native American trash collector and Vietnam War veteran
1980, Will und Julie Purcell, 12 und 10 Jahre alt fahren auf ihren Fahrrädern los, um mit einem Schulfreund zu spielen. Er soll einen kleinen Hund haben und hat Vater Tom keine Bedenken die Kinder gehen zu lassen.
Doch die Geschwister kehren nie zurück.
Detective Wayne Hays und sein Partner Roland West ermitteln in diesem Vermisstenfall und organisieren die Suche.
Nach der Ausweitung der Suche findet Hays Will tot in einer Höhle, die Hände zum Gebet gefaltet, doch Julie bleibt verschwunden.
Ein Fall, der Hays und West trotz Verhaftungen und Verurteilungen über 35 Jahre beschäftigt und 1990 wie 2015 erneut zusammenbringt.
Gut, ein Jahr habe ich gebraucht, um die dritte Staffel „True Detective“ zu sehen, aber immerhin, Nic Pizzolato hat vier Jahre gebraucht sie zu schreiben und das warten hat sich gelohnt. Zwar hatte ich so meine Anlaufschwierigkeiten, was mit der Titelmusik, Stephen Dorff oder vielleicht auch dem schwierigen Charakter der Hauptfigur Wayne Hays zu tun hatte, aber nach ein paar Folgen hatte ich mich eingepfriemelt.
Diese dritte Staffel unterscheidet sich von denen davor deutlich, denn neben dem ständigen Wechsel der Zeitebenenen, steht hier nicht nur ein langwieriger Entführungsfall im Mittelpunkt, sondern auch eine Person, nämlich Detective Hays, gespielt von Mahershala Ali. Hays ist ein komplizierter Mann. Als Vietnam-Veteran sichtlich gezeichnet macht er auch noch nach zehn Jahren bei der State Police, dass was er im Krieg machte: Aufklären. Er ließt Spuren, hat seine eigene Art zu ermitteln und beißt sich in jedem Fall fest. Er findet das tote Kind und er wird auch das verschwundene finden, selbst wenn es Jahrzehnte dauern wird.
Der Fall selbst scheint zunächst nicht außergewöhnlich zu sein: zwei Kinder verschwinden, eines wird tot gefunden, scheinbar gewaltsam gestorben, das andere bleibt verschwunden, vielleicht entführt, verkauft, misshandelt. Man weiß es nicht.
Die Meute hat schnell ihren Schuldigen ein weiterer Veteran, aber der hat Pech, denn er ist Ureinwohner, sammelt Schrott für seinen Lebensunterhalt und lebt zurückgezogen, weil er einfach traumatisiert ist. Doch der Mann muss dran glauben, wird als Schuldiger posthum verurteilt und man hat den Eindruck, das etwas vertuscht werden soll. Es ist ein wichtiges Jahr für Wayne Hays. 1980 bringt dieser Fall ihn und seine Frau zusammen und er muss seine Karriere als Detective beenden und sich von seinem Partner Roland West trennen. Darüber hinaus weiß Hays, dass der Fall nicht gelöst ist und als 10 Jahre später das FBI vor der Tür steht und ihn neu aufwickelt, ist er sofort dabei. Hays hat die Hoffnung wieder als Detective ermitteln zu können, denn während West mittlerweile Leutnant ist, sitzt er in der Öffentlichkeitsarbeit am Schreibtisch.
Doch auch dieses Mal wird der Fall geschlossen und mit einem neuen falschen Schuldigen ad acta gelegt. Hays Familienleben steht währenddessen unter Spannung, die Beziehung zu Frau und Kindern ist angeschlagen. Gute 25 Jahre später sehen wir Hays als alten Mann, mit Demenz, der seine Frau verloren hat und nun für eine „True Crime“ Show über den Fall erzählen soll. Scheinbar haben die Fernsehleute neue Ansätze und Beweise, Hays selbst hat immer wieder Gedächtnislücken, aber auch wichtige Eingebungen. Man weiß zunächst nicht, ob er die „neuen“ Fakten nicht bereits weiß, doch langsam entwirrt sich die Geschichte und die Zeitsprünge zeigen uns nicht nur Enttäuschungen und falsche Fährten, sondern tragen zur Aufklärung in der Gesamtheit bei und offenbaren uns am Schluss einen hochkomplexen Charakter Wayne Hays, eine erstaunliche Liebesgeschichte wie auch eine interessante Auflösung.
Wer sich vor den stets parallel laufenden, bzw. überlappenden Zeitebenen fürchtet, dem sei gesagt, man gewöhnt sich daran und irgendwann gegen Ende bekommen sie einen mystischen Aspekt, denn mehr als einmal dreht sich Hays um und fühlt sich beobachtet und ja, es ist er selbst, der auf sich in diesem Augenblick zurücksieht wie er auch Visionen hat, in denen ihm seine verstorbene Frau weiterhilft oder ihn der Krieg heimsucht.
Zusammenfassend ist auch die dritte Staffel „True Detective“ wieder ganz hervorragend. Mahershala Ali ist einfach unerhört gut und kaum zu glauben, dass er Pizzolatto überreden musste die Rolle zu bekommen. Nicht auszudenken, wie die Geschichte ohne ihn gelaufen wäre, mit einem weißen Ermittler, ohne all die rassistischen Hürden, die Tiefe und Besonderheit der Figur und seiner Familie und diesem herausragenden Darsteller, der es schafft alle anderen um sich herum mitzuziehen. So ist tatsächlich auch Stephen Dorff neben ihm erträglich und wird zu einem richtig warmen Typen, im Sinne von warmherzig natürlich.
Es lohnt sich, wirklich. Die Gewalt ist dosiert und heftig, die Maske und Effekte ausnehmend gut, die Darsteller harmonisch und die Story true Crime eben.
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Wenn ich an die 3. Staffel denke, habe ich komischerweise nur noch Mahershala Ali und das Setting in Erinnerung. Musste nochmal nachlesen, was mich damals am Ende beschäftigte. Haben Dich die Szenen mit Waynes Tochter nicht verwirrt? Entsprang ihr Dasein Waynes Fantasie? Vielleicht habe ich da auch zu viel reininterpretiert. Wie deutest Du die allerletzte Szene, als Wayne (fast) in die Kamera blickt? Habe ich es richtig verstanden, dass Du glaubst, dass er auf sich selbst (und sein Leben) zurückblickt?
Nein die Tochterszenen haben mich nicht verwirrt. Ich denke, sie hatte ein großes Problem mit der Demenz Waynes umzugehen und die räumliche Trennung konnte Wayne selbst nicht mehr deuten. Seinen Sohn sah er regelmäßig, doch dass die Tochter nicht da war, verstand er falsch. Außerdem denke ich, dass es 1990 einen Bruch gab. Wayne rastete aus, als die Kleine weglief und ging zu weit. Das war sicher auch ein Grund, warum er letztendlich den Dienst quittierte, um solche Reaktionen zu unterdrücken.
Als Wayne entdeckte, dass Julie noch lebt, hatte er ja einen Demenzschub. Ich denke dieser Blick war eine Art Erkenntnis, ein kurzer Lichtblick. So wirkte das auf mich. Aber natürlich blickte er auch immer wieder auf den Fall und sein Leben zurück, in dem er sich immer wieder für seine Frau und die Familie entschieden hat.
Der Schluss im Dschungel bedeutete für mich, dass ein großer Teil von ihm Vietnam nie verlassen hat, und vielleicht auch das Dickicht des Gedächtnis, in der Demenz, wer weiß :))
Aha, interessant. Ich war mir nicht so sicher, ob die Tochter tatsächlich am Schluss in der Szene auf der Veranda tatsächlich existiert, weil sie von allen anderen ignoriert und auch nicht begrüßt wurde. Wie ich es damals gesehen habe, vielleicht sogar seinem Wunschdenken entsprach, seine Familie samt Tochter und Roland um sich zu haben. Aber wie gesagt, mir ist die Staffel heute selbst kaum noch präsent, ich hoffe, dass Du „The New Pope“ zeitnaher guckst und Deine Analyse preisgibst – wahrscheinlich siehst Du da alles glasklar. :))
Natürlich kann man das auch so interpretieren und ich denke, es ist auch so gewollt. Die Auflösung war ja auch zu schön um wahr zu sein und der Blick kann auch die Erkenntnis gewesen sein, dass das nicht die Realität ist, aber das muss jeder für sich entscheiden. Da sage ich immer: es gibt keine ultimative Wahrheit, es sei denn, der Autor sagt: es ist so und so.
Und bei der Papstserie ist auch Raum zur Interpretation? Oje :))
Nur die zweite Staffel, die ist voller Symbolik. Bibelfest bin ich ja gar nicht, daher bin ich auf Deine Analyse super gespannt.