Tully von Jason Reitman
Directed by Jason Reitman
Produced by Aaron L. Gilbert, Jason Reitman, Helen Estabrook, Diablo Cody, Mason Novick, Charlize Theron, A.J. Dix, Beth Kono
Written by Diablo Cody
Starring Charlize Theron, Mackenzie Davis, Mark Duplass, Ron Livingston
Music by Rob Simonsen
Cinematography Eric Steelberg
Edited by Stefan Grube
Production company Bron Studios, Right of Way Films, Denver and Delilah Productions
Distributed by Focus Features
Release date January 23, 2018 (Sundance), May 4, 2018 (United States)
Running time 96 minutes
Country United States
Language English
Box office $9.6 million
Eigentlich kann man Marlo mittlerweile nicht mehr als junge Mutter bezeichnen und eigentlich hat sie mit den beiden älteren Kindern Sarah und Jonah schon genug zu tun, denn Jonah ist verhaltensauffällig und hat autistische Züge.
Doch da kommt es nun, das ungeplante dritte Kind und Marlo hat das Angebot ihres Bruders für eine Nachtnanny abgelehnt, denn sie schafft das schon.
Fail. Bereits nach wenigen Tagen wächst ihr alles über den Kopf und der rettende Anruf wird getätigt. Und welch Überraschung als Tully vor der Tür steht und mit der Leichtigkeit einer Fee alles in die Hand nimmt und Marlo eine ruhige Nacht verschafft. Natürlich ist Tully für Marlo bald unersetzlich und zudem eine gute Freundin, die sie aus dem täglichen Trott befreit.
„Tully“ ist die bereits dritte Zusammenarbeite Jason Reitmans und Diablo Codys, die zweite der beiden mit Charlize Theron, die für mich hier eine gute Wahl war.
Theron lässt sich ja nicht lumpen, wenn sie für einen Film Körpereinsatz zeigen muss und so verschaffte sie sich mit Hilfe des ein oder anderen Burgers die natürliche Figur einer Mutter und das auch nach der Geburt. Keine Schönungen, keine schwangerschaftlichen Glücksmomente, kein Zauber der Geburt und schon gar keine Zeit für SitUps, um irgendeine Traumfigur wieder herzustellen.
Codys Figur Marlo ist Mutter. Sie liebt ihre Kinder und versucht alles für ihren zurückgebliebenen Sohn zu tun, wobei das Wort Autismus hier vermieden wird, die Verhaltensweisen des Jungen, aber keinen anderen Schluss zulassen. Marlo ist nicht perfekt, sie fühlt sich leer und hat weder die Muße aufzuräumen, noch anständig zu kochen. Man hat den Eindruck, die funktioniert nur noch, irgendwie. Ihr Mann Drew ist ein ganz lieber, aber da hört es auch schon auf. Er arbeitet an seiner bescheidenen Karriere, hilft den Kindern bei den Schulaufgaben und dann geht er ins Bett daddeln. Keine Unterstützung für Marlo also.
So sehen wir eine Situation wie voll aus dem Leben gegriffen und ich als Nichtmutter fragte mich, warum tun sich die Leute sowas an?
Doch es gibt ein Leuchten am Horizont, denn Marlo nimmt das Geschenkt ihres Bruders an und holt sich die Nachtnanny Tully ins Haus. Die ist schon zu gut, um wahr zu sein: eine perfekte Nanny und zunehmend auch Marlos Freundin. Tully kümmert sich um Baby Mia, sie putzt das Haus, backt Muffins mit lustigen Gesichtern und freut sich, dass es Marlo besser geht, denn die hat wieder so richtig Freude am Leben.
Natürlich hat Tully einen Haken wie wir schmerzlich miterleben müssen, worauf ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte.
Ich kann nicht sagen, dass mir „Tully“ nicht gefallen hätte, vielleicht war er mir etwas zu melancholisch. Dennoch, ich mag Codys Humor, ihre Sicht der Dinge und ich kann mir gut vorstellen wie Kinder, Haushalt und Beruf einen schnell überfordern können. Dass das Bild der auch körperlich perfekten Mutter wie es heute ja gerne von Promis und einigen Medien angepriesen wird völliger Quatsch ist, müsste spätestens nach diesem Film jedem klar sein.
Kinder sind eine tolle Sache, sie sind aber anstrengend, insbesondere, wenn nicht beide Partner gleichermaßen an einem Strang ziehen.
So ist es irgendwie auch ganz typisch, dass Drew sagt: „Ich habe mich auch gewundert, dass sie die Kinder alleine lässt“ und auf die Frage: „Aber sie waren doch da!“ antwortet: „Ach ja natürlich“.
Besser kann man das Verhältnis dieser und vieler Elternbeziehungen wohl nicht in Worte fassen.
In „Tully“ entzaubern Reitman und Cody den Mythos Eltern ohne ihn zu demontieren und zeigen uns ein zuweilen sehr trauriges, aber auch humorvolles Bild einer Mutter, die versucht sich und der Gesellschaft gerecht zu werden.
Durchaus sehenswert mit einer tollen Charlize Theron und ebenso guten Mackenzie Davis.
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Ich habe ihn auch letzte Woche gesehen und wir sind in unserer Punkte/Buchtstaben-Vergabe sehr nah. Ich weiß nicht, ich fand den Film gut, aber irgendwie habe ich gedacht, er gefällt mir noch besser. Charlize Theron war mega. Mackenzie Davis mag ich total gerne.
Ganz genau, ich hatte auch angenommen, dass er mir besser gefällt, aber irgendwie hatte er so eine ernüchternde Melancholie, dass der Funke nicht so ganz übersprang. Nichtsdestotrotz tolle Leistungen der beiden Hauptakteurinnen.