The Hateful Eight von Quentin Tarantino
Directed by Quentin Tarantino
Produced by Richard N. Gladstein, Shannon McIntosh, Stacey Sher
Written by Quentin Tarantino
Starring Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Demián Bichir, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern
Music by Ennio Morricone
Cinematography Robert Richardson
Edited by Fred Raskin
Production company FilmColony
Distributed by The Weinstein Company
Release dates December 8, 2015 (Cinerama Dome premiere), December 25, 2015 (United States)
Running time 187 minutes (Roadshow version)
167 minutes (General version)
Country United States
Language English
Budget $44 million
Box office $102.8 million
Einige Jahre nach dem amerikanischen Bürgerkrieg bahnt sich eine Postkutsche mit ihrem Fahrer O.B. den Weg nach Red Rock durch den Schnee. Ein Blizzard kommt auf, doch die zwei Passagiere, Kopfgeldjäger John ‘The Hangman’ Ruth, und seine Gefangene Daisy Domergue, werden aufgehalten.
Zunächst begehrt ein weiterer Kopfgeldjäger, Major Marquis Warren, samt toter Beute die Mitfahrt und kurze Zeit darauf der angeblich zukünftige Sheriff von Red Rock, Chris Mannix. Als der Sturm immer stärker wird, macht die Kutsche einen Nothalt in Minnies Miederwarenladen, in dem sich bereits Gäste befinden. Neben dem Henker von Red Rock, Oswaldo Mobray, sitzen der ehemalige Konföderierten-General Sanford „Sandy“ Smithers und der Cowboy Joe Gage im Raum.
Warren ist misstrauisch, denn statt Minnie und Sweet Dave kümmert sich Bob, der Mexikaner um die Gaststätte. Auch Ruth hat so seine Bedenken, denn er weiß, Daisy hat einen Verbündeten, der mit Sicherheit versucht sie vor dem Galgen zu retten.
Ja holla. 187 Minuten in Panavision und Dolby ATMOS haben es in sich.
Nicht dass ich nur eine Sekunde durchgehangen hätte; dafür hat Tarantino die Zügel zur zweiten Hälfte einfach zu straff angezogen und seinem dialoglastigen, Kammerspiel-Western zu viel Splatter beigemischt.
Quentin macht das ganz geschickt, uns 3 Stunden bei Laune zu halten: seinem Stil entsprechend, packt er seine Geschichte in sechs Kapitel, wobei er ruhig und fast schon im romantischen Westernlook beginnt. Eine verschneite Landschaft und eine Postkutsche, die es eilig hat einem Schneesturm zu entkommen. Dann die erste Unterbrechung: ein Mann hält die Kutsche an, weil sein Pferd gestorben ist und er Hilfe braucht. Zähneknirschend darf er der exklusiven Fahrt beiwohnen, denn die hat ein Ziel: Red Rock und bringt einem der Gäste viel Geld, dem anderen den Galgen.
Doch wie es der liebe Herrgott so will, treffen sich heute alle Seiten des Gesetzes und der Gegenseite, wobei nicht wirklich klar ist wer wo steht oder liegen wird.
Kopfgeldjäger, Sheriff, Henker, Südstaaten, Nordstaaten, schwarz, weiß, gut, böse – hier prallt alles aufeinander. Parteien, die noch vor wenigen Jahren gegeneinander im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft haben, lästige Gefangene erschossen oder eigene Leute geopfert haben; Lügner für eine bessere Welt, gute Kaffeekocher, Muttersöhnchen, ein grundguter Kutscher, der immer den Kürzeren zieht und ein Plumpsklo, das echt weit vom Haus weg steht.
Je weiter die Kapitel fortschreiten, desto mehr erinnert das mittlerweile im inneren von „Minnis Miederwarenladen“ spielende Kammerspiel an „Reservoir Dogs“.
Aberwitzige Dialoge und Szenen, die zwischendurch mehr Kasperletheater sind als alles andere, nur um dann wieder mit der Faust ins Gesicht zu schlagen und zu sagen: hey, so einfach ist das hier nicht.
Großartige Darsteller, wobei ich meinen Hut vor Jennifer Jason Leigh und Samuel L. Jackson ziehe, Bob den Mexikaner wirklich mochte wie auch den hässlichen Cowboy und natürlich Kurt Russell mit Backenbart, der auch hier mehr als perfekte Ausstattung ist.
Einzig Tim Roth fühlte sich nach Platzhalter an. Für den einen, aber glücklicherweise nicht anwesenden. Hätte man dran feilen sollen, so kommt er leider nur wie ein Abklatsch rüber.
Daneben ist „The Hateful 8“ fantastisch ausgestattet, was in Panavision extrem gut rüberkommt. Diese Bildbreite und die vielen Details, die hinter und neben den Agierenden zu beobachten sind, sind ein fest für die Augen. Ich stehe auf Austattungsfetischisten und neben den großartigen Kostümen, war dieser eine Raum so spannend bestückt, dass die Augen ständig gefordert waren.
Gut, ich will nicht verhehlen, dass der Film echt brutal ist. Daisy Domergue muss einstecken. Neben Veilchen, gibt es eine gebrochene Nase und etliche Blessuren. Sie wird nicht anders behandelt, als irgend ein männlicher Verbrecher zu jener Zeit. Das wird so manchem Aufstoßen wie auch die Blutfontänen, die zu Ende hin mit umherfliegender Gehirnmasse konkurrieren, was wiederum einige Damen „nur mal schnell aufs Klo“ verschlug.
Andererseits glaube ich nicht, dass eine dieser alten Waffen weniger Wunden schlugen. Blutfrei schießen ging damals nicht (heute auch nicht) und hatte dann auch irgendwie was befreiend komisches. Quentin eben.
Der Score von Morricone bracht keine Überraschungen. Wer mit dem Werk des Künstlers vertraut ist, weiß, dass er sich gerne auch mal wiederholt, außerdem wurden alte Sachen
aus dem Originalscore von „The Thing“ und aus dem 2. Exorzisten mit verwendet. Die White Stripes und Roy Orbison waren gut, David Hess hätte nicht sein müssen.
Insgesamt ein Film, den ich sehr mochte, sicherlich ein weiteres Mal sichten werde, der aber nicht mein Lieblingstarantino wird, der dennoch ein außergewöhnlich guter Western ist.
NurZuTrauDich!