Insektenhatz

Ender’s Game von Gavin Hood

In einer nicht zu fernen Zukunft wird die Erde von einer außerirdischen Rasse, den Formics, attackiert und fast zerstört. Millionen Menschen ließen ihr Leben und es war nur dem Mut des Flottenkommandanten Razor Rackham zu verdanken, dass die Aliens besiegt wurden. Rackham stürzte sich mit seinem Düsenjäger in ein Mutterschiff was zur allgemeinen Aufgabe der Aliens führte.
Doch auch 50 Jahre später ohne Angriff ist das oberste Kommando der internationalen Flotte noch immer in Kriegsbereitschaft und fährt ein Programm, in dem die fähigsten Kinder militärisch ausgebildet werden um den einen Nachfolger Rackhams zu finden. Dieses Wunderkind soll die Erdflotte anführen den ultimativen Schlag gegen die Formics anzuführen.
Große Hoffnung setzt das Kommando dabei in Familie Wiggins, im speziellen nun in das dritte Kind Ender Wiggins, ein Ausnahmetalent, der sich auch zu bewähren scheint.

Nun kenne ich das, bzw. die Bücher von Orson Scott Card nicht, vielleicht wäre ich dann vorgewarnt gewesen, was mich hier für eine Geschichte erwartet; etwas Richtung Starship Troopers, Military SF faschistisch angehaucht.
Nach dem Sieg über eine Alienrasse und deren über 50 jährigen nicht mehr Auftauchens, schieben alte Männer in der Regierung und Militär noch immer Hass- und Rachegelüste, erzählen der Bevölkerung etwas von möglichen Neuangriffen, um aufzurüsten und Kinder zu missbrauchen militärische Kampfmaschinen zu werden, die ihre Handlungen nicht hinterfragen und alles eher wie ein Spiel sehen.
Die Ausbildungsmethoden sind streng militärisch selektiv und gehen soweit, dass versucht wird Ender zum perfekten Anführer zu machen, indem er von den anderen emotional isoliert wird.
Gut Ender ist mehr als ein intelligentes Kind ohne Empathie und er durchkreuzt die Abläufe der Ausbildung durch seine sozialen wie emotionalen Kompetenzen, die schlechte Grundstimmung bleibt jedoch im Film und wird ausgerechnet durch Harrison Ford als Colonel Hyrum Graff überzeugend verkörpert.
Zu verherrlichen, dass Kinder, die aufgrund ihrer hohen Aufnahme, Lern- und Reaktionsfähigkeit, natürlich auch ihrer Intelligenz militärisch gedrillt werden, um in den Krieg zu ziehen und den Feind zu vernichten halte ich für grenzwertig. Auch wenn am Schluss bestimmte Aspekte in Frage gestellt werden, gilt das nicht für das Prozedere an sich. Vielleicht ein Mangel des Films, der hier einfach zu wenig Gegenwehr gibt. Die Kinder haben auf jeden Fall ihren Spaß beim „großen Spiel“ und taktieren gegeneinander und sie rechnen nicht damit was am Schluss passiert, doch es stellt sich die Frage aller Fragen, wozu baut man Waffen und wozu sollte man eine molekulare Massenvernichtungswaffe bauen, wenn man nur einen Funken Willen zur Verhandlung hätte?
So viel Genialität und Gewitztheit, aber diesen Gedankengang haben unsere Nachwuchskämpfer dann nicht.
Unbedeutenden Fragen über Details wie insektoide Wesen ohne sowas wie Hände oder feines Greifwerkzeug ein Raumschiff bauen und bedienen sollen, stelle ich gar nicht.
Letztendlich lässt mich „Ender’s Game“ etwas zerrissen zurück. Einerseits halte ich ihn für reaktionären Militärtrash, der die Ausbeutung und geistige Verdrehung von Kindern gutheißt, andererseits gibt er wenigstens am Schluss klein bei und verleiht seinem Protagonisten Gerechtigkeitssinn und den Mut gegen den Strom zu schwimmen.
Technisch gemacht ist er ganz ordentlich und die Kinderdarsteller machen ihre Sache nicht schlecht, Ben Kingsley spielt auch noch mit, dennoch würde ich weder Buch, noch Film als kindgerecht ansehen oder wirklich guten SF.

Ender’s Game Directed by Gavin Hood Produced by Roberto Orci Alex Kurtzman Gigi Pritzker Linda McDonough Robert Chartoff Lynn Hendee Orson Scott Card Ed Ulbrich Screenplay by Gavin Hood Based on Ender’s Game by Orson Scott Card Starring Harrison Ford Asa Butterfield Hailee Steinfeld Viola Davis Abigail Breslin Ben Kingsley Music by Steve Jablonsky Cinematography Donald McAlpine Editing by Zach Staenberg Studio Chartoff Productions Taleswapper OddLot Entertainment K/O Paper Products Digital Domain Distributed by Summit Entertainment Lionsgate (USA) Constantin Film (Germany) eOne Momentum (UK) Davis Films (France) Release date(s) October 24, 2013 (Germany,[1] Austria) October 25, 2013 (United Kingdom[1]) November 1, 2013 (United States[1]) Running time 114 minutes[2] Country United States Language English Budget $110 million Box office $37,137,000


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10 Gedanken zu „Insektenhatz“

  1. TS gesehn. Naja…;-)

    Da hat mir „Die Horde“ (Gestern geguckt) schon besser gefallen.
    („HochhausSchaschlik“, wie du ihn betitelt hast. ;-D
    Natürlich nicht die belämmerte deutsche Cut-Version, sondern das Uncut-Original.
    Einmal gucken reicht aber völlig. Die Szenen zum Schluß hin mit all den gefräßigen
    Zombies sind schon heftig. Hat mich richtig ins Sofa gedrückt. ;-))

  2. Also nee, TS… 😉
    Ist denn das Ende wie im Buch? Ich nehme es mal an, deiner Rezi nach. Trotzdem, deine Einwände sind berechtigt. Natürlich war man in den späten 70ern und frühen 80ern noch nicht so kritisch wie wir es jetzt sind, nicht mal wir waren damals so kritisch :)) Aber man hat halt einiges gesehen und verdaut, und den Verstand geschärft (soweit vorhanden, was er bei uns ja war). Nee, dann lieber Starship Troopers, da stellen sich zwar ähnliche Dilemmas ein, z.B. beim Raumschiffbau, aber der ist was er ist und steht auch dazu.

    1. Keine Ahnung, aber ich glaube schon, denn er begibt sich ja auf die Reise nach einem geeigneten Planeten für die Formickönigin.
      Ja natürlich, hier merkt man die Entstehungszeit. Ein Hauch kalte Kriegs Romantik und so weiter, aber auch seinerzeit gab es durchaus Schriftsteller, die früher schon für heutige Verhältnisse gut durchdachte und menschliche Gesellschaftsbilder hatten.
      Komisch, dass bis heute so wenig über die Wichtigkeit von komplexen Tast- und Greiforganen bei technisch hoch entwickelten Zivilisationen nachgedacht wird. Selbst wenn man Hilfswerkzeuge hat, muss man die ja erstmal bauen und mit zweifingrigen Krallen geht das nun mal nicht :))

    2. Du vergreist schön langsam, Miss CDW!
      Seit 7 Tagen tut sich hier nix Neues! Komm mal wieder in die Puschen! ;-D
      Tja. Der „Community-Druck“ ist weg, gell! (blog.de) Du weißt schon was ich meine. 😉

      Gruß nach Börlin!

  3. *** SPOILERWARNUNG ***

    Hihi, in den hab ich mich nicht getraut, weil ich das Buch mag und mir nicht vorstellen kann, wie man’s filmisch gescheit umsetzen will, weil’s vor allem um Enders Innenleben geht.

    P.S. Im Buch hat man Ender erst nach dem gewonnenen Krieg erzählt, dass die Schlachten reell und nicht nur eine Schulsimulation waren (armer Kerl xD). War das im Film auch so? (Dein Artikel lässt mich grad was Anderes vermuten)

NurZuTrauDich!

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