ZweiKrankeGeisterImDreivierteltakt

The Master von Paul Thomas Anderson

The MasterInhalt:
Freddie Quell kehrt traumatisiert nach Kriegsende von seinem Marinedienst heim. Er ist Alkoholiker und betäubt sich zudem mit selbstgemischten Tinkturen aus Verdünnern, Torpedoöl oder was er auch zu greifen bekommt, denn mit nebenwirkungsreichen Flüssigkeiten kennt er sich aus. Doch die Substanzen machen sein Leiden nicht besser; alkoholisiert ist er extrem aggressiv.
So trifft er dann auch im Vollrausch als blinder Passagier auf einer Privatyacht auf den selbsternannten Meister, Möchtegern Philanthrop und Allroundwissenschaftler Lancaster Dodd.
Dodd nimmt sich Quells an und nimmt ihn in seine Gemeinschaft „Der Ursprung“ auf, doch Quell bleibt unberechenbar und ein Risiko für die Sekte.

Fazit:
Ich kann gar nicht beschreiben wie entsetzt ich bereits nach 10 Minuten auf die Leinwand schaute, dieser schrecklichen Filmmusik ausgeliefert und schwer erahnend, dass es sich bei weitem nicht um den erwarteten Filmgenuss handeln wird, der mir vorschwebte. Leider erstreckte sich mein Unbehagen über die gesamten 137 Minuten, die mir wie Tage vorkamen.
Zum Teil mag das an den äußerst unsympathischen Protagonisten Freddie Quell und Lancaster Dodd gelegen haben.
Freddie, dargestellt vom Overactingtalent Joaquin Phoenix, ist ein Billigjunkie. Hätte er Patex gehabt, hätte er sich damit das Gehirn weggebrezelt, so sind es die selbstgemischten alkoholischen Lösungen. Der Mann ist kriegstraumatisiert, praktisch nicht therapierbar und so auf die Welt entlassen. Aufgrund seiner selbstzerstörerischen Züge und seiner extremen Unberechenbarkeit verliert er einen Job nach dem anderen, obwohl er durchaus mal ein guter Fototgraf war. Total zugedröhnt klettert er eines abends auf die von dem „Meister“, Lancaster Dodd, für die Hochzeit seiner Tochter ausgeliehene Yacht. Dodd zeigt Interesse an diesem aggressiven Alkoholiker, der für ihn ein perfektes Versuchsobjekt für seine Behandlungsmethoden ist, denn Dodd baut gerade eine Gemeinschaft, den Ursprung, auf, mit sich als Anführer und „intellektueller“ geistiger Quelle. Durch eigentliche Hypnose gibt er vor seine Anhänger in frühere Leben zurückzuführen und grenzt seine Gefolgschaft deutlich von den „Tieren“ („Ungläubigen“) ab. Dabeit zeigt sich immer wieder, dass Dodd alles andere als ein seriöser Wissenschaftler, vielmehr ein nur wenig gebildeter Schwätzer ist. Trotzdem folgen ihm Familie und Freunde treu.
Dodd wird durchaus überzeugend von Phlip Seymour Hoffman verkörpert, was die Chose jedoch nicht retten kann. Weder Dodd, noch Quell haben den gesamten Film über irgendetwas Interessantes oder Wichtiges zu sagen. Quell, weil er sich regelmäßig zuknallt und nur wenige Lichtblicke hat, in denen er zweifelt und auch mal die Flucht nach vorne antritt und Dodd, weil er ein kompletter Honk ist. Vorgebend ein Gebildeter zu sein, erzählt er nur Grütze und entsprechend stimmen seine Gefolgsleute mit ein (bis auf eine durchschauende Ausnahme: sein Sohn). Das macht diese überlange, mit sehr schlechter Musik untermalte gelbstichige Arbeit auch sehr anstrengend. Mag sein, dass man hier Anspielungen auf Scientology macht, aber in der Sinnlosigkeit des Gesamtwerkes ist das irrrelevant. Phoenix erinnert mich in seiner übertriebenen Darstellung des Freddie Quell einmal mehr an den stets übermotivierten „linken Fuß“ Daniel Day-Lewis. Teilweise hatte er schon ungewollt komische Momente. Ihm gegenüber sehen wir einen wirklich guten P.S. Hoffman, als Pseudogutmenschen, aber keine andere Meinung neben sich tolerienden Sektenführer. Von dem vielbeschriebenen Duell der Darsteller kann hier jedoch schon aufgrund der langweiligen Dialoge keine Rede sein, die wahnsinns Symbolik auf der vor „optischer Brillanz“ überquellenden Leinwand blieb mir weitgehend verschlossen, einzig ein paar richtig gute Einstellungen wie die Gefängnisszene blieben mir in positiver Erinnerung.
Letztendlich weiß ich nicht, was mir Paul Thomas Anderson mit diesem Film sagen wollte. Die Sektenproblematik war mir zu flach rübergebracht, das Kriegstrauma auch und irgendwie war das für mich nur verplemperte Zeit.
Schade. Für mich ein Film für „anspruchsvollen Kritiker“, die sich über den Sinn eines quergelegte Nussknackers im Hintergrund einer Szene einen Ast abschreiben.

Btw: Amy Adams hat mir ausgesprochen gut gefallen. Sie hat das scheinbare Lämmchen, aber in Wirklichkeit ergeizige Strippenzieherweibchen toll gespielt. Manchmal reichen eben auch nur wenige Blicke!

The Master Directed by Paul Thomas Anderson Produced by Paul Thomas Anderson Megan Ellison Daniel Lupi JoAnne Sellar Written by Paul Thomas Anderson Starring Joaquin Phoenix Philip Seymour Hoffman Amy Adams Music by Jonny Greenwood Cinematography Mihai Mălaimare, Jr. Editing by Leslie Jones Peter McNulty Studio Annapurna Pictures Ghoulardi Film Company Distributed by The Weinstein Company Release date(s) September 1, 2012 (VFF) September 14, 2012 (United States) Running time 138 minutes[1] Country United States Language English Budget $32 million[2] Box office $25,694,106

4 Gedanken zu „ZweiKrankeGeisterImDreivierteltakt“

  1. Echt? Na da haben wir wohl zwei völlig unterschiedliche Filme gesehen. An die Musik kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Gut, bei mir ist es eine Weile her, aber ich habe immer noch diese großartigen Bilder vor mir. Auch finde ich, das Joaquin Phoenix komplett in seiner Rolle verschwindet. Von overacting keine Spur aus meiner Sicht und bei Schauspielern bin ich schon sehr kritisch. Viele können aber mit dem Film nichts anfangen und andere finden ihn großartig – wie ich. 🙂

  2. Die Musik war das erste, was mir auffiel, da sie bei Einführung von Quells Charakter ja schon sehr dominant war.
    Mein Problem war tatsächlich, dass ich keine Aussage im Film gefunden habe und darum die wirklich guten darstellerischen Leistungen für mich nicht so viel brachten. Ich mag Joaquin, aber manchmal übertreibt er, finde ich. Hier war es auch seine unsympathische Rolle und seine Verrenkungen waren einfach zu viel des Guten 🙂

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