Skyfall (James Bond) von Sam Mendes
Inhalt:
Auftrag Türkei: ein Einsatz ist schief gelaufen und Bond muss mit MI6 Kollegin Eve eine Festplatte zurückbeschaffen, auf der die Namen sämtlicher NATO-Agenten stehen, die weltweit in terroristische Organisationen eingeschleust wurden. Ein Kopf an Kopf rennen, bei dem 007 seinem Ziel hautnah gegenübersteht. Doch Eve befolgt Ms Anweisung den Gegner zu töten auch wenn Bond dabei draufgeht und Bond wird getroffen.
007 wird nicht mehr gefunden und für Tod erklärt, doch nach 3 Monaten wird das Geheimdiensthauptquartier in London angegriffen. Der neue Besitzer der Festplatte gibt seinen Einstand und zielt ganz offensichtlich auf M ab.
Nur gut, dass Bond überlebt hat und den Vorruhestand auf einer netten Südseeinsel bei Sonne, Sex und viel Alkohol abbricht, um dem Vaterland zu dienen.
Fazit:
Eigentlich wollte ich erst die vier anderen Filme Revue passieren lassen, doch schon heute stelle ich fest, die Bondbilder verblassen sehr schnell und bevor ich die 143 Minuten völlig vergesse, schreibe ich also zuerst was zu diesem Streifen.
Ich möchte gleich vorwegnehmen, dass Skyfall kein wirklich schlechter Film ist.
Als irgendein Agententhriller mit Daniel Craig funktioniert er ganz gut, wenn man statische Action mag und keinen Gedanken daran verschwendet für was hier 200 Mio US Dollars verpulvert wurden.
Mir ist zur Zeit schleierhaft warum mir der Vorgänger gefallen hat, denn obwohl ich ihn drei oder viermal gesehen habe, bleibt da auch absolut nichts haften.
Egal.
Skyfall beginnt eigentlich vielversprechend, denn der Vorfilm hat wenn auch so brutal wie die anderen Craig-„Bonds“ gute Actionsequenzen und den unverhofften Tod des Hauptdarstellers (hm kennen wir doch?).
Leider kommt dann der eigentlich Vorspann mit dem von mir nicht geschätzten Adele-Song. Ich hegte die Hoffnung, dass schöne Visuals das Geleier wett machen, doch leider vermisste ich irgendwann das Konzept in der Titelsequenz, die einfach nur noch bunt waberte.
Was dann folgte war alles andere als die so hoch gelobte toll ausgearbeitete Story und endlich mal ein gutes Drehbuch.
Bond krepiert fast, macht das unmögliche möglich und überlebt einen Sturz aus gut 50 oder 100 Metern Höhe (ist beides nicht drin), und setzt sich dann irgendwo auf eine sonnige Insel ab, auf der er dem Alkohol frönt. Derweil lässt sich der Dieb der erwähnten Festplatte mit allen NATO-Spitzeln drei Monate Zeit, um sich an „Mutti“ M zu rächen. Natürlich ist der „moderne“ Bösewicht genauso psychotisch und größenwahnsinnig wie jeder x-beliebige in einem Bond, aber er ist dazu der ultimative Computercrackfreakweißichwastyp, obwohl er vorher auch nur ein „oller“ Agent für den MI6 war. Doch erstmal weiter im Text. Bösewicht hat es mal wieder auf M abgesehen – die Frau mag wohl keiner, und sprengt das Hauptquartier in die Luft. Das sieht der überlebende Bond in der Südsee im Fernsehen, rasiert sich und fährt rasch zu Muddi, um ihr zur Seite zu stehen. Er besteht nicht mal den Fitnesstest (auch nicht neu), doch M lässt ihn durchkommen und wieder nach der Festplatte suchen. Nun fängt Bösewicht langsam an Agenten zu opfern, äh eine Forderung hatte er glaube ich, nicht. Während Bond um die Welt reist den Bösewicht zu suchen, hat er eine Begegnung mit sowas wie einem Bondgirl – auch mal wieder eine gequälte Frausklavin (gähn) des Bösewichts und gelangt über sie an unseren blondierten Weltverbesserer. Blondiert ist gut, hat Tradition, schwuchtelig auch, aber im Grunde ist die von Javier Bardem zugegebenermaßen gut dargestellten Figur des Raoul Silva ein weinerlicher Psycho, der sich von Muddi verstoßen fühlte. Der will nicht mal die Welt erobern, sondern den Scheiß, den er da macht auch noch für „gute“ Sachen missbrauchen – also wenn Bond mit ihm…oder…ach was, vergesst es.
Angeblich war das ganze Kasperletheater von extrem langer Hand von Silva vorbereitet, was nur in kleinen Teilen überzeugend war, aber auch das will ich einem Bonduniversum zugestehen. Was ich nicht verzeihen kann ist dass, nach der Vorgeschichte eigentlich keine gute Actionsequenz zu sehen war. Kein Drive, keine guten Kamerafahrten, ich habe alles sehr unbeweglich in Erinnerung und das gilt auch für meine bis dahin tief eingeschlafene Begleitung.
Bunte kitschige Bilder wie die Kasinoeinfahrt in Macao waren schon sehr peinlich, wenn Bond nicht mal ein Mädel im Arm hat. Dann tut er so, als wenn er auf einmal Ahnung von Martini hat, nachdem er im letzten Bond sein Scheißegal demonstrativ hat raushängen lassen. Ich will gar nicht erst von diesen unsäglichen Komodowaranen anfangen – für weit unter 200 Mio seht ihr sie besser in „Komodo-the living terror“. Na ja auf jeden Fall war es das dann auch mit Bondgirl, weil die gequälte Seele schnell einen Abgang macht, traditionell auch hier wie oft gesehen durch die Schusswaffe des Peinigers.
Hier komme ich dann mal zu den wirklich langweiligen Sets. Woher hat Mendes die? Während auf dem Wasser schillernde Lampions schwimmen, ist das Kasino von innen eher schäbig wie auch die Bösewichtinsel trist und dreckig ist. Glaubt Mendes, dass der Superbösewicht der Gegenwart so haust? Ich glaube da hat er was verpasst.
So richtig beeindrucken konnte hier kaum was.
Ein gläsender Wolkenkratzer in Shanghai, eine recht unattraktive Südseeinsel, ein noch hässlichere Bösewichtinsel, Durchschnitt in Macao, nichts Neues in London und eine mies gemachte Herrenhauspappmachéfassade irgendwo im schottischen Moor. Nicht eine attraktive Location, für die Bondfilme so berühmt sind, nicht eine wirklich spektakuläre Actionsequenz, kein Bondgirl, das den Namen verdient, keine Gimmicks, aber ein ganz ordentlicher Quartiermeister. Nicht zu vergessen dass Bond den Witz und die Selbstironie verloren hat. Ich finde es sehr spannend, dass Die Selbstironie ein so häufiges Kriterium bei fast allen Genres ist. Egal ob Horror oder Action, man verzeiht alles, wenn das „Augenzwinkern“ nicht fehlt, aber in einem Film einer Reihe, die für die Selbstverarschung steht, ist das auf einmal gar kein Thema mehr. Hier wird dieser Bierernst so hingenommen und viel schlimmer, es gibt Applaus, wenn Mendes hingeht und versucht einen zweiten „Dark Knight“ aus Bond zu machen und hier eine Vergangenheit , die eigentlich niemanden interessiert, hinpinselt und das auch noch schlecht.
Sentimentales Augenpipi in Skyfall, der alte Hausdiener, der Geheimgang in den Moor, die Kapelle mit Mama und Papas Grab… also bitte!
Aber auch jetzt ist noch nicht Schluss mit unlustig, denn nach dem Martiniauftritt und der Wiedergeburt des Aston Martin DB5, der so unlogisch und lächerlich ist wie Daniel Craig im Tütü, finden wir uns auf einmal im ganz altmodischen M-Büro wieder mit einer Moneypenny im Vorzimmer, die fälschlicherweise auch noch Eve heißt und nicht Jane, aber das ist wahrscheinlich Mendes eigener Witz.
Nun erklär mir mal einer: wozu tue ich drei Bondfilme so, als wenn ich die Serie moderner und realistischer machen will und demontiere am Ende eines Filmes dann das ganze neue Konzept dermaßen, in dem ich praktisch 40 Jahre zurückgehe?
Bin ich echt die einzige, die sich hier veräppelt fühlt?
Insgesamt kann ich als Bondliebhaberin nur zu dem Schluss kommen, dass Mendes der Reihe keinen Gefallen getan hat. „Skyfall“ ist einer der schlechtesten Bonds der Serie. Er hat absolut keine bessere Story als irgendein beliebiger anderer Bond, bietet dafür aber weder den typischen Eigenhumor, noch fesche Mädchen, schöne Bilder oder rasante Action. Selbst den Bösewicht konnte man nicht ernst nehmen und die Musik wurde völlig unkontrolliert und oft zu laut eingespielt.
Ich weiß nicht, ich bin das erste Mal in meinem Leben mit einem schlechten Gewissen aus einem Bond gekommen, weil ich die Reihe so liebe und mir so gewünscht hatte einen guten Film zu sehen.
Früher konnte ich (und alle anderen) herzlich über einen schlechten Bond lachen, weil – er war wenigstens lustig; „Skyfall“ hingegen hinterlässt bei mir eine Mischung aus peinlich berührt, lange Weile und Ärgerniss, weil versucht wird aus einer Ausnahmeserie einen Einheitspsychobrei zu konstruieren, der dazu noch ewig, viel zu lang ist.
Ich weiß, dass wer auf Filme wie „The Dark Night“ steht auch „Skyfall“ mögen wird, doch ohne wenn und aber, das hier hat mit James Bond nichts mehr gemein, außer den Namen.
Meine Wertung steht im Übrigen für den Film einer Bondreihe und nicht für einen beliebigen Agentenfilm.
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p>Directed by Sam Mendes Produced by Michael G. Wilson Barbara Broccoli Screenplay by Neal Purvis Robert Wade John Logan Based on James Bond by Ian Fleming Starring Daniel Craig Judi Dench Javier Bardem Ralph Fiennes Naomie Harris Bérénice Lim Marlohe Albert Finney Music by Thomas Newman Cinematography Roger Deakins Editing by Stuart Baird Kate Baird Studio Eon Productions Danjaq LLC Distributed by Metro-Goldwyn-Mayer Columbia Pictures Release date(s) 23 October 2012 (London, premiere) 26 October 2012 (United Kingdom) 9 November 2012 (United States) Running time 143 minutes Country United Kingdom United States Language English Budget $150−200 million
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