Cosmopolis von David Cronenberg
Inhalt:
Der Multimilliardär Eric Packer macht sich entgegen der Warnungen seiner Berater in Richtung Friseur auf – von einem Ende der Stadt zum anderen. Morddrohungen, der Besuch des Präsidenten in Manhattan und der übliche Wahnsinn lassen die Fahrt in seinem Stretchlimosinenpanzer erheblich verlangsamen. Doch nicht genug damit, sieht Packer während der kommenden Stunden sein Leben den Bach runtergehen. Verspekuliert. Packer hat es nicht kommen sehen, seine Intuition hat ihn verlassen. Etwas, dass sich nicht berechnen lies ist eingetreten und führt zu seinem Ruin finanziell wie menschlich.
Fazit:
Cronenberg verfilmte mit Cosmopolis den gleichnamigen Roman Don DeLillos, den ich nicht kenne, von dem aber nur sehr wenig abgewichen worden sein soll.
Ein Börsenspekulant, jung, gerade 28 Jahre, Wunderkind, Multimilliardär, frisch verheiratet, ein Typ, der sich alles leisten kann und auch tut, will für einen Haarschnitt quer durch die Innenstadt. Manhattan – notorisch verstopft und zudem von Unruhen geplagt, wird die Kulisse seiner eintägigen Odyssee in den Abgrund, denn Eric Packer hat sich verspekuliert. Der chinesische Yuan fällt und mit ihm Packers Vermögen. Etwas Unberechenbares ist eingetreten und bringt einen Mann zum Sturz, der nicht nur sein Vermögen verliert, sondern auch seine Selbstachtung.
Cosmopolis, ist kein leichter Film. Die Dialoge, die Sprache – alles harte Kost. Sex, Geld, Gewalt und Dekadenz, Cronenbergs begehrte Themen. Ich will nicht behaupten verstanden zu haben worum es bei dem ganzen Finanzgeschwafel tatsächlich ging, dennoch bleiben für mich starke Gefühle: Kapitalismus ist widerlich, die Spekulanten sind abstoßend, Geld ist nichts, es geht nur ums Haben ohne wirkliche Leidenschaft, aber Attribute wie Kreativität und Menschlichkeit fehlen, weil sie nicht in Diagrammen abgebildet werden können. Und solange sie sich nicht berechnen lassen, besteht noch Hoffnung für die Menschheit. Mit diesen unkalkulierbaren Faktoren ist das Scheitern des Geldes immer wieder vorprogrammiert.
Cosmopolis lässt den Protagonisten versagen, sinnieren und abstürzen, ein Wunschdenken, das 2003 als der Roman erschien noch in Mode und denkbar war, heute aber nur noch bittere Illusion ist, denn im Jetzt fällt niemand mehr in einer solchen Position wegen einer noch so großen Fehlspekulation oder hat womöglich ein Gewissen. So gesehen steht hier ein idealisierter Verlauf eines persönlichen Misserfolgs im Raum, der für viele aktuell anmutet, für mich aber oldfashioned, längst Geschichte ist. Die Härte der Gegenwart kann nur noch schmunzeln.
Robert Pattinsons als Eric Packer passt. Blass, Exvampir, enttäuscht in einer Hightechumgebung, seinem fahrenden Sarg, der sich langsam und unbeirrt durch die Stadt, vorbei an einer an ihm abprallenden Demonstration gegen die Pest des Kapitalismus wälzt, um seine letzte Ruhestätte in einem abgerissenen Viertel in einer schäbigen Tiefgarage zu finden.
Frustrierend, verstörend, kalt und in Teilen schon überholt.
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p>Kanada / Frankreich 2012 – Regie: David Cronenberg – Darsteller: Robert Pattinson, Juliette Binoche, Sarah Gadon, Mathieu Amalric, Jay Baruchel, Kevin Durand, K’Naan, Emily Hampshire, Samantha Morton, Paul Giamatti – FSK: ab 12 – Länge: 108 min.
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