Tyrannosaur von Paddy Considine
Inhalt:
Der Witwer Joseph hat sich nicht unter Kontrolle. Der Alkohol und seine ständige Wut über jeden und alles im Bauch macht ihn unberechenbar. So bringt ihn der Ärger über die Typen im Wettbüro dazu seinen Hund totzutreten.
Ein falsches Wort irgendwo und der scheinbar ruhige Joseph schlägt zu.
Doch Joseph versucht sich in den Griff zu bekommen. Da flüchtet er sich eines Tages in einem Wutanfall in den Second Hand Laden von Hannah, doch sie zeigt keine Angst, versucht trotz Josephs Beschimpfungen mit ihm zu reden, für ihn zu beten und bald zeigt sich, dass nicht nur Joseph so seine Probleme mit gewaltätigen Übergriffen hat.
Fazit:
Für mich war der Film von der ersten Minute an ein Schlag in die Magengrube. Ein älterer ärmlicher Mann kommt aus dem Wettbüro, er ist verärgert und tritt in seiner Wut auf seinen schon vorher ängstlich wimmernden Hund. Das das nicht gut ausgeht steht fest und die ersten Tränen liefen, denn Joseph, der Protagonist, ist wütend, immer und über alles. Er schlägt auch stets zu, doch er möchte das nicht mehr. So trägt er seinen Hund, den er über alles liebte auf dem Arm nach Hause, zum sterben.
Joseph ist kein wirklich böser Mensch, er ist aber auch nicht gut. Zwischen seinen Wutausbrüchen unterscheidet er sehr wohl und er hat tatsächlich ein Herz für die Schwachen. Ob es der kleinen Nachbarsjunge oder Hannah, die Verkäuferin in örtlichen Second Hand Ladens ist.
Hannah stößt Joseph nicht gleich weg. Die aufrichtig religiöse Frau spricht mit ihm, lässt sich auch beleidigen, zeigt jedoch ihre Verletzung. Und obwohl Joseph eigentlich nicht mit Hannah anbändeln will, zieht es ihn immer wieder zu ihr und so entdeckt er, dass sie sehr unter der häuslichen Gewalt ihres Mannes leidet. Die Situation wird eines Tages so schlimm, dass sie sich zu Joseph flüchtet.
„Tyrannosaur“ ist anders, auch wenn er als Untertitel „eine Liebesgeschichte“ trägt, denn hier muss jeder mit den Konsequenzen seiner Handlungen leben. Keine Ausweichparagrafen oder verklärten Zurechtbiegungen, nein, jeder büßt für das was er getan hat, wenn auch in gewisser Weise nicht alleingelassen.
Ich kannte Paddy Considine bislang ja nur als Schauspieler, aber was der Mann hier als Spielfilmdebüt hingelegt hat: alle Achtung.
Der Film hat mich tief bewegt, zum großen Teil weil er einfach sehr nahe am Leben ist und überhaupt nicht mit irgenwelchen Klischees spielt oder irgendwas schönt oder des Showzwecks wegen überdramatisiert. Er zeigt alles so wie es ist: weder gut noch böse, sondern irgendwo dazwischen. Und Considine zeigt auch, dass wirklich jeder seine Grenzen hat; der eine kann nur bis zu einem gewissen Grad ertragen, der andere reagiert überraschend vernünftigt, so gar nicht hollywood like eben.
Gewalt steht hier im Mittelpunkt. Sie ist furchtbar und die Menschen hier machen einem teilweise Angst, zurecht. Doch wir sehen auch, dass man sich ändern kann ohne das Getane gutzuheißen. Man kann mit Einsicht und Selbstreflektion für sich einen Schnitt machen und ein neues Leben anfangen.
So geht der Film lebensecht zu Ende, schmerzlich und dennoch mit einem Lichtblick.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass „Tyrannosaur“ sehr gut besetzt ist. Peter Mullan als Joseph ist großartig sowie auch Olivia Colman als Hannah. Eddie Marsan kann diese komplexbeladenen Charakter ja gut rüberbringen und so auch hier.
Filmisch denke ich, auch wenn ich ihn zu Hause gesehen habe, dass er wirklich was auf der großen Leinwand hermacht. Considine hat unglaublich „schöne“ Szenerien, die auf großem Raum sicher zu beeindrucken wissen.
Insgesamt meine unbedingte Sehempfehlung. Sehr guter, wenn auch harter Film.
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p>Großbritannien 2011 – Originaltitel: Tyrannosaur – Regie: Paddy Considine – Darsteller: Peter Mullan, Olivia Colman, Eddie Marsan, Paul Popplewell, Ned Dennehy, Samuel Bottomley, Sally Carman – FSK: ab 16 – Fassung: O.m.U. – Länge: 89 min
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