Margin Call von J.C. Chandor
Inhalt:
Es wird mal wieder Großputz gemacht in einer Investmentgesellschaft. Die Firma für die Entlassungen streift durch die Räume und wählt einen nach dem anderen aus. Aber diesmal sind es nicht nur die Kleinen, nein auch der Chef der Abteilung Risikobewertung muss mit 80% der Mitarbeiter seinen Karton packen. Als er von Wachpersonal begleitet in den Fahrstuhl steigt, gibt er seinem ehemaligen Mitarbeiter Peter Sullivan, einer der wenigen Überlebenden, noch einen USB-Stick zur Hand mit „einer Sache, an der er dran war“. Aufpassen soll Peter, doch was der nach Überprüfung der Daten in der Nacht entdeckt, wird sich zum größten Finanzskandal mit folgender weltweiter Finanzskrise entpuppen, den es seit dem Black Thursday“ 1929 gab.
Fazit:
Lautes Stöhnen ging durch die Reihen des Kinos als der Titel „Margin Call“ sowie der Name Kevin Spacey auf der Leinwand dieses Previewabend erschien. Sicher, ein Thriller wäre auch mir lieber gewesen und hätte meine Begleitung vielleicht auch wach gehalten, aber ich wollte „Margin Call“ nicht vorverurteilen.
So völlig unvorbereitet habe ich trotz Vorahnung erst einmal etwas gebraucht, bevor ich definitv sicher war, dass es sich hier um die Geschichte der Lehman-Brothers handelte, hielt sich doch alles in schwammigen Floskeln, was für meinen Geschmack das auch das große Manko des Filmes darstellt. Chandor traut dem Zuschauer nichts zu und/oder versteht selbst auch nichts von Investmentgeschäften. So hört man allzu oft: „Ist es wirklich so schlimm?“ – „Ja es ist sehr schlimm“ und man erfährt innerhalb der 106 oder 110 Minuten, dass hier etwas verkauft und in den Büchern falsch geführt wurde, mit einer unkorrekten Formel gerechnet und letztendlich die Verluste höher als der Wert der Firma sind. Und obwohl Ex-Chef Eric Dale zu Ex-Untergebenen Peter Sullivan sagte, er solle vorsichtig mit den Daten umgehen, rennt der gleich zu Hinz und Kunz, vertraut sich allen an und landet vor dem Vorstand. Hier tun alle erstaunt über die Zahlen, doch letztendlich wussten die ganz oben genau bescheit und der CEO beschließt, dass am nächsten Morgen die Trader die heiklen Hypotheken abverkaufen sollen, komme was da wolle und den gesamten Weltmarkt damit ins Chaos zu stürzen. Und immer wieder tut einer überrascht, ob der katastrophalen Feststellung, dass die Firma am ende ist und dreht sich um, sagt dem nächsten: „wir wussten es doch“ und dann geht es um die eigenen Gehälter, bzw. guten Abfindungen. Auch die Trader, denen Klartext erzählt werden sollte, um sie mit ins Boot zu holen, der aber auch nur Wischiwaschigeschwätz war, bekommen fette Abfindungen für ihre verbrecherischen Abverkäufe.
So ist „Margin Call“ in zweierlei Hinsicht ärgerlich: erstens er stammelt sich mit leeren Phrasen durch die Runden und zweitens er versucht hier wirklich unmoralische schäbige Finanzhaie und ihre Handlanger noch verzweifelt und menschlich darzustellen. Sicher es wird auch den ein oder anderen ehrenwerten Typen in so einer Gesellschaft geben, doch in so einer Situation anhand der Fakten noch weiterzumachen und alles noch zu verschlimmern, anstatt „nur“ die eigenen Firma untergehen zu lassen ist wohl das Letzte.
Und das ist das Gute an diesem Film: obwohl er sehr ruhig daherkommt, uns fast schon zu unbeschwert durch die Hölle der Finanzwelt schickt, uns Personen zeigt, die so oberflächlich sind und nur an ihrem Profit hängen, dass man sich übergeben möchte, kann er einen noch Tage später über das Geschehene aufregen, aber das eher, weil man durch die Medien im Laufe der Jahre mehr oder weniger erfolgreich mit Informationen gefüttert wurde und natürlich wir alle Leidtragende dieser Finanzkrise geworden sind.
Chandor lässt menscheln und das hochkarätig, dennoch verpufft der Film, weil er zu gehaltlos ein wirklich böses Thema in Hochglanzpapier wickelt und unangemessen herunterspielt. Seine Figuren bleiben weitgehend eindimensional, Emotionen werden nur durch das Hintergrundwissen ausgelöst, dass uns der Film vorenthält.
<
p>Margin Call USA 2011 – Originaltitel: Margin Call – Regie: J.C. Chandor – Darsteller: Kevin Spacey, Paul Bettany, Jeremy Irons, Zachary Quinto, Demi Moore, Penn Badgley, Simon Baker, Mary McDonnell, Stanley Tucci – FSK: ab 6 – Länge: 110 min.
NurZuTrauDich!