Wer ist Hanna von Joe Wright
Inhalt:
Irgendwo in den Wäldern Finnlands lebt Hanna und ihr Vater in einer einsamen Hütte ohne Strom und fließend Wasser. Doch die beiden führen mehr als ein Einsiedlerleben, denn Vater Erik unterrichtet seine 16 jährige Tochter nicht nur in Erdkunde und Biologie, sondern hat sie auch vom Krabbelalter an zu einer Kampfmaschine gedrillt. Hanna kann unzählige Sprachen, beherrscht Pfeil und Bogen wie sie auch ohne mit der Wimper zu zucken einen erwachsenen Mann in die Knie zwingt.
Doch der Tag kommt, an dem sich Hanna als bereit ansieht und ihre eigentliche Mission in die Wege leitet: ihre Festnahme durch den Geheimdienst und die Eliminierung Marissa Wieglers.
Alles läuft fast wie geplant, doch ohne es zu wissen verfehlt Hanna ihr eigentliches Ziel und wird auf ihrem Weg zum Treffpunkt nach Deutschland von Wiegler und ihren Helfern eingeholt…
Fazit:
Ein Satz vorneweg: „Hanna“ ist ein wirklich sehenswerter Thriller, aber…
…warum müssen amerikanische Filme mit europäischer, sprich deutscher Beteiligung immer so schludrig und uninspiriert mit für meinen Geschmack wichtigen Details sein?
Zum Beispiel: welcher Idiot hat hier die Namen ausgesucht? Rudi? Klara Günter? Marissa Wiegler? Sind wir hier bei Cindy aus Marzahn?
Und wieso sehen die deutschen Bösewichthelfer aus wie Plattenbauskins, die warum dem US Geheimdienst helfen sollten?
Wie kann sich ein Mädchen, dass ein paar Tage zuvor noch über die Elektrizität staunt, an einen PC setzen und durchs Internet surfen und woher weiß sie was das ist?
Auch toll die Ansage am Busbahnhof Messezentrum: „der nächste Bus nach Berlin Mitte“ *gröl* darauf kann man lange warten.
Man-o-man, sowas kann einem schon ganz schön die Freude an einem eigentlich ganz gelungenen Streifen nehmen.
Es war mir auch völlig unverständlich wie Hanna so flott von Finnland nach Afrika kam und warum die CIA einen geheimen Bunker in der marokkanischen Einöde hat. Aber auch: welche Route nahm eigentlich Daddy? Ist er durch den Atlantik geschwommen und wenn ja warum? Oder war es nur die Ostsee? Fragen über Fragen.
Ansonsten versuchte Herr Wright einen recht gefühlvollen und doch sehr kalten Thriller auf die Leinwand zu bannen. Mit Saoirse Ronan haben wir eine Hauptdarstellerin, die so possierlich und zerbrechlich aussieht, das einem ihre Kraft und Kaltblütigkeit ihrer Rolle umso mehr ein Tritt in die Magengrube ist.
Doch was wird uns hier erzählt?
Ein ehemaliger Geheimdienstler entsagt der Agency und flüchtet mit seiner Tochter in die Wildnis. Dort bildet er sie unter harten Bedingungen (zu essen gibt es wohl nur Fleisch) zu einer abgeklärten Kämpferin und Überlebenskünstlerin aus. Der Sinn des Ganzen liegt erst ziemlich im Unklaren, doch hat Hanna eine Mission, die sie selbst einleiten soll, wenn sie meint, sie sei bereit dazu. Als es soweit ist, verlässt sie ihr Vater und sie lässt sich von der Agency festnehmen, die einzige Möglichkeit an ihre Zielperson zu kommen. Leider hat ihr Daddy kein Bild von ihrem Ziel gezeigt und Hanna tötet die Falsche, merkt es jedoch nicht. Sie macht sich zu ihrem Treffpunkt mit ihrem Vater auf, wird aber von ihrer echten Zielperson verfolgt, denn die will sie und ihren Vater töten.
Wrights Inszenierung kann man, von den erwähnten Mängeln abgesehen, als durchaus gelungen bezeichnen. Nachdem man erst den Eindruck hat hier eine Ötzi-Vater-Tochter Geschichte im Schnee serviert zu bekommen, erhält die Geschichte dann einen unerwarteten Schub mit der Gefangennahme Hannas und zeigt wie gefährlich das Mädchen tatsächlich ist.
Von Anfang an wird viel Wert darauf gelegt die Ronan ins rechte Licht zu rücken. Viele CloseUps, zeigen sie und ihr helles ungeschminktes Gesicht, die weißen Wimpern und ihren unschuldigen Blick und nichts deutet darauf hin, dass in ihr ein Killer steckt, was später noch kurz erklärt wird. Auch gibt es zwischendurch Ansätze von versuchten Gefühlen und Bindungswünschen, die jedoch auf Grund ihrer Situation auf der Strecke bleiben. Aber im Großen und Ganzen huldigt Wright Saoirse Ronan praktisch in jeder Szene.
Natürlich gibt es auch viele Anspielungen: die Gebrüder Grimm und ihre Geschichten, Hannas eigene Rolle und die ihrer Gegenerin sind denen im Märchen ganz ähnlich, gut ausgesucht dazu auch die Locations.
Rein Optisch hat der Film ohnehin einige Highlights wie der Ausbruch aus dem geheimen Agencybunker, der wie der ganze Film, perfekt mit dem Score verbunden war.
Insgesamt ist „Wer ist Hanna“ ein spannender Thriller mit einer endlich mal nicht so abgedroschenen Handlung. Man drückt der Protagonistin durchweg die Daumen und wünscht ihr sich selbst zu finden.
Der Look des Films ist absolut ansprechend wie auch die Filmmusik extrem gelungen ist.
Von den Darstellern kann ich eigentlich nur zwei wirklich hervorheben, nämlich Saoirse Ronan und natürlich Jessica Barden, die ich schon in „Tamara Drew“ hervorragend fand. Cate Blanchet ist für mein Empfinden eine Zumutung, ich mag ihr starres Gesicht und ihre ständig steife Art gar nicht mehr gerne sehen. Tom Hollanders Isaacs ist eher ein trauriger Abklatsch irgendeiner Eddie Izzard Bösewicht Rolle, aber gut, die beiden ähneln sich auch ein klein bisschen.
Ungeachtet dessen kann ich den Film guten Gewissens empfehlen, besonders wenn man kein Berliner ist.
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p>USA / Großbritannien / Deutschland 2011 – Originaltitel: Hanna – Regie: Joe Wright – Darsteller: Saoirse Ronan, Eric Bana, Tom Hollander, Olivia Williams, Jason Flemyng, Jessica Barden, Cate Blanchett, Michelle Dockery – FSK: ab 16 – Länge: 111 min.
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