Kidnapped von Ángel Vivas
Inhalt:
Jaime und Marta haben es geschafft, der Tag des Einzugs in neue Eigenheim ist da. Endlich im Grünen, abgelegen und fern der Großstadt steht das luxuriöse Haus ganz nach den Vorstellungen des glücklichen Ehepaares. Marta plant den Abend ganz im Kreise der Familie zu feiern, doch Töchterchen Isa will da nicht mitmachen. Sie hat schon alles zum Ausgehen organisiert und denkt nicht daran sich der Mutter zu beugen. Isa ist 18 und Papa Jaime ist nachsichtig mit seinem Engel, doch während die Diskussion um die Einzugsfeier noch nicht erledigt ist, wird ein Fenster eingeschlagen und das Haus von drei schwarz maskierten Männern gestürmt. Die Familie wird brutal geschlagen, und gefesselt, Wertgegenstände eingepackt und die Kreditkarten und PINs erzwungen, doch der Abend ist noch lang und das Leiden der kleinen Familie alles andere als zu Ende…
Fazit:
„Kidnapped“ ist nicht der erste Spanier, der unter die Haut geht. Ähnlich wie der ebenso geniale „Palabras encadenadas“ von Laura Mañá beweist Vivas, dass die Spanier in puncto Psychothriller allemal international mithalten können.
Ganz typisch für den spanischen Film und so auch hier: es wird gesprochen. Spanier reden gerne und viel. Zuerst das nicht enden wollende Streitgespräch zwischen Mutter und Tochter in einer ganz natürlichen Familiensituation, dann später selbst in größter Gefahr und Androhung von noch mehr Gewalt immer wieder der Versuch zu reden, zu beschwichtigen oder nur miteinander in Kontakt zu bleiben.
Ebenfalls fällt im spanischen Film immer wieder die Natürlichkeit auf. Egal ob die Protagonisten arm oder reich, unbekannt oder berühmt sind, die Situationen wie die Schauspieler sind, bzw. agieren mit erfrischender Selbstverständlich- und Leichtigkeit durch den Film. Dies führt zu einer ganz intensiven Beziehung zu den Protagonisten und das Leiden mit ihnen wird um so stärker.
Auch „Kidnapped“ folgt diesem Muster und so erfahren wir hier zuerst eine ganz alltägliche Lebensituation zweier Eltern mit ihrer heranwachsenen rebellierenden Tochter und werden mit in die Katastrophe hineingerissen.
Zugegeben der Film wird laut und hysterisch. Die überfallende Familie schreit, weint und bittet um Gnade. Das geht nicht leise.
Eine Panikhandlung folgt der nächsten und immer wieder führen die zu Restriktionen und Bestrafungen, die wieder mit Geschrei und Weinen einhergehen. Man sitzt da und möchte das es aufhört, aber es geht weiter und weiter.
Während Jaime von einem der Gangster ins Auto gesetzt wird, um die Bankkonten abzuräumen, verbleiben Marta und Isa mit den anderen zwei Verbrechern im Haus.
Doch alle drei bäumen sich immer wieder auf, versuchen sich aus der Situation zu befreien, geben nichts verloren und scheitern immer wieder kläglich. Ein Märtyrium für alle Beteiligten und den Zuschauer.
Und so nervenaufreibend das Ganze ist und man sagen möchte: bitte setzt Euch doch hin und haltet die Klappe, fragt man sich: wie würdest Du reagieren? Dasitzen und wimmern, ruhigbleiben, versuchen sich zu befreien oder sein Kind beschützen und alles riskieren?
„Kidnapped“ ist ein brutaler Film, ein Tritt ins Gesicht: heftig, laut und sehr ungnädig, dennoch ganz hervorragendes Kino, dessen Bilder einen nicht loslassen.
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p>Kidnapped – Secuestrados, E 2010, 90 Minuten, OmEU, R:Miguel Ángel Vivas, D: Guillermo Barrientos,Dritan Biba, Fernando Cayo,Manuela Vellés, Ana Wagener, DB: Javier García, P: Vérane Frédiani, Ema Lustres Gómez, Franck Ribière, Verleih: Universum Film
NurZuTrauDich!