Micmacs von Jean-Pierre Jeunet
Inhalt:
Bazil hat es schwer erwischt: als Kind verliert er seinen Vater durch eine Tretmine und nun wird auch er durch eine verirrte Kugel getroffen. Die dringt in sein Gehirn ein und anstatt aus ihm einen sabbernden Schwammkopf zu machen, entscheidet der Arzt auf: alles so lassen und der Möglichkeit, dass Bazil einfach tot umfällt.
Leider verliert Bazil durch den Unfall seinen Job und seine Wohnung, doch er bleibt nicht lange alleine, denn eine Gruppe Außenseiter nimmt den Mann bei sich auf. Doch damit nicht genug, denn Bazil findet heraus wer für den Tod seines Vaters und seine Verletzung verantwortlich ist und schwört Rache – aber nicht ohne die Micmacs…
Fazit:
Die „Micmacs“ ist schon rein optisch ein klassischer Jeunet. Die Starke Sättigung der Farben kombiniert mit dem zuweilen viel zu gelben Bild, die unzähligen Spielereien und Details, die visuellen Gedankenschnipsel und -rätsel, aber auch Dominique Pinon, der in keinem seiner Filme fehlte, lassen einen im verspielten Jeunet-Universum ankommen.
In der Hauptrolle des Bazil sehen wir Frankreichs Starkomiker Dany Boon, aber auch alle anderen Rollen sind Top besetzt. Jean-Pierre Marielle, Yolande Moreau, Andre Dussollier oder Juliet Ferrier um nur einige zu nennen, machen ihre Sache ausgesprochen gut und mit viel Herz.
Die Geschichte erzählt von einem Mann, dessen Leben durch Waffen zwei entscheidende Wendungen genommen hat. Zuerst verlor er als kleiner Junge seinen Vater, der beim Versuch eine Landmine zu entschärfen sein Leben ließ und dann trifft ihn ein Querschläger während einer Schießerei vor der Videothek, in der er arbeitet. Wie es der Zufall so will entdeckt er, wer die Minen und die Patronen herstellte die sein Leben so ruinierten und Bazil schmiedet den Plan die beiden Waffenschmiede gegeneinander auszuspielen. Als er seine Arbeit und Wohnung verliert, streunt er zunächst durch die Stadt und wird dann von einem der Micmacs aufgenommen, einer Gruppe Außenseiter, die sich um die resolute Trambouille gescharrt haben. Sie sammeln Sachen, verkaufen Krempel oder basteln lustige Spielzeuge oder sind einfach nur die Schlangenfrau. Jedoch ist eins völlig klar, sie lassen Bazil nicht im Stich. Einmal von der Truppe adoptiert, helfen sie ihm die Waffenhersteller in den Wahnsinn zu treiben.
Jeunet bedient sich dabei so vieler Details, dass man den Streifen wohl mehrmals sehen muss, um alles zu erfassen.
Leider wirkt auch einiges für meinen Geschmack zu plakativ und extrem überzogen. Der „moderne“ Waffenfabrikant, egozentrisch, kaltherzig mit Kind ohne Frau aber mit schwarzen Kindermädchen im Folklorelook, im Gegensatz dazu der konservative Typ mit rustikaler Einrichtung und einer skurrilen Sammlung von Matisse Finger bis hin zu Mussolinis Auge. Die Käufer der beiden stammen scheinbar ausnahmslos aus arabischen und schwarzafrikanischen Ländern, aber gut Jeunet setzt hier auf sichtbare Kontraste.
„Micmacs“ ist sehr eigen, sehr französisch, sehr Jeunet. Nachdenklich, lustig, traurig und romantisch. Man muss schon bereit und willig sein sich auf diese Art von Filmn einzulassen, dann wird man auch seine Freude daran haben.
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p>Frankreich 2009 – Originaltitel: Micmacs à tire-larigot – Regie: Jean-Pierre Jeunet –Darsteller: Dany Boon, Dominique Pinon, André Dussollier, Yolande Moreau, Jean-Pierre Marielle, Julie Ferrier – Prädikat:besonders wertvoll – FSK: ab 12 – Länge:104 min.
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