Wendigos,TräumerUndVerschwundeneKinder

Somnia von Christoph Marzi

Marzi Somnia

Inhalt:
„Die Welt ist wie Wasser, scharlachrot und sanft gefärbt mit hellem Himmel. Und manchmal sind die Träume, die sich tief in den vergessenen Liedern unserer Kindheit verbergen, wie die Pfade in den tiefen Wäldern, von jenem schweren Dunkel, das allein zu betreten man sich scheut, weil was dort schlummert, nur selten ist, was man zu finden hofft. Scarlet Hawthorne, die in einer stürmischen Winternacht durch die Straßen von Greenwich Village irrte, wusste nur allzu gut, wie es sich anfühlt, wenn einem das Herz unversehens verstummt. Sie wusste genau, was rabenschwarze Angst ist. Doch alles andere hatte sie vergessen.“

Eine junge Frau, die durch Manhattan irrt, gejagt von grausamen mysteriösen Wesen, Wendigos aus Schnee und kaltem Wind, Tote, die sich zu Eis verwandelt haben, große Geheimnisse, die in der Uralten Metropole Manhattans verborgen sind, alte Bekannte und Mistress Anthea Atwood, die alle zusammenbringt und bis sich im letzten Gefecht die Fronten entscheiden.

Fazit:
Nachdem „Lycidas“, „Lilith“ und „Lumen“ die Trilogie über Emily Lang und die uralte Metropole Londons eigentlich abgeschlossen war, haben wir mit „Somnia“ nun einen Neueinstieg. Statt in London spielt dieser Roman von Marzi im heutigen Manhattan, wo es, wie kann es anders sein, ebenfalls eine uralte Metropole gibt. Die Hauptdarsteller in „Somnia“ sind die junge Scarlett Hathorne, die ihr Gedächtnis verloren hat und umherirrend von Mistress Anthea Atwood gefunden wird. Miss Atwood ist eine Trickster und erkennt sofort, dass Scarlet keine gewöhnliche junge Frau ist, sondern ein Tricksterkind, eine Unmöglichkeit, weil strengstens verboten. Die Suche nach Scarletts Gedächtnis wird schnell zu der Suche nach ihrem Vater und entpuppt sich als geschickt angelegte Falle eines alten Bekannten und seiner Frau.
Marzi gelingt es mit „Somnia“ geschickt an die alte Trilogie anzuschließen und mit gewohntem Fantasiereichtum zu bestechen. Er geht diesmal dafür sehr weit in der Zeit zurück und erzählt unter anderem die Geschichte einer früheren Hauptperson und seiner großen Liebe, aber ich will nicht zu viel verraten.
Natürlich ist man auch hier wieder schnell in die unglaubliche Welt, deren Zeit so anders läuft verstrickt und ist fasziniert vom beachtlichen Einfallsreichtum Marzis, der die häufigen sprachlichen Mankos durch das Einweben der schrägsten Figuren aus der Weltliteratur auszugleichen vermag. Leider erzählt er den überwiegenden Teil des Romans nicht aus der Sicht der eigentlichen Hauptperson Scarlett Hawthorne, sondern über die Helferin Mistress Anthea Atwood. Dadurch bleibt die ganze Zeit eine Distanz zur Protagonistin, die für meinen Geschmack die ganze Sympathie zu ihr verspielt. Erst wurde ich nicht mit ihr warm und dann hat sie meine Zuneigung völlig verloren, weil sie eine wichtige Person nicht mochte, aber ich quasel schon wieder. Zudem erfährt man viel über Scarletts Familie und deren Vergangenheit, aber zu wenig über sie selbst. Wo man mit Emily Lang in jeder Sekunde mitfieberte, kann man bei Scarlett schon mal die Nerven verlieren.
Marzis Schwäche ist zudem, das detailreiche ausgiebige Schwafeln über Gott und die Welt, bis ihm nach ca. 550 Seiten einfällt ein Finale zu schreiben. Dieses fällt dann auch recht knapp aus, so Knall auf Fall, gibt noch ein paar Erklärungen und das war es dann. Gerne hätte man noch mehr über den ein oder anderen Erfahren, aber nichts da.
So lässt ein Somnia mit gemischten Gefühlen zurück. Anstrengend zu lesen, aber wieder sehr fantasievoll, ausufernd, nicht zu Schluss kommend und dann ratz fatz vorbei. Marzi hat gute Ideen und Ansätze, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück, er macht einfach nicht genug draus.
Dennoch würde ich das Buch allen Marzi-Lesern empfehlen. Denen, die ihn nicht kennen absolut nicht, weil einem einfach zu viel verloren geht.7-10

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p> CHRISTOPH MARZI Somnia  Die Uralte Metropole 4 Roman  Mit Fotos / Illustrationen von  animagic Gesellschaft für visuelle Kommunikation ORIGINALAUSGABE Paperback, Broschur, 608 Seiten, 13,5 x 21,0 cm  ISBN: 978-3-453-52483-5  Verlag: Heyne


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