Glaubensfrage von John Patrick Shanley
Inhalt:Die Nonne Aloysius Beauvier leitet ihre Schule mit eiserner Hand. Keine kindliche Albernheit oder Unaufmerksamkeit, nicht mal eine glitzernde Haarspange wird von ihr geduldet. Da ist es ihr ein wahrer Dorn im Auge das der neue ihr vorgesetzte Pater Flynn in seinen Predigten Themen wie Zweifel oder Intoleranz aufgreift. Noch schlimmer kommt es als die von ihr angestachelte junge Nonne Schwester James erzählt, Flynn habe den einzigen schwarzen Schüler unter seine Obhut gestellt. Bald konstruiert Beauvier aus harmlosen Handlungen das schlimmste Szenario für einen Menschen, der mit Schutzbefohlenen umgeht, das es gibt, sie bezichtigt Flynn der Kindesmisshandlung – ohne einen Beweis …
Fazit:
Da stehen das fast lautlose Abendessen im Speiseraum der Nonnen mit Milch und Gemüse, den Priestern gegenüber, die unter sich bei blutigem Fleisch und beim Essen rauchend und lachend zoten reißen. Die fast asketisch lebenden Nonnen mit ihrem starren eingeschränkten Weltbild, angeblich vom Glauben geprägt und der liberale, weltoffene Pater, der die Nächstenliebe nicht nur Predigt, sondern zelebriert. Und auch wenn der Film 1964 unter dem Deckmantel der katholischen Glaubensgemeinschaft steht, ist Schwester Beauvier ein zeitloser Typ. Verbittert und fast schon egozentrisch, verteidigt sie ihre Lebensweise bis aufs Letzte. Der Abweichler Pater Flynn muss einfach Dreck am stecken haben, denn er teilt nicht ihre Ideale, ihre Auffassung wie Menschen zu funktionieren haben und der Glaube interpretiert werden muss , im Gegenteil. Ohne Beweise zu haben konstruiert die Nonne einen Sachverhalt, der sich womöglich niemals zugetragen hat, nur aus ihrer Arroganz heraus „die Menschen zu kennen“ und stürzt sich und Schwester James in die Glaubenskrise.
Pater Flynn steht den Beschuldigungen fassungslos und ohnmächtig gegenüber und macht das für ihn einzig Richtige.
Glaubensfrage ist für mich ein wirklich guter Film zum Thema Selbstherrlichkeit und christlicher Nächstenliebe, der für meinen Geschmack noch zu sehr an der Oberfläche gekratzt hat. Ich war etwas enttäuscht , dass das Ende so schnell da war, der Pater so gehandelt hat wie er es getan hat, aber im Nachhinein hat er sehr christlich gehandelt und das ist gut so. Meryl Streep war ganz in ihrer Rolle und wie so oft konnte sie gekonnt die Lippen kneifen, Nase rümpfen und ihre Augen verdrehen, ganz sie. Und so bestätigt sie meine Theorie, dass gute Schauspieler eigentlich nur sich selbst spielen und eine gar nicht so große Palette an „Ichs“ haben. Das macht auch nichts, denn die Streep ist gut so wie sie ist. Seymour Hoffmann ist hier als Pater Flynn gut aber die Rolle läßt ihn sich sehr zurücknehmen, er braucht einfach mehr Platz!
Shanley hat einen atmosphärisch wirklich schönen Film geschaffen, ob er oscarwürdig ist, muss ich nicht beurteilen, ein Glück.
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p>USA 2008 – Originaltitel: Doubt – Regie: John Patrick Shanley – Darsteller: Meryl Streep, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams, Viola Davis, Joseph Foster II, Alice Drummond, Audrie J. Neenan, Susan Blommaert – FSK:ab 6 – Länge: 104 min. – Start: 5.2.2009
NurZuTrauDich!