2. Tag NichtEinschlafenKeineRückfragen





A Whale von Pablo Hernando
Ingrid ist eine Auftagsmörderin, die beste auf dem Markt. Ihr Besonderheit besteht darin ohne jegliche Spuren zu töten. Weder bemerkt das Ziel sie, noch registriert irgendwer ihr Kommen und Gehen. Möglich ist dieses Verhalten durch eine mystische Beziehung Ingrids zu einem unbestimmten Wesen in einem unbestimmten Raum. Sie bewegt sich durch Schatten und passiert dabei jedes Mal diesen mystischen Raum und verliert nach dem Eintritt in unsere Welt eine weißliche Flüssigkeit, die sie in einer fest verankerten Truhe sammelt. Ihr spartanisches Leben wirft Fragen auf, aber so richtig aus den Fugen gerät Ingrids Leben als sie zwischen die Fronten zweier Mafiosi gerät, die sich um ein Hafengebiet streiten und ebenfalls Mysteriöses Verschiffen. Eine winzige Nachlässigkeit und Ingrids Bedürfnis nach menschlicher Nähe bestimmen ihren Niedergang und eröffnen einem anderen ein neues Leben.
Im Grunde mag ich ich ja SF Mindfuck Geschichten, aber in „A Whale“ habe ich einfach zu wenig Anhaltspunkte gefunden, um ein für mich interessantes Gesamtwerk zu erhalten. Der Film zog sich wie Kaugummi, die Hauptfigur agierte mir zu künstlerisch steif und ein Großteil der Story war mir zu aufgesetzt und zu gewollt Interpretationgezwungen. Es gab durchaus hübsche Hinweise hier und da und eine Hälfte des Films erzählte von einer Familienfehde, bei der einer über die Mystik unserer Killerin bescheid wusste und sie in eine Falle laufen ließ. Dennoch weiß ich nicht, ob ich in ein paar Wochen noch mehr als die Frau mit der Badekappe und toxische Männlichkeit im Kopf haben werden. Mal sehen.

Spanish Una ballena • Directed by Pablo Hernando Esquisabel • Screenplay by Pablo Hernando Esquisabel • Produced by Leire Apellaniz • Starring Ingrid García-Jonsson, Ramón Barea, Kepa Errasti, Óscar Pastor, Iñigo de la Iglesia, David Pareja, Iñake Irastorza, Paolo Sassanelli • Cinematography Sara Gallego Grau • Edited by Pablo Hernando Esquisabel • Production companies Señor y Señora, Sayaka Producciones, Orisa Produzioni • Distributed by Elastica Films • Release dates 10 October 2024 (Sitges), 28 March 2025 (Spain) • Countries Spain, Italy • Language Spanish
• 23. Fantasy Filmfest Nights • Zoo Palast • Kino 2 • 09.05.2025 • 13.30 Uhr •
A Girl with Closed Eyes von Chun Sunyoung
Eben noch von seinen Fans für sein neues Buch „A Girl With Closed Eyes“ gefeiert, dann kurz danach zuhause ermordet und seine Mörderin wartet blutverschmiert auf die Polizei. Drei Schüsse und sein Leben ist verwirkt, die junge Frau mit dem Gewehr in der Hand behauptet das Mädchen zu sein, von dem im Roman die Rede ist und der Autor sei ihr Entführer gewesen; auch will sie mit niemand anderem als der Ermittlerin Park Min-ju sprechen, die sich als alte Bekannte der Täterin Min-joo entpuppt. Beide waren befreundet und gingen zusammen zur Schule, doch dann wurde die Mordverdächtige entführt und missbraucht, als das Kind zurückkehrte wurde sie von allen geächtet, auch von Park Min-ju.
In diesem Film steckt mehr als nur der Mord an einem beliebten Schriftsteller. Chun Sunyoung holt aus und geht mit den beiden Protagonistinnen zurück in ihre Kindheit und einen Vorfall, der beide stark geprägt hat. Unsere vermeintliche Killerin wurde als Kind entführt und missbraucht, der Täter nie gefunden. Doch musste sie nicht nur dieses Trauma verarbeiten, sondern auch die Ausgrenzung in der Schule und den Verlust ihrer einzigen Freundin und die Ausbeutung des Falls durch die Presse. Ermittlerin Park Min-ju will klären, was wirklich passiert ist und glaubt nicht an Min-joos Geständnis. Sie hadert auch mit der Vergangenheit, der Last ihre Freundin in ihrer schlimmsten Lebensphase im Stich gelassen zu haben. So gerät sie in einen tiefen Konflikt, den sie durch ihre beharrlichen Ermittlungen zu lösen versucht. „A Girl with Closed Eyes“ taucht tief in die psychologischen Abgründe seiner Charaktere ein und navigiert durch ein Labyrinth aus Lügen, Geheimnissen und lang verdrängten Traumata und hält dabei die Spannung durch unerwartete Wendungen aufrecht, während er nebenbei auch kritische Kommentare zur Gesellschaft und zur Ausbeutung von persönlichen Tragödien durch die Medien einfließen lässt. Hat mir gut gefallen.

A Girl with Closed Eyes (2024) • Originaltitel A Girl with Closed Eyes • Regie Chun Sunyoung • Darsteller: Kim Minha, Moon Choi, Lee Ki-woo • Genre Thriller Krimi • Drehbuch Chun Sunyoung • Kamera Lee Hyung-Bin • Musik
Jang Young-gyu • Produktionsland Südkorea • Filmlänge 105 Min
• 23. Fantasy Filmfest Nights • Zoo Palast • Kino 2 • 09.05.2025 • 15.45 Uhr •
Locked von David Yarovesky
Eddie ist chronisch abgebrannt und verdient sein Geld gerne mit krummen Dingern. So kommt auch an diesem Tag, denn er kann seinen Van nicht auslösen, weil sein Geld nicht reicht und somit seine Tochter nicht abholen. Seine Ex macht ihm die Hölle heiß und in seiner Not versucht er ein Auto zu klauen. Auf einem abgelegenen Parkplatz hat Eddie Glück, ein fetter Luxus SUV ist offen und Eddie nutzt die Gelegenheit. Doch kaum sitzt er im Wagen merkt er, dass die Türen verschlossen sind und die Scheiben einen verspiegelten Sichtschutz haben. Dazu ist der Wagen auch noch schallisoliert, niemand hört seine Rufe, es gibt kein Entkommen. Dann nach einer Weile meldet sich eine Stimme, der Besitzer des Wagens, ein reicher alter Schnösel, der unheilbar krank ist. Dieser Mann hat ein sadistisches Vergnügen, nach seinen Regeln zu richten. Für ihn ist Eddie Abschaum, der es nicht besser verdient hat; doch Eddie gibt nicht so leicht auf.
Im Grunde ist es ein gutes Szenario: der Kampf zwischen reich und arm, einem Mann mit Prinzipien und einem nach seiner Meinung hohen ethischen Standart, auf der anderen Seite ein scheinbar unmoralischer Penner, der gerichtet werden muss. Doch nichts ist so einfach, denn der reiche Typ mit seinen hohen moralischen Ansprüchen ist nur ein sadistischer Snob, der jegliche Bodenhaftung verloren hat und die Welt für sein persönliches Trauma verantwortlich macht und der angeblich unmoralische Loser, ist ein liebevoller Vater, der versucht sich irgendwie über Wasser zu halten ohne dabei jemanden wirklich weh zu tun. Mal wieder ist es Bill Skarsgård, der hier den schrägen abgerissenen Part übernommen hat, durchaus glaubwürdig, im Gegensatz zu dem Szenario an sich oder besser gesagt zum Superauto, das scheinbar einen Atomantrieb hatte, so wie es ungehemmt über Tage erst die Klimanalage auf vollen Touren laufen lassen konnte und dann die Heizung. Ganz zu schweigen von der rundum Elektrifizierung und dem Vermögen seinen Besitzer tagelang schwafeln zu lassen und Musik zu spielen. Wo andere Karren nach ein paar Stunden vergessenem Standlichts die Kurve kratzen, konnte dieses Auto mehr, sogar ferngesteuert fahren, seufz. Und auch wenn der Film nur 95 Minuten lang war, dachte ich, 80 hätten auch gereicht. Der Film hat durchaus seine Momente, insgesamt aber war das nicht meins. Im Übrigen handelt es sich um ein Remake des argentinischen Thrillers 4X4 von Mariano Cohn.

Directed by David Yarovesky • Screenplay by Michael Arlen Ross Based on 4×4 by Mariano Cohn, Gastón Duprat • Produced by Ara Keshishian, Petr Jákl, Sam Raimi, Zainab Azizi, Sean Patrick O’Reilly • Starring :Bill Skarsgård, Anthony Hopkins • Cinematography Michael Dallatorre • Edited by Andrew Buckland, Peter Gvozdas • Music by Tim Williams • Production companies ZQ Entertainment, R.U. Robot Studios, Arcana Studio, R Productions
Sillen Productions • Distributed by The Avenue • Release date March 21, 2025 • Running time 95 minutes • Country United States • Language English • Box office $3.6 million
• 23. Fantasy Filmfest Nights • Zoo Palast • Kino 2 • 09.05.2025 • 18.00 Uhr •
The Ugly Stepsister von Emilie Blichfeldt
Im Königreich „Swedlandia“ heiratet Elviras Mutter Rebekka den verwitweten Otto in der Hoffnung auf Reichtum und höheren Status. Zunächst scheint die Welt in Ordnung, Elvira versteht sich gut mit ihrer neuen Stiefschwester Agnes, doch dann stirbt Otto kurz nach der Trauung und Elvira erfährt, dass Otto kein Geld hatte und sich durch die Heirat zu sanieren hoffte und er und seine Tochter auf die neue Familie herabblickten. Unangenehm, denn Rebekka fürchtet nun um die Finanzen. So beschließt Elvira, die einzige Möglichkeit die Familie zu sanieren wäre, wenn sie reich heiratete; da ist doch ein lediger Prinz im Königshaus! Mit einer Zahnspange, lockigem aschblonden Haar und einer normalen Figur wird sie den Mann jedoch nicht gewinnen, schon gar nicht in Konkurrenz zur schönen Agnes, selbst wo die nicht einmal mehr Jungfrau ist! Also wird Hand angelegt, die Beerdigung Ottos gecancelt, Zahnspange raus und die Nase gerichtet, der Tanzkurs für den Hofball gebucht und dank einer „guten, wohlwollenden“ Lehrerin gibst das Bandwurmei als kleines Extra.
Da hat uns Emilie Blichfeldt ja ein schönes Märchen aufgetischt und uns so herrlich gemein unter die Nase gerieben, dass sich alles um Schönheit und Schönheitsideale dreht. Die perfekte Figur, tolles Haar, ein hübsches Gesicht und alle Türen stehen Dir offen; doch was ist, wenn man nicht in die aktuelle Schablone passt? Schönheit um jeden Preis. Nase brechen, Wimpern annähen, der Verlust der Gesundheit, nebst Haarausfall durch abwegige Diäten und das berühmte abscheiden der Zehen, damit die kleine Pantolette über den Fuß geht und alles in Großaufnahme Dazu kommt die Pubertät, Erwachsenwerden, alle haben auf einmal Sex, etwas woran Elvira bislang keinen Gedanken verschwendet hatte; ihre Kindheit ist eindeutig vorbei und ihre bislang naive Vorstellung von der Beziehung zwischen Mann und Frau ist absolut entromantisiert. Daneben sehen wir den Prinzen, einen fiesen Stecher, ohne Achtung vor irgendwem, schon gar nicht vor Frauen. Er wird von seinen Eltern gezwungen eine Frau zu suchen und wählt natürlich das äußerlich hübscheste Modell. Das Leid der vielen Anwärterinnen drumherum interessiert niemanden. Und während Otto aufgebahrt im Esszimmer vor sich hin rottet, weil kein Geld mehr übrig ist ihn zu bestatten, emanzipiert sich die einzige Vernünftige Frau dieser Geschichte, die kleine Schwester Elviras. Sie befreit sie von ihrem Bandwurm, trägt sie nach ihrem letzten selbstverachtenden Versuch den Prinzen zu ergattern aus dem Herrenhaus und startet mit Elvira in ein neues selbstbestimmtes Leben.
„The Ugly Stepsister“ ist eine bitterböse Satire, gepaart mit etwas Bodyhorror von einer Frau nicht nur für Frauen. Allerdings sehen Frauen diesen Film ganz sicher anders als Männer, rein naturgegeben, weil sich kein Mann in eine Frau hineinversetzen kann. Es geht hier für mich nicht nur um Schönheitsideale, sondern auch um die finanzielle Abhängigkeit vieler Frauen von Männern und natürlich auch das Erwachsenwerden. Die verschwommenen Vorstellungen von Sexualität versus der Realität, etwas, das jeder Mensch durchlebt.
Mir hat Blichfeldts Film wirklich gut gefallen und natürlich war Elvira nicht hässlich, auch nicht im Vergleich zur angeblich so schönen Stiefschwester, aber genau das ist es ja auch. Genau betrachtet sind solche Ideale nur Schall und Rauch, vor allem aber der Mode unterworfen und sehr oberflächlich.

Norwegian Den Stygge Stesøsteren • Directed by Emilie Blichfeldt [no] • Screenplay by Emilie Blichfeldt • Based on „Aschenputtel“ by the Brothers Grimm • Produced by Maria Ekerhovd [no] • Starring: Lea Myren, Thea Sofie Loch Næss, Ane Dahl Torp, Flo Fagerli, Isac Calmroth [sv], Malte Gårdinger • Cinematography Marcel Zyskind [de] • Edited by Olivia Neergaard-Holm • Music by Kaada, Vilde Tuv [no] • Production companies: Mer Film [no], Lava Films, Motor, Zentropa • Distributed by Entertainment [sv] • Release dates 23 January 2025 (Sundance), 7 March 2025 (Norway), 28 May 2025 (Denmark), 13 June 2025 (Sweden) • Running time 105 minutes • Countries: Norway, Poland, Sweden, Denmark • Languages Norwegian, Polish • Box office $884,602
• 23. Fantasy Filmfest Nights • Zoo Palast • Kino 2 • 09.05.2025 • 20.00 Uhr •
Mermaid von Tyler Cornack
Die Geschichte dreht sich um Doug , einen drogenabhängigen Typen aus Florida, der seinen Job als Aquariumpfleger in einem Stripclub verliert. Doug hat in seinem Leben den Tiefpunkt erreicht. Seine Beziehung ist kaputt, er kann nicht von den Drogen lassen und verliert seinen Lebensunterhalt. Er lebt im Haus seiner verstorbenen Eltern, ist antriebslos und hat ein angespanntes Verhältnis zu seiner Tochter.
Gerade jetzt, entdeckt er etwas Unglaubliches im Ozean: eine verletzte Meerjungfrau. Doch diese Meerjungfrau ist weit entfernt von den märchenhaften Vorstellungen ; stattdessen ist sie ein schleimiges, reptilienartiges Wesen, das eher abstoßend als anmutig ist. Trotz ihres ungewöhnlichen Aussehens und der Tatsache, dass sie nicht wie aus einem Märchen aussieht, ist Doug entschlossen, sie zu beschützen. Die Meerjungfrau wird zu seinem letzten Anker in einem sonst bedeutungslosen Leben. Doch Doug hat Schulden bei einem sehr unangenehmen Typen und eines Tages entdecken der und sein Sohn die Meerjungfrau in Dougs Haus und stehlen sie mit dem Ziel sie höchstbietend zu verkaufen.
Doug setzt alles daran, Destiny vor der Außenwelt und denjenigen zu schützen, die sie ausbeuten wollen und wir sehen Dougs verzweifelte Versuche, diese geheime und zerbrechliche Beziehung zu bewahren, und die chaotischen, oft grotesken Ereignisse, die sich daraus ergeben.
Das ist zuweilen grenzwertig amüsant, im Großen und Ganzen jedoch sehr anstrengend, weil Doug eben sehr lahm ist. „Mermaid“ soll eine Mischung aus schwarzer Komödie und Horror sein, die das Absurde und Groteske feiert. Tyler Cornack sagte selbst der Streifen ist eine Hommage an Florida, was rein bildlich sicherlich auch zutrifft, in weiten Strecken inhaltlich aber schwierig daherkommt. Ich hätte drauf verzichten können.

film: Mermaid (USA 2025) • regie: Tyler Cornack • darsteller: Johnny Pemberton, Avery Potemri, Robert Patrick, Kevin Nealon • Production: Bad Grey • drehbuch: Tyler Cornack • produzent: Daniel Brandt, Dane Eckerle, Cole Eckerle • kontakt: WTFilms • dauer: 105 min • sprachfassung: englische OV
• 23. Fantasy Filmfest Nights • Zoo Palast • Kino 2 • 09.05.2025 • 22.30 Uhr •
NurZuTrauDich!