38.FantasyFilmfestBerlin

7. Tag ErwarteteMittelmäßigkeitUndEinRegiegast


DerFalscheFamilienmörder•RacheImVollkontakt•EinödeInKasachstan

Der Vorletzte Tag schien unter keinem guten Stern zu stehen, denn die heute laufenden Filme lasen sich schon nicht so gut, warum ich den ersten Beitrag „Breathing In“ aus Südafrika gleich mal auslies, zu recht wie sich herausstellte. Leider war auch der zweite Film des Tages „Plastic Guns“ von Jean-Christphe Meurisse nicht wirklich gut. Er erzählt die Geschichte des Familienmörders Paul Bernardin, dessen wahres Vorbild nie gefasst wurde, in einer Art geschmackloser Hommage oder Satire. In Meurisse Version erschießt Bernardin eines Tages einfach mal seine Frau und die drei Kinder, davon ein Baby und schwirrt nach Argentinien ab. Dort baut er sich ein neues unbeschwertes Leben auf und sucht sich eine neue Liebe, die von seinem Vorleben natürlich nichts weiß. Unterdes sucht Interpol nach dem Massenmörder und auch ein weibliches Hobbyermittlerduo-Groupie-Gemisch ist ihm auf den Fersen. Dann schnappt die dänische Polizei einen Mann, der der Gesuchte sein soll, auch wenn er ihm nicht im Geringsten ähnlich sieht und keinerlei Verbindung zum Fall aufgebaut werden kann. Dieser Unschuldige wird drangsaliert und unerträglich behandelt, bis die Dänen zugeben müssen, den falschen festgenommen zu haben. Doch damit ist das Leid des Mannes nicht vorüber, denn die Hobbyermittlerin haben zwar tadellos recherchiert, dass er nicht Bernardin ist und wo dieser zu finden sein, steigern sich dann aber in ein wirres Geflecht aus Wahnsinn und Dummheit und überfallen den Unschuldigen dennoch.
Ich weiß nicht, es gibt Seher, die Meurisse mit Dupieux vergleichen und ich will nicht abstreiten, dass es Ansätze gab, die seinen Humor nahe kamen. Insgesamt aber hat sich der Streifen wie Kaugummi gezogen, war irgendwann überhaupt nicht mehr komisch, sondern absolut kindisch und geschmacklos und so schlecht, dass ich mich leider noch an jedes Detail erinnern kann. Ich möchte ihn aus meine Gedächtnis streichen, vielleicht gelingt es mir irgendwann, aber wie gesagt, es war ein traumatisches Erlebnis und die Darsteller fand ich durch die Bank echt unsympathisch und Punkte gibt es hier nur, weil es eben auch ein Film war und Arbeit drin steckt.

• 38. Fantasy Filmfest • 10.09.2024 • 17.15 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

film Plastic Guns (Frankreich 2024) • regie Jean-Christophe Meurisse • darsteller Delphine Baril, Laurent Stocker, Charlotte Laemmel, Jonathan Cohen • drehbuch Jean-Christophe Meurisse • produzent Marine Bergère, Romain Daubeach, Antoine Blesson, Nicolas Descalles • kontakt Charades • dauer 96 min • sprachfassung französische OmeU


„Sayara“ war dann der dritte Film des Tages und der türkische Beitrag und wurde vom Regisseur Can Evrenol selbst angekündigt. Mir schwante nichts Gutes, denn sein letzter Film auf dem Fantasy Filmfest „Basket“ war seinerzeit für mich eine echte Herausforderung und gehört zu den Tiefpunkten des Festivals. Nun ja, Evrenols Begeisterung für sein Projekt und sein Eintauchen in dieses neue Genre, nämlich dem Revenge Thriller schwappte etwas über, seine Aussage, dass das ein ultrabrutaler superblutiger Thriller wäre, den er nicht überall zeigen darf…hust, war seinem eigenen nicht Abstand zum filmischen Kinde geschuldet. Was die angekündigte Martial Arts angeht, darf man hier nicht zu viel erwarten, denn eine zierliche Frau wälzt sich auf dem Boden in Vollkontakt und soll uns weismachen Männer mit dreimal so viel Muskelmasse und Körpergewicht erledigen zu können. Aber beginnen wir von vorne: Evrenols Protagonistin kommt aus einer Flüchtlingsfamilie aus Turkmenistan, dem nach Evrenol Nord-Korea Zentralasiens. Ihr Vater war ein Killer im Auftrag der Regierung, der den Russen sehr nahe stand und seiner jüngeren Tochter seine Kampfkunst beibrachte. In der Türkei, mittlerweile erwachsen, putzt beschriebene Sayara im Gym und trainiert nachts heimlich. Als ihre große Schwester, die mit dem verheirateten Inhaber des Gyms ein Verhältnis hat von dessen Freunden vergewaltigt und ermordet wird, begibt sich Sayara auf einen Rachefeldzug. Nun ja und der ist recht brutal, denn das Mädel macht keine Gefangenen, gerät in einen Blutrausch und tötet vom unbeteiligten Wachmann über Frauen und Kinder so ziemlich alles was sich bewegt. Ihre Art zu kämpfen ist zudem recht gewöhnungsbedürftig, weil die Darstellerin keine Ausbildung oder Vorkenntnisse hatte und es auch genau so aussieht. Und irgendwie geht die Anklage an den Paschastaat dann darin unter, dass sich die „Filmheldin“ nicht mit irgendeiner Form von Gerechtigkeit rühmen kann. Ich weiß nicht, was ich mit so einer Art Revengethriller anfangen soll, in dem ohne Sinn und Verstand Leute umgebracht werden, die nicht mal wissen warum. Evrenol wollte dann auch nicht zu viel erklären, ihm ging es nicht um Ehre gegen Ehre, aber um was es ihm ging habe ich nicht verstanden.

Fantasy Filmfest • 11.09.2024 • 19.30 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

film: Sayara (Türkei 2024) • regie Can Evrenol • darsteller Duygu Kocabıyık, Emre Kızılırmak, Özgül Koşar, Furkan Rıza Demirel, Zakirjan Bazarov • drehbuch Can Evrenol • produzent Can Okan, Ahmet Ziyalar, Sarp Kalfaoğlu, Can Evrenol • verleih Indeed Film • dauer 90 min • sprachfassung türkische OmeU


Den letzten Film des Tages hätte ich eigentlich geskippt, aber wie es manchmal so ist, bin ich dann doch sitzen geblieben, leider. Der kasachische Beitrag „Steppenwolf“ von Adilkhan Yerzhanov war ziemlich grenzwertig, weil ich ohne die Beschreibung des Fantasy Filmfest Teams nicht wirklich gewusst hätte, was hier vor sich geht, bis auf das eine etwas zurückgebliebene Mutter ihren Sohn vermisst und das will was heißen. Irgendwo in der Steppe Kasachstans oder weiß ich wo, marodieren Männer, ob Polizei oder Guerillias weiß ich nicht so genau und metzeln sich gegenseitig, verwüsten die Ansiedlungen und keine Ahnung was sie wollen, denn es ist ja nicht viel zu holen. Auf jeden Fall steht im Mittelpunkt der Geschichte besagte geitig eingeschränkte Mutter, die die ganz Zeit debil vor sich hin brabbelt und ihren Sohn sucht. Ausgerechnet ein Folterknecht der Polizei wird ihr Ansprechpartner und von ihr verfolgt, ob das er ihren Sohn gegen viel Geld (das sie wahrscheinlich gar nicht hat, woher auch) findet, der wie sich herausstellt wirklich existiert und von Kinderhändlern für den Organhandel entführt wurde (zwischendurch dachte ich schon sie fantasiert nur). Das alles vollzieht sich recht blutig und langweilig und völlig unglaubwürdig, denn das Mädel lebt im Nirgendwo, scheint nicht zu arbeiten und es ist auch nicht klar von was sie und wie sie lebt, dort draußen ohne alles in einem leeren Haus. Auf jeden Fall insgesamt kein guter Film und schon gar nicht, wenn man müde ist und nur nach Hause will. Sehr unbefriedigend und ich kann auf solche Beiträge aus „exotischen“ Ländern gut und gerne verzichten.

• 38. Fantasy Filmfest • 11.09.2024 • 21.45 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

film: Steppenwolf (Kasachstan 2024) • regie: Adilkhan Yerzhanov • darsteller: Berіk Aitzhanov, Anna Starchenko • drehbuch: Adilkhan Yerzhanov • produzent: Aliya Mendygozhina, Alexander Rodnyansky • verleih: Plaion Pictures • dauer: 101 min • sprachfassung kasachische, russische OmeU


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