X von Ti West
Directed by Ti West
Written by Ti West
Produced by Ti West, Jacob Jaffke, Kevin Turen, Harrison Kreiss
Starring Mia Goth, Jenna Ortega, Martin Henderson, Brittany Snow
Owen Campbell, Stephen Ure, Scott Mescudi
Cinematography Eliot Rockett
Edited by David Kashevaroff, Ti West
Music by Tyler Bates, Chelsea Wolfe
Production companies : Little Lamb, Mad Solar Productions
Distributed by A24
Release dates March 13, 2022 (SXSW),March 18, 2022 (United States)
Running time 106 minutes
Country United States
Language English
Box office $13.1 million
1979 macht sich eine motivierte Filmcrew ins ländliche Texas auf, um ihren nächsten Streifen, „The Farmer’s Daughters“ zu drehen. Die Location, eine abgelegene Farm, wurde vom Produzenten liebevoll ausgewählt und ein Nebengebäude vom alten Farmbesitzer angemietet. Der ahnt jedoch nicht, wen er da ins Haus geholt hat und bittet dringend um Rücksichtnahme auf seine Frau, doch Zeit ist Geld und schon sind die Hintern nackig und die Klappe fällt und das mit erheblichen Konsequenzen.
• Nicht spoilerfrei •
Immer wieder frage ich mich, warum der Name Ti West bei mir so positiv belegt ist. Gut, ich mochte „The Innkeepers“ und auch in „VHS“ und „Them“ hat er gute Arbeiten abgelegt, aber der Überflieger ist er eigentlich nicht. Die üblichen Auf und Abs eben. Umso überraschender die Vorschusslorbeeren zu „X“. Vielleicht weil er von A24 herausgegeben wurde, wer weiß; schlecht ist er nicht, aber er hat seine Mängel und für mich ein paar echte Abtourner.
In „X“ erinnert sich Ti West an „die guten alten“ Pornozeiten zurück, als man angeblich noch (bessere??) Drehbücher für seine Nacktstreifen hatte als heute und kombiniert das Janze mit einem klassischen Hinterwäldlerslasher, viele sagen es sei eine Hommage an Tobe Hooper „Texas Chainsaw Massacres“, aber gut, alles in Allem nichts Neues, vielmehr totales Retrofeeling. Sein Cast ist dafür wirklich formidable ausgesucht; von Mia Goth, die ein so zeitloses Gesicht hat, über Brittany Snow, die mich hier wirklich überraschte, weil ich sie irgendwie nur bieder aus Musicals kenne oder Beau Martin Henderson bis hin zu Owen Campbell, den ich gefühlt schon tausend mal gesehen habe, aber nicht weiß wo, alle passen perfekt, zumindest was das Drehteam angeht. Der Look wirkt authentisch und so folgen wir dem ambitionierten Filmstudenten RJ, der sich mit seiner Freundin Lorraine und dem Pornoproduzenten Wayne zu einer Farm in hintersten Texas aufmacht, um einen „anspruchsvollen“ Pornostreifen zu drehen. In „Die Töchter des Farmers“ so der Drehbuchtitel, soll Hauptdarsteller Jackson Hole auf gerade vateristwegige Farmerstochter, seine Irgendwie-Freundin Bobby-Lynne treffen, die ihn verführt und sich später noch ihre kleine Schwester, Freundin des Produzenten, Maxine Minx zur Brust nehmen. Und auch nur RJ glaubt an das Anspruchsvolle seiner Idee. Er hatte bereits im Vorfeld den Drehort klar gemacht und ein Nebengebäude einer idyllischen Farm von Rentnerehepaar Howard und Pearl gemietet, ohne ihn genau in Kenntnis zu setzen, was die Gruppe dort vor hat. Der alte Zausel begrüßt die Truppe dann schon mal mit vorgehaltener Flinte und warnt alle, sich zu benehmen, aus Rücksicht auf seine alte Lady. Doch die Stimmung im Team ist gut und so beginnen die Dreharbeiten recht forsch, was auch der alten Pearl nicht entgeht. Die ist angetournt, aber ihr Howard drückt sich um den Seniorensex, sehr zu ihrem Unbill, denn die alte Dame hadert mit ihrem Alter und dem Verlust ihrer Attraktivität. Das bekommen nach und nach auch die Beteiligten des Filmteams zu spüren, wobei Pearl noch versucht mit Maxine und dann mit RJ anzubändeln, erfolglos. Die Situation am Set wie bei Pearl eskaliert. Die schüchterne Lorraine will auf einmal beim Pornodreh mitmachen, das findet RJ, der sich so offen gab, auf einmal nicht so doll und haut ab und dann fallen sie wie die Fliegen bis zum Showdown. West nimmt sich viel Zeit für schöne Bilder und ein paar echt witziger Szenen wie Maxine, die beim Schwimmen im See von einem Alligator verfolgt wird, ohne es zu bemerken, Jacksons LongDongSilverGegenlichtGedenkszene oder einem spontanen Herzinfarkt zum Unzeitpunkt. So hat der Streifen durchaus seine positiven Seiten. Auch die Thematik des Älterwerdens, dem Verlust seiner Attraktivität, aber nicht seiner Lust kann man nur begrüßen; allerdings mit einem Wermutstropfen, denn Pearl scheint schon lange nicht rund zu laufen wie „die Leiche im Keller“, die Howard offensichtlich zu ihrer seltsamen Befriedigung eingefangen hat zeigt und ihre Gewalttätigkeiten auch gegenüber Wayne zugibt. Dann kommen die beiden doch wieder zusammen, obwohl Howard immer ablehnt hat aus Angst einen Herzinfarkt zu bekommen. Jedoch der größte Abtourner ist für mich hier die Maske. Menno, warum setzt man die Darsteller 10 Stunden in einen Stuhl und verunstaltet sie so, anstatt richtige alte Leute zu nehmen? Echt jetzt, es gibt so viele betagte Schauspieler, die das sicher gerne übernommen hätten, so sehen wir miese Latexmasken, zudem die Doppelrolle Goths bei nicht Wenigen auch noch zu Fehlinterpretationen führte, denn die junge Pearl auf den Bildern war für mich eindeutig eine andere Person, im Gegensatz zur verteufelten Tochter des Predigers, der ständig im Fernsehen lief, von der für mich ziemlich früh klar war, wer es ist und so unbedingt berühmt werden und kein Leben, das sie nicht verdiene akzeptieren wollte. Vielleicht wollte West mit den üblen Masken und der abstoßenden Darstellung des alten Ehepaars auch eher wieder ein Gedenken ans Genre setzten, aber wir wissen es nicht. Mich hat es genervt, insbesondere, weil es ein so viel besserer Film hätte werden können.
So ist er passabel und wird vielleicht auch zu großzügig von mir bewertet.
Kann man sehen, muss man aber nicht.
• 07.04.2022 • Kino in der Kulturbrauerei • Kino 2 • Fantasy Filmfest Nights •
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Fand auch, dass der Film einiges von seinem Potential verschenkt. Besonders die erste Hälfte fand ich ziemlich öde, die Action in der zweiten hat dann gepasst. Aber gut, dass du das mit den Masken ansprichst. Ich hatte mich gewundert, dass das eigentlich in den meisten Reviews, die ich gelesen habe, nur selten ein Thema war – gab in den letzten Jahren ja oft genug einen Aufschrei, wenn manche Bevölkerungsgruppen nicht original besetzt waren.
Ja komisch, die Masken scheinen durchweg toleriert worden zu sein. Darsteller im entsprechenden Alter wären sicher viel unheimlicher gewesen. Einem Joe Pesci nehme ich in jedem Alter den Psychopathen ab :)))
Gibt ja quasi schon ein Subgenre: „A24-Horrorfilm“. Du kennst Musicals mit Brittany Snow? :)) Sollten die Maske vielleicht so schlecht sein, so 1970er-Jahre-Film-mäßig-schlecht? Mir hat der Film ja sehr gut gefallen und ich bin wirklich auf das Prequel „Pearl“ gespannt.
Ja tatsächlich habe ich Pitch Perfect mit ihr gesehen :))
Ich weiß nicht, ob das ein Verweis auf alte schlechte Horrormasken sein sollte oder nur Übermut war, aber schlechte Masken turnen mich total ab, früher wie heute :))