DerApfelFälltNichtWeitVomStamm

No Looking Back von Kirill Sokolov

Produced by Artem Vasilyev, Igor Mishin, Elena Geladze
Aleksey Grishin, Andrey Savelyev
Starring Sofya Krugova, Viktoriya Korotkova
Anna Mikhalkova
Cinematography Dmitry Ulyukaev
Edited by Kirill Sokolov
Music by Maksim Rudenko
Production companies: SAGa Film Company, MetraFilms
Kinoprime Foundation, Ministry of Culture, Online-cinema KION
KinoPoisk
Distributed by PROvzglyad
Release dates September 2021 (Kinotavr)
April 21, 2022 (Russia)
Running time 101 minutes
Country Russia
Language Russian
Box office ₽6 million

Olyas Familie ist weder auf den Mund gefallen, noch lassen sich die Frauen die Butter vom Brot nehmen. So landete Olya nach einem impulsiven Übergriff auf den örtlichen Polizeichef auch im Knast. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, auch Olyas Tochter Masha weiß sich verbal auszudrücken, zumindest, wenn Oma nicht so will wie sie; und Großmutter Vera, die will Masha behalten und als Olya aus dem Gefängnis entlassen wird und Masha holen will, verfehlt das Küchenmesser die Tochter nur knapp und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt.


Mit „Why Don’t You Just Die?“ landete Kirill Sokolov einen echten Überraschungshit und so ist es nicht verwunderlich, dass auch, trotzdem er Russe ist, sein zweiter Film in den Fantasy Filmfest Nights landete. Glücklicherweise gibt es hier keine Sippenhaft und so konnten wir dem vergnüglich bös-bitteren Treiben von Tochter Olya und ihrer Mutter Vera auf der Leinwand folgen. Sokolov selbst sagt über seine Filme, dass sie vor allem von Machtmissbrauch, Gewalt und Korruption handeln und dass ein extremes Ausmaß an Hass zur Katastrophe führt. Ja, und genau das passiert hier, wobei Sokolov alles in einem schon sehr unterhaltsamen, aber auch recht brutalen Roadmovie verpackt, ohne dabei zu vergessen uns die einzelnen Figuren nahezubringen. So verschwimmt irgendwann das Schwarzweiß, wer recht hat und wer nicht, denn wir verstehen alle Seiten und alle verlieren und gewinnen irgendwie. Die Story dreht sich um Olya, die ihre Zeit im Knast abgesessen hat und nun ihre Tochter Masha wieder zu sich zurückholen will. Wie wir gleich erfahren ist das Verhältnis von Mutter Vera und Olya nicht so besonders, denn die geht gleich mit dem Küchenmesser auf sie zu. Aber auch Masha hat mit Vera so ihre Auseinandersetzungen, in dem Alter vielleicht normal. Olya ist wie Vera impulsiv und hat im Streit ihrem frischgetrennten Freund ein Auge ausgestochen. Der ist jedoch Polizist und hat sie einsperren lassen, dennoch schlägt sein Herz noch für Olya. Eine schwierige Situation, denn auf der Flucht vor Vera suchen die beiden Unterschlupf bei ihm, der verrät sie aber sofort, als im Vera ordentlich Geld auf den Tisch packt und Masha um jeden Preis zurück will. Um jeden wohl gemerkt. Vera will nur das Beste für Masha, eine ordentliche Schulausbildung, eine Zukunft und hält die flippige Olya nicht sonderlich geeignet, zudem die im Knast einen Mann kennengelernt hat, der sie angeblich gut versorgen will, den sie aber überhaupt nicht persönlich kennt. Masha hängt zwischen den Stühlen. Sie ist abgenervt von der Oma und sieht in ihrer Mutter ein großes dummes Kind, aber sie liebt sie und so flüchtet sie mit, nicht ohne sie hin und wieder zu maßregeln.
Letztendlich scheitert Vera wie Olya und es bleibt im Raum stehen, ob und wie man es für seine Kinder richtig machen kann. Den Mittelweg zwischen Ansprüchen und Bedürfnissen zu finden, den eigenen und denen des Kindes. Das gelingt hier nur auf die harte Tour. In wie weit man das Gesellschaftlich nach Sokolov umsetzen soll weiß ich nicht, gefallen hat es mir trotzdem extrem gut; nichtzuletzt wegen der richtig guten Darsteller, insbesondere dem Supertalent Sofya Krugova, die hier die Masha spielte und uns alle geflasht hat. Für sie drehte Sokolov den Film chronologisch ab, damit sie der Handlung besser folgen konnte. Gut gemacht.
Unbedingte Sehempfehlung!

 

• 08.04.2022 • Kino in der Kulturbrauerei • Kino 7 • Fantasy Filmfest Nights •

 

 


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