TelenovelaAllaModa

House of Gucci von Ridley Scott

Directed by Ridley Scott
Screenplay by Becky Johnston, Roberto Bentivegna
Story by Becky Johnston Based on The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour, and Greed by Sara Gay Forden
Produced by Ridley Scott , Giannina Scott, Kevin J. Walsh, Mark Huffam
Starring. Lady Gaga, Adam Driver, Jared Leto, Jeremy Irons, Salma Hayek, Al Pacino
Cinematography Dariusz Wolski
Edited by Claire Simpson
Music by Harry Gregson-Williams
Production companies: Metro-Goldwyn-Mayer, Bron Creative, Scott Free Productions
Distributed by United Artists Releasing (United States), Universal Pictures (International)
Release date November 9, 2021 (Leicester Square), November 24, 2021 (United States)
Running time 157 minutes
Country United States
Language English
Budget $75 million
Box office $42 million

Als Patrizia Reggiani 1978 den Jurastudenten Maurizio Gucci kennenlernt, zögert sie keine Sekunde, als sie seinen Namen erkennt. Das ist der Mann, den sie heiraten will, die kleine Sekretärin im Fuhrunternehmen ihres Vaters und der Enkel des italienischen Modeimperiums Gucci. Und sie bekommt ihren Willen, gegen den ihres zukünftigen Schwiegervaters und mit dem Rauswurf Maurzios aus der Familie. Doch auch wenn Patrizia einen Klimt nicht von Picasso unterscheiden kann, sie weiß was sie will und so baut sie Maurizio über die Jahre auf, knüpft Kontakt zu Aldo Gucci und bringt ihren Ehemann auf den Chefsessel. Leider tut Patrizias Ehrgeiz der Beziehung zu Maurizio weniger gut; die Trennung folgt und eine neue Liebe tritt in sein Leben. Mit tödlichen Konsequenzen.


Vielleicht hätte man diesen Film lieber „House of Madness“ oder „Italienische Seide und Herzen am Rande des Wahnsinns“ nennen sollen. Irgendwas womit man den Inhalt eher vereinbaren kann, denn eines ist gewiss, mit den Guccis hat es hier vielleicht die Namen gemein, Handlung und Figuren sind Satire; ob gewollt oder ungewollt weiß nur der Wind. Dabei will ich mich keinesfalls beklagen, ich habe mich 157 Minuten lang bon amüsiert und mich des Augsburgerpuppenkistings erfreut. Ob es Gaga, Irons, Pacino oder Leto waren, irgendwer hat sie geschminkt, frisiert und angezogen, vor die Kamera manövriert und gesagt: „Action“ und dann nahm der Irrsinn seinen Lauf. Ich bin sicher, es gab es Drehbuch, das die Rahmenhandlung irgendwie absteckte, was die Darsteller dann daraus machten war wohl ihnen überlassen, anders ist diese für die Gucci Familie wohl sehr schmerzliche und uns Außenstehende sehr unterhaltsame, aber wirre Verfilmung nicht zu erklären. Sicher, der Streifen hat hervorragende Kostüme, Szenenbilder, Ausstattung und Musik und ja, auch die Darsteller sind jeder für sich ganz großartig, nur das daraus geformte Potpourri riecht merkwürdig. Es gab Szenen, bei denen ich den Sinn der Handlung absolut nicht verstanden habe. Das Zusammenrollen Patrizias Mantel im Boot zum Beispiel oder die gezielte Demütigung Paolos und seines Designerkönnens, das so wie vieles einfach mal erfunden wurde. Im Grunde stimmte gar nichts. Patrizia lernte Maurizio nicht auf irgendeiner beliebigen Party kennen und das auch noch gut 8 Jahre früher. Warum man die zeitlichen zusammenhänge so verschob? Keine Ahnung. Die beiden heirateten zwar gegen den Willen Maurzios Vater, aber schließlich kaufte er den beiden das Penthouse in New York, nicht Onkel Aldo, der hier eine viel zentralere Rolle einnimmt und Rodolfo als vergrämten Witwer zurücklässt. Und dann der arme Paolo, der von Jaret Leto völlig zum Clown gemacht wird und als grenzdebiler Spinner und Heulsuse interpretiert wurde. Man, ich bezweifle, dass der echte Paolo jemals ein Cordsakko anhatte oder „Träume aus Lycra“ designte, schließlich war ein ein paar Jahre Chefdesigner bei Gucci. Auch seine Geschichte mit dem Missbrauch des Markennamens war wohl sehr anders, aber das sind nur kleine Beispiele, dass man hier keinesfalls auf Authentizität hoffen sollte. Wie gesagt, alle Darsteller legen wirklich großartige Performances ab und jede Szene ist in gewisser Weise ein Genuss, andererseits muss man mit vielen Enttäuschungen leben, denn so eine Komplexe Geschichte über Jahrzehnte muss Lücken haben, erst recht, wenn jeder macht was er will. Ich hatte den Eindruck, das Adam Driver der einzige war, der wenigstens versucht hat hier etwas Ernsthaftigkeit reinzubringen, aber gut, letztendlich stehen wir vor einer 75 Millionen Dollar schweren Seifenoper, die so auch (wahrscheinlich mit Kusshand) auf TV Azteca hätte gesendet werden können.
Ich könnte mir vorstellen, dass man noch lange von diesem Film reden wird, einfach weil er so viele Hoffnungen zerstört hat und das uneingeschränkte Vertrauen zu Ridley Scott demontierte. Was hat den Mann da geritten? Andererseits ist er bedingungslos unterhaltsam und sehenswert, wenigstens für alle Unbeteiligten. Ein Unicum, vielleicht ein Paradox.

 


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5 Gedanken zu „TelenovelaAllaModa“

  1. Ja, wäre es bloss eine Satire, hätte man ja so ganz clever aufziehen können, so ist es ein unfreiwillig komisches und wirres Drama oder – wie Du sagst – ne Seifenoper. Ich glaube die zeitlichen Zusammenhänge hat man verschoben, um die Popmusik am Anfang irgendwie etwas glaubwürdiger unterzubringen. Ist natürlich nicht wirklich gelungen, spätestens bei George Michael…😃 Witzig, dass Du Adam Driver auch positiv hervorhebst. Mittlerweile habe ich sogar das Gegenteil gehört, die ihn am schlechtesten fanden.

    Hast Du den Film in der Synchro gesehen, weil Du nichts über diese unglaublichen und brüllendkomischen Akzente sagst?

    1. Ja George Michael hatte mich auch irritiert, allerdings gab es bereits da so große Zeitsprünge, dass es fast schon passte.
      Adam Driver sticht natürlich raus und ob positiv oder negativ, liegt wohl bei jedem selbst. Auf jeden Fall passte seine nicht zu den anderen Performances, dennoch finde ich ihn immer gut. Ich mag seine zurückhaltende Art.
      In der Synchrofassung; aber auch hier hat man versucht allen diesen italienischen Akzent aufzusetzen, was das Ganze noch übertriebener machte, mich aber am wenigsten störte. :))

      1. George Michael haben sie doch zu der Hochzeit gespielt, Ende der 1970er Jahre (nach Ridley Scott). Man, dann musst Du nächstes Mal den unbedingt in der OV oder OmU gucken, das ist nochmal ne völlig andere Nummer, ich verspreche es Dir. Hätte ich den Film Zuhause, würde ich ihn mir direkt gleich anmachen und nebenbei laufen lassen und mich wieder kaputt lachen. Eigentlich ein Gute-Laune-Film. 😂

NurZuTrauDich!

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