Zulu von Jérôme Salle
Ali Sokhela ist Chief Detective der Einheit für Schwerverbrechen in Kapstadt.
Zusammen mit seinen Kollegen Deputy Brian Epkeen und seinem Schreibtischhengst Dan Fletcher ermittelt er in einem besonders brutalen Mord an einem weißen reichen Mädchen, dass totgeschlagen am Strand gefunden wurde. Die Spuren führen schnell in Richtung Bandenkriminalität und zu einer neuen Droge. Weiterhin ermittelt Sokhela in seinem Township in dutzenden Fällen verschwundener Kinder, um die sich niemand kümmert und stellt Zusammenhänge fest.
„Zulu“ beginnt mit einem Flashback ins Jahr 1978, in dem Hauptfigur Ali Sokhela zusehen muss wie sein Vater von Milizen bei lebendigem Leib verbrannt wird. Später wird auch gezeigt warum Ali entgegen aller Avancen der Damenwelt nicht in der Lage ist deren Zuneigung zu erwidern.
Ali Sokhela ist Zulu; heute hat er mit dem Apartheitsregime abgeschlossen und sinnt nicht auf Rache, sondern möchte einfach Verbrechen bekämpfen und für die Ärmsten einstehen. Er ist ein sanfter aber bestimmter Mann, der sich liebevoll um seine Mutter kümmert und immer arbeitet, nie schläft.
Im Kontrast dazu steht sein Teampartner Brian Epkeen, ein Trinker und Frauenheld, der seinem Sohn ständig die Alimente schuldig bleibt und es hasst, dass seine Ex mit einem reichen Zahnarzt zusammenlebt.
Brians Finger sind schnell am Abzug und er macht auch nicht unbedingt Gefangene. Er ist ein kleines Pulverfass.
Der dritte im Bunde ist Dan Fletcher; eher ein Bürohengst, der bei diesem Fall jedoch mit in den Außendienst darf, was wie sich später herausstellt keine gute Entscheidung war.
Die spannende Story dreht sich um den Tod einer jungen Frau, die erschlagen am Strand gefunden wurde, vollgepumpt mit einer neuen synthetischen Droge. Die Spuren führen zu einer Drogenbande, die in etwas viel Größeres verstrickt ist, als den Polizisten lieb ist. In diesem Zusammenhang steht nämlich auch das vielfache Verschwinden von Kindern im Township. Niemand kümmert sich um die Waisen, doch Sokhela lässt nicht locker und kommt einer fürchterlichen Sache auf die Spur.
Wie unschwer zu erkennen, spielt „Zulu“ in Kapstadt Südafrika und natürlich schweben die Verbrechen der Apartheit die ganze Zeit über dem Ermittlerteam, nicht zuletzt weil Brians Vater tief verstrickt im alten Regime war und er sich vehement davon zu distanzieren versucht und Ali Opfer der Milizenaufstände wurde. Auch hat die Geschichte an sich mit einem gestörten Verhältnis zu ethischen Grundsätzen und dem Respekt vor Menschen egal ob schwarz oder weiß, reich oder arm zu tun.
In „Zulu“ erhascht man einen kleinen Einblick in die südafrikanische Gesellschaft, die leider auch noch heute äußerst inhomogen ist. Der starke Kontrast zwischen Arm und reich, weißen Villen und Townships, die Skrupellosigkeit den Ärmsten der Armen gegenüber, aber auch den noch bestehenden Differenzen der Clans und ethnischen Gruppen untereinander
Die Figuren sind natürlich extrem bis stereotyp, angefangen mit Sokhela, dem niemals schlafenden, Mandela zitierenden Karriere-Zulu, der sich für jeden einsetzt und scheinbar keinen Hass kennt. Wen außer Forest Whitaker hätte man für so eine traurige Rolle nehmen können? Ist ihm auf den Leib geschrieben, aber ich wünschte mir, ihn auch mal mit einem anderen Gesichtsausdruck zu sehen.
Daneben, völlig konträr besetzt Orlando Bloom als Brian Epkeen, einem geschiedenen Enddreißger, der viel zu viel trinkt, ziemlich verkommen ist und jede Nacht eine andere im Bett hat. Er kann sich nur mit Mühe und Not aus den Federn pellen, teilt aus kann aber auch einstecken und hat das Herz am rechten Fleck – ein Bulle wie aus dem Bilderbuch also.
Die Nebenfiguren sind dann entsprechend der Story auch ziemlich schwarz-weiß: eine bebrillte Computerexpertin als Ersatzfrau fürs Ermittlerteam, die bösen blonden Weißen und eine aufrechte Bigmama im Kirchenchor, aber das tut der Sache nicht unbedingt Abbruch.
Die Story ist eine Mischung aus bestehenden Praktiken einiger Pharmafirmen und einer altmodischen Säuberungsaktion. Für mein Dafürhalten unglaublich, aber teilweise nicht abwegig, wenn auch mit falschem Ende, denn dran glauben muss in Wirklichkeit nie ein Verantwortlicher.
Insgesamt kann man „Zulu“ gut sehen. Ein spannender Thriller in einer gut abgebildeten Umgebung, ungeschönt, tragisch mit guten Darstellern. Man hätte vielleicht mehr draus machen können, ist streckenweise zu konventionell, dennoch Daumen hoch.
Production companies: Eskwad, Pathe, Lobster Tree, M6 Films Cast: Orlando Bloom, Forest Whitaker, Conrad Kemp, Inge Beckmann, Tinarie Van Wyk-Loots, Regardt Van Den Bergh, Randall Majiet, Patrick Lyster, Joelle Kayembe Director: Jerome Salle Screenwriters: Jerome Salle, Julien Rappeneau based on a novel by Caryl Ferey Producer: Richard Grandpierre Executive producer: Frederic Doniguian Co-producers: Eric Viart Loeb, Juli Lotter, Romain Le Grand
Director of photography: Denis Rouden Production designer: Laurent Ott
Costumes: Rae Donnelly Editor: Stan Collet Music: Alexandre Desplat Sales Agent: Pathe International 110 minutes. Release dates 26 May 2013 (Cannes) 6 November 2013 (France)
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