A Long Way Down von Pascal Chaumeil
Martin Shaw hatte alles was er wollte: er war der Star der Morning Show, hatte ein tolles Haus, Ehefrau und süße Tochter. Doch wie das Leben so spielt war da diese Praktikantin, entzückend, heiß und jung, die Martins Hirn unter die Gürtellinie rutschen lies. Pech für Martin, dass er aufflog, noch mehr Pech, dass das Mädchen erst 15 war. Und schwupps war es zu Ende mit Ansehen und Karriere und Shaw saß im Knast. Nun ist er ganz am Boden und dieses Silvester soll sein letzte sein. Mit Leiter und guter Zigarre bewaffnet erklimmt er zu Fuß, auf Grund der Überlänge des Sprossengeräts, den höchsten Wolkenkratzer Londons, überwindet die Fallbarriere und steht wackelnd am Abgrund. Nicht mal die letzte Zigarre ist ihm vergönnt, fällt sie im starken Wind einfach runter.
Doch während Shaw sich noch in der Abschiedsphase befindet, hört er auf einmal ein Hüsteln hinter sich, Maureen würde auch gerne springen und fragt unverbindlich wie lange er noch bräuchte, denn es ist kalt und der Regen setzt ein, 00.00 Uhr ist es auch gleich.
Martin ist verwirrt, nicht nur, dass er beim selbstmorden gestört wird, warum will sich Maureen umbringen?
Ehe sich die beiden versehen sind sie schließlich zu viert, denn die verzweifelte Jess stürmt auf das Dach und J.J. hatte sich auch die ganze Zeit dort versteckt.
Natürlich wird das Quartet heute Nacht nicht sterben, auch wenn es um den ein oder anderen wackelig wird, ein Pakt gibt den Lebensmüden bis Valentinstag Verschnaufpause.
„A Long Way Down“ hat seine guten und weniger guten Seiten, vor allem aber hat er Imogen Poots als durchgedrehte, sensible und emotional vernachlässigte Jess. Frau Poots stiehlt hier einfach allen die Show und dominiert jede Szene, in der sie zu sehen ist und nicht wenige Prophezeien ihr eine große Karriere.
Aber nun ist sie erst einmal als lebensmüde Endteenagerin zu sehen, die neben ihrer Vorliebe Menschen, die sie kennt und mag zu stalken, für ihr Alter in einem nicht ungewöhnlichen Dilemma aus unerwiderter Liebe, Depression und überdrehten Unternehmungsgeist steckt.
Jess ist eine von vier Möchtegernselbstmördern, die sich finden, eine gewisse Zeit miteinander verbringen, sich streiten sich zusammenraufen und letztendlich feststellen, dass sie gar keinen plausiblen Grund hatten sich umzubringen, denn es gibt für alles eine Lösung.
„A Long Way Down“ begleitet die Gruppe, beleuchtet jedes der Mitglieder ganz genau und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Das ist bitter und schwarzhumorig, rührend, traurig und lustig, leider aber auch zum Schluss hin für meinen Geschmack etwas zu glattgebügelt.
Ich kenne die Romanvorlage Nick Hornbys nicht, aber so happyending abgeschlossen wird sie nicht sein. Aber so ist es mit Filmen, die man verkaufen möchte, da muss auch was fürs wohlbefinden dabei sein, obwohl die Story an sich ja positiv genug ist, denn unsere vier Protagonisten stellen fest, dass sie schon noch weiterleben möchten.
Wie erwähnt finde ich Imogen Poots richtig gut, aber auch Pierce Brosnan liefert eine durchaus glaubwürdige Performance ab. Daneben sehen wir Aaron Paul als J.J., der ja schon einige durchaus ernste Charakter überzeugend dargestellt hat und Toni Collette als Maureen, der vereinsamten überarbeiteten Mutter mit schwerstbehinderten Sohn. Collette hat für mich keine große Varianz. Diesen desillusionierten zurückhaltenden Typ spielt sie zum Xten Mal und immer gleich und eigentlich mag ich sie so gar nicht mehr gerne sehen.
Insgesamt handelt es sich aber um eine durchaus unterhaltsame und sehr spaßige Angelegenheit mit unglaublichen Momenten, die ich weiterempfehlen kann.
Directed by Pascal Chaumeil Produced by Finola Dwyer Amanda Posey Written by Jack Thorne Based on A Long Way Down by Nick Hornby Starring Toni Collette Pierce Brosnan Imogen Poots Aaron Paul Music by Dario Marianelli Cinematography Ben Davis Editing by Chris Gill Barney Pilling Release dates February 10, 2014 (Berlin) Running time 96 minutes Language English
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Ahoi!
Mal wieder ’n Frauenfilm, wa!?
(Dialoglastig mit Happyend. 😉
Falls du mal wieder ’ne Klassiker-Schmuse-Musikalie hören magst – AWT-Blog. ;-D
Würde nicht sagen, dass Hornby Frauenliteratur ist oder diese Story, noch dass es sich um einen Frauenfilm handelt. Waren genauso viele Männer drin, denen der gefallen hat.
Na komm…
(Es geht ja nicht ums Buch, sondern um den Film.)
Ich denke, dass die Männer von den Frauen mit ins Kino gezerrt wurden. 😉
(Hast du denn alle Männer interviewt?)
Mit meiner Einschätzung („Frauenfilm“ greife ich auf meine langjährige Videotheken-Erfahrung
zurück (inkl. privater „Millieu-Studien“) In der Videothek hätten diesen Film hauptsächlich Frauen
ausgeliehen. Sicher! 😉
Pardon! Meinte natürlich „Milieu“! 😉
Äh kaum jemand wusste doch wie das Buch verfilmt wurde, das war ein Berlinalebeitrag.