AmAnfangWarDasFeuer

Der Medicus von Phillipp Stölzl

Rob Cole hat eine außergewöhnliche Gabe: er kann fühlen, wenn ein Mensch noch am selben Tag stirbt. Leider ist es seine Mutter und er ein kleiner Junge, als sich sein Talent das erste Mal bemerkbar macht. 
Plötzlich verwaist und auf die Straße gesetzt, drängt sich Rob einem Bader auf und wird im Laufe der Jahre dessen rechte Hand. Doch Rob reicht das nicht und als es sich ergibt, dass er mit jüdischen Medizinern in Kontakt kommt und er erfährt, dass in Persien ein Gelehrter die hohe Kunst der Medizin praktiziert und unterrichtet, beschließt er nach Isfahan zu reisen, um zu lernen.
Und tatsächlich gelingt es Rob einen Platz bei dem Universalgelehrten Ibn Sina zu bekommen.
Er ist Sinas bester Schüler, doch Robs Neugier ist unersättlich und als er beschließt Leichen zu öffnen, um das Innere des Menschen kennenzulernen, ist die Geduld der religiösen Führer und der Moslemgemeinschaft am Ende.

Eins vorweg, ich kenne die Buchvorlage nicht, weiß aber, dass hier wie zu erwarten sehr gekürzt und vereinfacht wurde. Das ist bei einem so kapitalen Wälzer auch nicht verwunderlich; trotzdem läuft „Der Medicus“ noch gute 150 Minuten.
Zugegeben, wirklich gelangweilt habe ich mich nicht, aber vom Hocker hat es mich auch nicht gehauen, sehe ich diese Art von Filmen doch eher als Mehrteiler im Abendprogramm der Öffentlich-Rechtlichen, die ja hier auch Geld und Finger mit im Spiel hatten.
Dass dieser echt altmodisch inszeniert daherkommende Film trotz deutscher Herkunft so gut funktioniert, ist meiner Meinung nach dem diesmal ganz gut ausgewählten internationalen Cast geschuldet, dass ohne deutsche Gesichter auskommt, dafür aber zwei großartige Schauspieler bieten kann, und zwar Ben Kingsley als Gelehrten Ibn Sina und Stellan Skarsgård als Haudegenbader (sowas wie ein Schausteller mit rudimentären medizinischen Kenntnissen) sowie für das jüngere Mädchenpublikum Tom Payne als Rob Cole, der okay ist, aber im Großen und Ganzen für den Rehblick steht.
Scheußlich fand ich Emma Rigby als Rebecca, aber das ist Geschmacksache.
Die Inszenierung wirkt in weiten Teilen sehr naturgetreu (alles sieht sehr schmuddelig und realistisch aus), hat Stellenweise was von Pilcherromantik (Naturbilder etcpp.) und wenn man vermeidet darüber nachzudenken, fällt auch nicht weiter auf, dass es im 11. Jahrhundert zwar religiöse, aber praktisch keine Sprachbarrieren gab. So lernt der nicht mehr ganz so kindliche Cole dann auch schnell Spanisch, Arabisch und weiß ich was dort gesprochen wurde oder aber alle anderen konnten Englisch. Schon erstaunlich wie verträumt man sich dieses Problems angenommen hat.
Auch ein so zahmer verständnisvoller Shah (also für die damaligen Verhältnisse) wird man nicht alle Tage getroffen haben und die Fokussierung auf die radikalen Islamisten hatte für mich einen faden Beigeschmack, waren die Christen im Mittelalter bekanntlich nicht besser drauf, was ihre Auslegung von Gotteslästerung anging und mit Sicherheit wurden unserem Helden zurück in London nicht freiwillig Leichen zur Forschung zugetragen.

So gesehen ein Historienschinken mit leicht bis schwer verklärtem Blick, aber wer es nicht so genau mit Nichts nimmt, wird sicher seine Freude dran haben, gut zu laufen scheint er und ich drücke die Daumen, dass er seine Produktionskosten einfährt, damit vielleicht in nicht zu ferner Zukunft auch mal was richtig Gutes für den internationalen Markt Produziert werden kann.

Originaltitel Der Medicus Produktionsland Deutschland Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 2013 Länge 150 Minuten Altersfreigabe FSK 12[1] Stab Regie Philipp Stölzl Drehbuch Jan Berger Produktion Wolf Bauer Nico Hofmann Musik Ingo Ludwig Frenzel Kamera Hagen Bogdanski Schnitt Sven Budelmann Besetzung Tom Payne: Rob Cole Emma Rigby: Rebecca Stellan Skarsgård: Bader Ben Kingsley: Ibn Sina Olivier Martinez: Shah Ala ad-Daula Elyas M’Barek: Karim Fahri Yardım: Davout Hossein Michael Marcus: Mirdin


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4 Gedanken zu „AmAnfangWarDasFeuer“

  1. 😀 Gleiche Punktzahl. Manchmal sind wir uns halt doch einig. Die Emma Rigby hat für mich auch nicht wirklich funktioniert, weil diese ganze Liebesgeschichte einfach nur wenig Sinn (in diesem Film) gemacht hat. Im Buch mag das sicherlich alles viel spannender sein, aber im Film war das unnötig. Ich fand, der Film hat tolle Bilder, aber leider auch nicht mehr…

NurZuTrauDich!

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