The Seasoning House von Paul Hyett
Während des Balkankrieges wird die taubstumme Angel mit anderen Mädchen aus ihrem Dorf von Soldaten entführt, nachdem ihre Mutter von ihnen erschossen wurde. Sie werden ins Hinterland verschleppt und zu einem sogenannten Seasoning Haus gebracht. In diesen Einrichtungen werden Frauen und Mädchen gegen ihren WIllen festgehalten, vergewaltigt, misshandelt, gefoltert und getötet.
Doch während die anderen Mädchen nach und nach Opfer ihrer Peiniger werden, verschwinden und durch andere ausgetauscht werden, hat Verwalter Viktor einen Narren an Angel gefressen und hält sie als persönliche Geliebte und Hausmädchen.
Als nach Jahren der Gefangenschaft ein Mädchen im Haus landet, das die Gebärdensprache kann, löst sie bei Angel eine emotionale Reaktion aus und kurze Zeit später eskaliert die SItuation im Haus, denn Angel fängt an sich zu wehren und tötet einen Mann.
„The Seasoning House“ ist eigentlich mehr Drama als Horrorfilm im üblichen Sinne, wobei die Situation der Frauen im Krieg und im Speziellen in diesen wahrhaft existierenden Seasoning Häuser der blanke Horror ist.
In diesem Zusammenhang sollte man auch Vokabeln wie (Zwangs)Prostitution oder Bordell vermeiden, denn beide setzten eine gewisse Freiwilligkeit und einen Gelderwerb der sich verkaufenden Frau voraus, was in diesem Beispiel keineswegs der Fall ist.
Frauen und Mädchen werden hier verschleppt und vergewaltigt, nichts ist freiwillig. Männer können in den Seasoning Häuser ihre Fantasien voll ausleben, denn ob die Frau überlebt ist nicht relevant, sie bezahlen für ihre Freiheiten.
Neben diesen unaussprechlichen Verbrechen gegen Frauen und Mädchen, zeigt dieser Film aber auch, was Krieg und im Besonderen so ein weitreichender alle Menschenrechtskonventionen verletztender mit den Männern, Soldaten, und den Menschen im Allgemeinen anrichtet. Für ihre Sache werden Soldaten zu Tieren, verlieren jede Verhältnismäßigkeit und Erfurcht vor dem Leben, fallen auf niedrigstes Niveau zurück.
Das ist sicher kein Phänomen nur des Balkankrieges, aber als Beispiel ist er angemessen, weil zeitlich wie örtlich nahe genug, um noch allen Parat zu sein.
Hyett zeigt, dass auch nach Kriegsende Fehlverhalten und Strukturen bestehen bleiben, Korruption, Verbrecher und deren Sympathisanten weiterhin funktionieren.
Im Film werden die Mädchen an ihren Betten gefesselt kaum mit Essen und Trinken versorgt und erfahren nur im Extremfall medizinische Versorgung. Kann der Arzt nicht mehr weiterhelfen werden sie im Wald entsorgt, abgeworfen nich mal begraben.
Die Männer Soldaten und Exsoldaten vergewaltigen und misshandeln die wehrlosen mit Drogen betäubten Mädchen, haben ihren Spaß dabei und der Verwalter streicht das Geld ein, für was er das ausgibt war mir unklar, denn er lebt mit in diesem verwahrlosten Haus.
Protagonistin Angel konnte dank ihrer Sonderfunktion im Haus alle anderen Mädchen überleben, doch eine echte Flucht ist für sie nicht möglich, denn die Kollaborateure im Umfeld lassen ihr keine Chance.
„The Seasoning House“ ist ein schwieriger Film, fiktional und wie ein Genrefilm präsentiert, dennoch mit sehr realistischem Hintergrund. Hyett vertieft die Entmenschlichung der Figuren nicht und stellt die ausufernde Brutalität der Männer so in den Raum, was bemängelt werden kann. Dennoch denke ich, braucht man keine Psychogramme, um der Wahrheit ins Auge zu sehen: das passiert seit es Kriege gibt und viele Ex-Soldaten finden nie wieder in ein normales Leben zurück, sind überhaupt nicht mehr sozialisierbar. Sicher fördert ein ohnehin sehr archaisch-patriarchisches System solche Entwicklungen noch mehr.
Mich hat dieser Film total runtergezogen. Ich mag sowas nicht sehen und schon gar nicht in einem Fantasy Filmfest Kontext. Die Vermischung aus Unterhaltungsfiktion und der Aussage: „in der Realität ist es noch viel schlimmer“ geht für mich (generell) nicht und ich frage mich für wen solchen Filme gemacht werden (auch nicht das erste Mal).
The Seasoning House Directed by Paul Hyett Produced by Michael Riley Written by Paul Hyett Conal Palmer Helen Solomon Adrian Rigelsford Starring Rosie Day Kevin Howarth Sean Pertwee Music by Paul E. Francis Cinematography Adam Etherington Editing by Agnieszka Liggett Studio Sterling Pictures Distributed by Kaleidoscope Film Distribution Release date(s) 23 August 2012 Running time 98 mins Country United Kingdom Language English
Entdecke mehr von DasDingAufDerSchwelle
Subscribe to get the latest posts sent to your email.