Angel’s Share von Ken Loach
Inhalt:
Robbie, Mo, Rhino und Albert sind die klassischen gescheiterten Existenzen.
Albert wurde besoffen auf Bahngleisen aufgegriffen, Mo beim Klau eines Papageis, Rhino hat auf Gräber gepinkelt und Robbie hat eine Karriere als Schläger und Junkie hinter sich. Alle vier haben diesmal Glück, ein gnädiger Richter verdonnert die jungen Leute nur zu ewig viel Sozialdienst, erspart ihnen aber den Knast. Und die Vier haben noch mal Glück, denn sie geraten an den Sozialarbeiter Harry. Ein dicker Brumbär, der für alle wie ein Vater ist und in seiner Freizeit auch mal zum Ausflug in eine Whiskeydistillerie einläd.
Dort kommt Robbie auch eine Idee wie die vier, ohne jemanden wehzutun zu viel Geld kommen können und er somit die Chance erhält mit Freundin Leonie und frischgeborenem Sohn eine Zukunft erlangen.
Nur ganz wenig soll aus dem fast unbezahlbaren Fass mit uraltem Malt verschwinden. Vier Flaschen, die niemand bemerkt und einen reichen Sammler glücklich machen und die drei für ihre Verhältnisse reich.
Fazit:
Ken Loach und Paul Laverty habens mit den sozial Schwachen und setzten das schon einige Male beeindruckend in Szene. Auch in „Angel’s Share“ geht es nun wieder um ein paar scheinbar ganz hoffnungslose Fälle. Der „schlimmste“ von allen ist Robbie. Drogen und Schlägereien, dazu fortgesetzte Familienfehden mit sehr handfesten Auseinandersetzungen. Es sieht nicht gut aus, denn Robbie ist gerade aus dem Knast und droht schon wieder einsitzen zu müssen. Er hat sich nur schwer unter Kontrolle, doch er möchte sich ändern schon seine Freundin Leonie und seinem zur Welt kommenden Sohn zu Liebe.
Und Robbie hat Glück, denn er gerät an den Sozialarbeiter Harry, der sich wie ein Vater um ihn kümmert und ihn immer wieder aufbaut. Harry kann Robbie auch für den Whiskey begeistern. Weniger ums tatsächliche Trinken geht es, vielmehr das Verkosten und so entdeckt Robbie, dass er dabei echt was los hat und kniet sich in die Materie.
Das dabei dann doch wieder eine krumme Sache herauskommt ist insofern nicht schlimm, als dass hier niemand auch nur ein Haar gekrümmt wird und „nur“ ein paar Pullen Whiskey abhanden kommen, was nicht mal irgendwer bemerkt.
Ken Loach hatte ein echtes Händchen mit der Auswahl Paul Brannigans als Robbie. Selbst eine Drogenkarriere, Messerstechereien und Schlägereien hinter sich, im Knast gesessen hat er auch, verkörpert er seine Figur ganz ehrlich und absolut überzeugend ohne dabei wie ein Laiendarsteller zu wirken.
Im Gegensatz zu früheren Werken setzt Loach nicht nur auf trauriges Sozialdrama, sondern macht den Schwenk in die Komödie, wobei er weder auf Klischees, noch auf die Proclaimers verzichtete.
Manche mögen das als verstaubt ansehen, ich fand die Kombination sehr unterhaltsam und Loachs Botschaft ist trotzdem klar rübergekommen: selbst bei den hoffnungslosesten Fällen kann man mit der gereichten Hand und Vertrauen noch was bewirken.
Das mag blauäugig sein, doch ich denke es ist ein Signal, das besser rüberkommt als: ihr werde es ohnehin nie aus dem Dreck schaffen, was so ja auch nicht richtig ist.
Insgesamt ein in weiten Teilen typisch sozialkritischer Loach/Laverty, mit ganz untypischen leichten Komödienanteilen und sogar vier Schotten im Kilt, wobei die nicht aus Klischeegründen heraus getragen werden wie von einigen missverstanden, sondern weil die armen Schlucker einfach nichts Gescheites anzuziehen hatten, aber irgendwie ein bisschen seriös rüberkommen wollten – und wie kann man das in Schottland besser als mit Kilt?
Sympathisch und unterhaltsam, sehr empfehlenswert.
Großbritannien / Frankreich 2012 – Originaltitel: The Angels‘ Share – Regie: Ken Loach – Darsteller: Paul Brannigan, Siobhan Reilly, John Henshaw, Gary Maitland, William Ruane, Jasmin Riggins, Roger Allam – FSK: ab 12 – Länge: 101 min. – Start: 18.10.2012
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Ich wollte mir den eigentlich am Sonntag angucken, aber irgendwie hab ichs auf den letzten Metern nicht geschafft und lieber noch ne spätnachmittägliche Radtour gefahren. Mal sehen, vielleicht schaff ichs noch ins Kino.
Gestern war ja auch ein tolles Wetter.
Ja wir fanden es in diesem Fall schade, die Synchrofassung gesehen zu haben. Im Original wäre er bestimmt witziger.
Aha! Miss CDW war mit Schatzi im Kino..;-D
Nur im Heimkino ;-))
Den Film will ich auch unbedingt gucken! Schade, dass er bei uns nicht im Original läuft. Schotten und Iren find ich in der OV immer so toll 😀
Ah nee doch Kino, ich war schon beim nächsten Film :))
Ja, ich höre das auch sehr gerne, aber die Preview war von der „Brigitte“ oder so, da spricht man nur deutsch :))
Kostenlos würde ich das auch nicht verschmähen :). Obwohl… bei „Hugo 3D“ hab ich die Preview-Karten ja an eine Bekannte abgegeben… Wobei sich das rein ökonomisch am Ende doch ausgezahlt hat wegen der Einladung zum Essen, muahaha *evil giggle* xD
Das hört sich nach einem Film an, der auch mir gefallen dürfte. Diese kleinen Filme sind meist lohnenswert. 🙂
Kann ich mir gut vorstellen. Total sympathischer Streifen.