Kleinstadtidylle

Wer Gewalt Sät von Rod Lurie

Straw-Dogs-2011-Inhalt:
Amy Summer hat es geschafft; sie ist mehr oder weniger erfolgreiche Serienschauspielerin geworden und ist mit dem Erfolgsautoren David Summer verheiratet, doch vor allem entkam sie ihrem kleinen Heimatort im den Südstaaten der USA.
Nun ist Amys Vater gestorben und hat ihr das Haus hinterlassen, ein Grund für das Ehepaar sich in die Abgeschiedenheit aufzumachen und für David eine willkommende Gelegenheit in Ruhe an seinem neuen Buch zu schreiben.
Während Amy versucht sich zurückzuhalten, engagiert David gleich ein paar Männer aus dem Dorf um die alte Scheune zu reparieren. Doch seine sachliche kopflastige Art kommt bei den Einheimischen nicht unbedingt gut an. Nachdem er zuerst toleriert wird, schlägt die Stimmung um. Engstirnigkeit, Neid und einfache Dummheit vermengen sich zu einem explosiven Brei, bei dem selbst der pragmatische David an seine Grenzen stößt.

<

p>Fazit:
„Wer Gewalt Sät“ ist einer ein Peckingpah Klassiker. Bereits 1971 schockierte er mit seiner These, dass jeder Mensch in der Lage ist einen anderen zu töten, wenn er entsprechend mit Gewalt konfrontriert wird. Peckinpah versuchte die Mechanismen von Gewalt und Gewaltexzessen darzulegen und stellte den Zuschauer auf eine harte Bewährungsprobe.
In Zeiten von Filmen wie Hostel und Saw mag das Publikum abgestumpfter sein, das Thema an sich verliert jedoch nicht an Reiz und Brisanz.
Rod Lurie wagte sich an die Aufgabe die mittlerweile 40 Jahre alte Geschichte in die Neuzeit zu transferieren. Viel geändert hat er nicht. Anstatt Mathematiker ist David nun ein Drehbuchautor und aus der ländlichen Gemeinde in England wurde der Süden der USA, die Schauspieler sind natürlich andere, nicht ganz so interessante Gesichter; ein Dustin Hoffman kann man nicht durch irgendwen ersetzen, aber dennoch insgesamt kann man den Film als durchaus ordentliches Remake betrachten.
Dank nur weniger Anpassungen, bleibt der Grundtenor bestehen und auch Lurie hat es in weiten Teilen geschaft den Würgegriff anzulegen und die Wut zu übertragen.
Sicher wird es der ein oder andere Kennen, sogar selbst erlebt haben: ein Großstädter zieht in einen kleinen Ort und dringt in die enge Lebensgemeinschaft der Einheimischen ein. Die tolerieren ihn, solange er nach ihren Regeln spielt, ziehen ihn sicher auch auf, nur um zu sehen, ob er auch brav pariert, doch sobald er versucht er selbst zu sein, ihre Regeln bricht oder ihnen vermittelt schlauer oder erfolgreicher zu sein als sie selbst, kommt es zu Konflikten. Im günstigsten Fall wird der Außenseiter isoliert, im schlechtesten angegriffen und tyrannisiert. Doch wie weit kann eine Seite gehen ohne entsprechend gleiche Gegenmaßnahmen befürchten zu müssen?
David macht zunächst eigentlich alles richtig. Er bemerkt, dass die Einwohner der Stadt seine Frau Amy mögen und sie sogar bewundern. Er stellt einen alten Freund von Amy an die Scheune zu reparieren, gibt ein paar Nachbarn somit gut bezahlte Arbeit. Er trinkt mit ihnen Bier im Pub und versucht sich ansonsten zurückzunehmen. Doch Amys alter Freund Charlie hat noch immer ein Auge auf sie geworfen. Sie ist eine schöne Frau und versteckt sich nicht in Wallekleidern, warum auch? Über das Objekt sein ist die erfolgreiche und mittlerweile großstädtische Schauspielerin längst hinaus, außerdem ist sie verheiratet und will ihrem Mann gefallen. Falsche Signale für die Machos am Ort. Während sie David mit auf die Jagd nehmen und ihn sich selbst überlassen, vergewaltigen sie Amy, doch sie schweigt gegenüber David. Dann macht David ein paar Fehler und als er dem von der Meute gehetztem Dorftrottel Schutz gewährt, eskaliert die Situation völlig.
Neben der realtiven Treue zur Vorlage profitiert Luries Film sicher auch durch gut miteinander harmonisierenden Schauspieler. Sicher, James Mardsen und Kate Bosworth sind nicht die Überdarsteller, aber sie passen zusammen und ergeben ein gutes Team. Dazu kommt Alexander Skargard, der als schwer durchschaubarer Gegenspieler Charlie einfach ideal besetzt ist und eine echt unheimliche Performance abgibt. Nicht verschweigen möchte ich James Woods als versoffener und absolut hysterischer Ex-Trainer und Volksverhetzer Tom Heddon at his best und Dominic Purcell rundweg in Idealrolle als geistig Behinderter Jeremy.
Man mag meinen Peckinpahs Geschichte wäre an den Haaren herbeigezogen, doch stellte er als einer der ersten die Frage: wo sind Deine Grenzen? Wie weit würdest Du gehen? In einer Zeit als der Pazifismus hoch gehalten wurde sicherlich provokanter als in unserer gewaltätigen und mit Gewaltfilmen gesättigten Zeit. Ich denke, dennoch ist die Fragestellung auch heute nicht abwägig und mit Luries Verfilmung durchaus gelungen umgesetzt.7_rabbit_animal_pink_cute

Straw Dogs Wer Gewalt Sät Regie Rod Lurie US 2011 Laufzeit 110 Minuten, FSK 16, Thrille, Dram, Actionfilm Kinostart 01.12.2011
D: James Mardsen, Kate Bosworth, Alexander Skarsgard, James Wood, Dominic Purcell, Laz Alonso


Entdecke mehr von DasDingAufDerSchwelle

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

4 Gedanken zu „Kleinstadtidylle“

  1. ach guck, ich hab gar nicht mitbekommen, dass es da ein remake gibt. den alten peckinpah finde ich ja hervorragend.
    bosworth, skarsgard und woods klingen hier auch vielversprechend. aber james marsden? ehrlich jetzt? oh, den kann ich nicht ertragen *lach*.

NurZuTrauDich!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.