Rapunzel, Neu Verföhnt 3D von Byron Howard und Nathan Greno für Disney Animation
Inhalt:
Die Gier nach ewiger Jugend treibt die böse Hexe Gothel dazu die magisch-heilende goldene Blume vor den Menschen zu verbergen, denn nur durch sie bleibt sie schön und knackig. Doch ein grober Fehler Gothels führt zur Entdeckung des Pflänzchens gerade als die Königin hochschwanger nahe am Ableben ist. Erzürnt über den Diebstahl und ihr mögliches Ergrauen, entführt Gothel die frisch dem Mutterleib entschlüpfte Königstochter, um sie isoliert von der restlichen Welt aufzuziehen und durch ihr Haar und Gesang immer schön und anmutig zu bleiben. Doch auch strengste Erziehung und üble Geschichten über die Außenwelt können das heranwachsende Mädchen nicht davon abhalten den Wunsch dem Nest zu entfliehen zu dämpfen. Rapunzel hat ihre Kapazitäten im Haus praktisch völlig erschöpft, Kreativität und Bildungswille stoßen an ihre Grenzen und streben nach mehr. Da ist es mehr als ein Zufall, dass der adrette, selbstsichere Dieb Flynn nicht nur die eigentlich für Rapunzel vorgesehene Krone stiehlt, sondern auf der Flucht vor den Soldaten sich auch noch in ihrem verborgenen Turm verstecken will. Natürlich hat er weder mit der Bewohnerin, noch ihrer flinken Pfanne gerechnet und wird eins fix drei Opfer der selben und in der Not Befreier der Dauergeisel. Doch Gothel riecht den Braten und auch Maximus, das Vorzeigeschnüffelpferd der Palastwachen ist Flynn dicht auf den Fersen.
Fazit:
Mit Rapunzel ist nun mittlerweile der 50. Animationsfilm Disneys in die Kinos gekommen und sicher ist er kein neues Kapitel in der Ära, aber eine deutliche Steigerung zu den Vorwerken.
Die Regisseure Byron Howard und Nathan Greno waren bereits mit dem comuteranimierten Bolt! erfolgreich und haben auch bei „Rapunzel“ alles richtig gemacht, sofern man klassische Märchenfilme mag. Natürlich wurde Rapunzel schwer aufgepimpt und sprachlich wie inhaltlich den modernen Gepflogenheiten angepasst, dennoch ist es ein schmalziges Märchen, da beißt die Maus keinen Faden ab.
Prinzessin Rapunzel ist ein modernes heranwachsendes Mädel, dass das Nest verlassen und die Welt kennenlernen will. Sie ist nicht überängstlich, auch wenn ihr die Mutter abenteuerliche Lügengeschichten über das Leben da Draußen erzählte und hat einen niedlichen Freund den Gecko, einer von zwei netten tierischen Sidekicks, deren Mimik und Gestik keine Sprache braucht, einfach nur lustig und unterhaltsam ist.
Flynn ist schon wesentlich erwachsener, im Beruf etabliert und ziemlich davon abgenervt ein Teenagermädchen am Hals zu haben. Er versucht erstmal alles sie wieder in ihren Turm zu bekommen, bevor er dann natürlich irgendwann weich wird.
Maximilian ist der zweite tierische Held in „Rapunzel“, ein Pferd, dass sich eigentlich wie Pluto benimmt. Mimik und Verhalten erinnert dermaßen an Mickeys Haushund, dass ich davon ausgehe, hier eine kleine Hommage an dieses besondere Disneytier gesehen zu haben.
Unbestritten ist der Besuch in der zwielichten Gaststätte zur Quietschente eines der Highlights des Filmes. In diesem Etablissement treffen wir auf die schrägsten (Gauner)Typen mit dem Herzen am rechten Fleck und hören eine der besten Musiknummern des Films.
Ein weiteres Glanzlicht ist sicherlich die Laternenszene vor dem klassischen Disneyschloss, die in 3D einfach entzückend rüberkommt.
Die Geschichte wird mit drive erzählt, es gibt überhaupt keine Hänger, dafür aber immer wieder Szenen, die nur über Mimik statt Dialog funktionieren und so zu einer sehr aparten Mischung aus Bewegung und Wortwitz führen.
Wann ich das letzte Mal Blut in einem Disneyfilm gesehen habe, kann ich im Übrigen nicht beantworten, es kommt mir so vor, als wäre dies der erste.
Zum Design ist zu sagen, dass die männlichen Protagonisten typisch disneylike wirken, die weiblichen Protagonisten jedoch schon eher wie Karikaturen mit übergroßen Augen aussehen. Man hat den Eindruck, dass die Mädchengesichter nur noch aus Augen bestehen und was in einem normalen Animationsfilm noch gehen mag, in einer computeranimierten in 3D völlig überzogen aussieht, ja wie mutierte Barbiepuppen anmutet.
Auf der anderen Seite hat man sich alle Mühe gegeben Details wie Oberflächen von der Spitzenbordüre bis hin zum Wasser liebevoll und beeindruckend zu gestalten; die Bewegungen von Menschen und Tieren waren nahezu „naturidentisch“ also extremst gut, für mein Empfinden sogar besser als bei (frevel) Pixar.
Bei der Musik gab es keine Experimente; Alan Menken war für die „haustypischen“ pflegeleichten Töne zuständig, die auch in deutscher Sprache durchaus anhörbar waren.
Insgesamt ist „Rapunzel“ eine nahezu perfekte Neuauflage des Grimm Klassikers. Auch wenn praktisch nur die Figur Rapunzel und Gothel und die langen Haare übrig blieben, handelt es sich um ein braves Märchen mit viel Witz, Musik, Action und Herz, das sich durchaus in 3D lohnt, seien es nur die aufsteigenden Laternen, nach denen man greifen möchte.
USA 2010 – Originaltitel: Tangled – Regie:Nathan Greno, Byron Howard – Darsteller:(Stimmen) Alexandra Neldel, Moritz Bleibtreu, René Marik, Bahar Kizil –Prädikat: besonders wertvoll – FSK: ohne Altersbeschränkung – Länge: 100 min.
NurZuTrauDich!