The Kids Are All Right von Lisa Cholodenko
Inhalt:
Die Ärztin Nic und die Architektin Jules sind seit 20 Jahren ein Paar, verheiratet und haben zwei Kinder. Während sich Nic im Beruf etabliert hat und den komfortablen Familienunterhalt bestreitet, bleibt Jules zu Hause und kümmert sich um Kinder und Haus. Die Kinder Joni und Laser sind jeweils von Nic und Jules, aber dem selben Samenspender. Während die gerade 18 Jahre alte Joni kein Interesse an ihrem biologischen Vater hat, drängelt der jüngere Bruder Laser, Kontakt mit ihm aufzunehmen und so nimmt das Chaos seinen Lauf. Spermavater Paul ist überrascht, steht den Kindern aber sehr offen und positiv gegenüber. Nach und nach erobert der leichtlebige Biogärtner und Restaurantbesitzer die Kinder und drängt sich ins leicht angespannte Familienleben. Denn Jules möchte auf eigenen Beinen stehen, während Nic ihr nichts zutraut und sie stets belächelt, dazu wird das erste Kind bald das Haus zum studieren verlassen. Doch Paul ist sehr verständnisvoll…
Fazit:
Warum „The Kids Are All Right“ so viel diskutiert wurde, kann ich nicht nachvollziehen, denn es handelt sich um nicht mehr als einen netten Familienfilm im „Bourgeois Bohemians“ (ich liebe diesen Ausdruck) – Millieu, deren Protagonisten zufällig ein lesbisches Ehepaar sind.
Die sehr gut verdienende Ärztin Nic trinkt in letzter Zeit gern einen über den Durst, sie ist ausgepowert und vernachlässigt ihre Frau Jules. Die möchte sich endlich beruflich verwirklichen, doch einige Fehlversuche führten dazu, dass sie Nic nicht ernst nimmt und nur belächelt. Das ärgert Jules und in Verbindung mit der leichten Kälte Nics ist sie besonders empfänglich für die Zuwendungen anderer. Warum diese andere Person nun ausgerechnet ein hetero Mann sein musste, wissen wohl nur Blumberg und Cholodenko. Paul ist der Samenspendervater Nic und Jules Kinder und drängt in die Familie, nachdem Joni auf Bitten ihres Bruders Verbindung mit ihm aufgenommen hat. Paul ist ein netter, aber sehr unverbindlicher Mann. Er führt ein Biorestaurant, fährt Motorrad, hat blutjunge heiße Freundinnen und ist zunehmend fasziniert davon plötzlich eine Familie zu haben. Der nette Umgang miteinander zieht ihn an und ehe er sich versieht, verliebt er sich in Jules, die ihn mit Handkuss ins Bett zerrt.
Während der Sex der Eheleute als umständlich und nicht Erfolg versprechend unter der Bettdecke stattfindet, geht es mit dem Hetero schon offensiver zur Sache, was einen faden Beigeschmack hatte.
Sicherlich geht es Nic nachher nicht darum mit wem sie betrogen wurde, sondern dass Jules überhaupt fremdgegangen ist, nichtsdestotrotz war diese Drehbuchverfehlung für mich und meinen männlicher Mitanseher ganz offensichtlich der Massenkompatibilität geschuldet, nach der eine Lesbe auch sofort mit einem Mann ins Bett steigen würde, sobald sich die Gelegenheit bietet. Schade.
Davon abgesehen handelt es sich bei „The Kids Are All Right“ um eine seichte Familienkomödie, in der die vier Hauptdarsteller zu sich selbst finden und aus einer Extremsituation heraus ihr Leben neu überdenken. Ganz wunderbar spielen dabei Annette Bening und Julianne Moore. Bening als das geldverdienende Familienoberhaupt, kontrollsüchtig und etwas verkniffen und nach so vielen Jahren ihrer Frau einfach nichts mehr zutrauend; Moore als die lockere Mama, die das Familienleben organisiert, nachsichtig ist und den Kuschelpart in der Familie hat. Total natürlich und glaubwürdig geben die beiden hier das Ehepaar und man denkt es wäre nie anders gewesen. Auch überzeugen Mia Wasikowska als Tochter Joni, die sich gerade volljährig geworden, von der Familie abkapseln möchte und auf eigenen Beinen stehen will und Josh Hutcherson als pubertierender Sohn Laser auf ganzer Linie.
Was uns dieser Film genau vermitteln soll weiß ich nicht genau, auf jeden Fall schwenkt er die Fahne des intakten Familienlebens und der Toleranz untereinander, seine Träume zu verwirklichen zu können.
Herausragende Darsteller und Darstellungen (verdienten eigentlich eine 10) in einem netten harmlosen Film mit teilweise fragwürdigem Drehbuch.
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p>USA 2010 – Regie: Lisa Cholodenko –Darsteller: Annette Bening, Julianne Moore, Mark Ruffalo, Mia Wasikowska, Josh Hutcherson, Yaya DaCosta, Kunal Sharma, Eddie Hassell, Zosia Mamet – Prädikat:wertvoll – FSK: ab 12 – Länge: 106 min.
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Danke, Du bist tatsächlich die erste, der die – auch in meinen Augen – Drehbuchverfehlung so extrem gegen den Strich ging. Das war absolut unnötig, mich hat es sogar sehr irritiert. Also bester Film bei den Oscars hat er definitiv nicht verdient, hingegen würde ich Bening eine Nominierung oder den Oscar endlich gönnen. (in der einen Szene bei dem Dinner ist sie sensationell)
Hmm, ich persönlich kenne keine Lesbe die sowas machen würde. Hat Jules im Film denn wenigstens eine Heterovergangenheit die das einigermaßen glaubhaft werden läßt?
Ich fand es auch etwas schwierig, dass sie ausgerechnet mit Paul fremdging, das gibt so einen bitteren Beigeschmack, da werden wieder einige denken „siehste, hat sie doch nen Kerl gebraucht“, hat mich auch leicht geärgert. Und das mit dem Schwulenporno hab ich auch nicht begriffen *lach*.
Als Familiendrama hat mir der Film aber ganz gut gefallen, auch was die Emotionen der beiden Jugendlichen anbetrifft.
Ja den Oscar hätte die Bening wirklich verdient. Hier ist sie so großartig! 🙂
Nein, hat sie nicht. Im Gegenteil, sie ist ja schon 20 Jahre mit Nic zusammen und nichts deutet auf hetero oder bi hin. Das war schon sehr daneben.
Ja als Familienfilm hat das Ding gepasst und wie süß die beiden Kids dann zu Nic gehalten haben bei allen Differenzen. Das war schon ok, aber wie Du sagtest, dieses Klischee, die braucht nur mal nen Kerl – so geht das nicht finde ich.
Und was die Pornogeschichte angeht – keine Ahnung was Jules da erklären wollte :))
Danke. Danke. Danke.
Ich dachte auch, die Filmindustrie wäre schon weiter und Lesben in der Darstellung kämen ohne die Korrektur Mann aus.
Aber als ich dann davon las und hörte, hat es mir das Interesse für den Film genommen. Muss ich mir nicht geben. :no:
ich hätte halt gedacht, dass lesben sich auch von lesben pornos anmachen lassen.
Mich hat verwundert, dass der Streifen sogar einen Teddy-Award bekam. Ich meine die Darstellerinnen sind klasse und spielen absolut aufrichtig und natürlich, aber an sich hat Cholodenko ihre Chance auf einen guten, wenn auch seichten lesbischen Familienfilm mit dieser Einlage total vermasselt.
Ich denke, jeder nach seiner Facon, jedoch sah mir das im Film so nach: wir müssen auch die Männer zum Lachen bringen aus. Ich weiß nicht, es passte irgendwie nicht.
Hm, besagte „Anpassung“ finde ich auch nicht mehr zeitgemäß. Wegen der Darsteller werd ich mir den Film aber bestimmt bei Gelegenheit ansehen.
Was haltet ihr eigentlich von „The L Word“? 😉 Ich fand die 1. Staffel damals ziemlich gut, bin zu Beginn der 2. allerdings rausgekommen, weil mich jene Frau, die sich immer als Mann verkleidet hat und in Beziehungen auch die Rolle des Mannes spielen wollte, ein bisserl genervt hat… xD
Habe ich nie gesehen.
Angeblich soll sie insgesamt (6 Staffeln) ja doch sehr gut gewesen sein, auch wenn die Charaktere freilich Hochglanz-L. sind und ich mir nicht ganz sicher, ob die Serie wirklich für Frauen oder evtl. doch Männer gemacht wurde…
Hihi, ich bin grad in Versuchung, weil die Gesamtbox in UK im Augenblick sehr günstig ist… xD
Die Trailer sahen immer recht Hochglanz aus und die Frauen na ja wie jedes beliebige Fashion-Addict aus SATC, darum hatte mich das nicht so gereizt.
Du kuckst dir aber manchmal auch echt seltsame Filme an^^
Was denn, ab und zu muss ich doch mal was „normales“ reinziehen :))