The Social Network von David Fincher
Inhalt:
2003, unmittelbar nachdem seine Freundin mit ihm Schluss gemacht und Mark Zuckerberg seine Ex in seinem Blog gedemütigt hat, schreibt er auf Anregung seiner Mitbewohner eine Seite für das Havard Netzwerk, auf der man alle Havard-Studentinnen miteinander vergleichen kann und abstimmt, wer hässlich und wer heiß ist. Diese Aktion bringt den Havard-Server nach wenigen Stunden zum Absturz und Zuckerberg eine Bewährungsstrafe. Aber auch die Freunde Divya Narendra und Cameron und Tyler Winklevoss werden auf Zuckerberg aufmerksam. Die drei sind dabei ein soziales Netzwerk für Havard aufzubauen, in dem sich der männliche Havardstudent (für etwaige Heiratskandidatinnen) präsentieren kann. Zuckerberg schlägt ein den Dreien bei ihrer Seite zu helfen, doch stattdessen beginnt er sein eigenes Netzwerk „TheFacebook“ zu programmieren, in dem sich nur Havardstudenten präsentieren und Interessen und Aktivitäten miteinander teilen können. Zuckerbergs Seite schlägt ein wie eine Bombe und ehe man sich versieht erweitert er sein Netzwerk auf die anderen Eliteuniversitäten in den USA.
Fazit:
David Fincher drehte „The Social Network“ auf der Grundlage von „Milliardär per Zufall: Die Gründung von Facebook – eine Geschichte über Sex, Geld, Freundschaft und Betrug“ von Ben Mezrich, der auch das Drehbuch schrieb und auch, wenn nicht wirklich jedes Detail der Wahrheit entspricht, gelang Fincher ein großartiges Biopic.
David Zuckerberg ist eine seltsame Person, Nerd, Egoist, jedoch alles andere als profitgierig. Es lag ihm fern mit seinem Projekt Geld zu scheffeln, vielmehr war er besessen von seiner Idee Studenten auf unkomplizierte weise miteinander zu verbinden und kommunizieren zu lassen, sich gezielt die passenden Freunde zu suchen ohne Zeit für nutzlose Treffen zu verschwenden.
Fincher fängt die Person Zuckerberg wirklich gut ein und Jesse Eisenberg spielt diesen Typen so großartig, dass man zuweilen wirklich nicht weiß, ob da nur ein nerdiger Computerfreak sitzt oder der Teufel in Addiletten. Zuckerberg ist selbstbezogen, verletzt alle und jeden um sich herum mit seiner direkten abschätzigen und überheblichen Art und ist völlig immun gegen menschliche Kritik an seiner Person. Daneben wirkt sein Freund und Mitbegründer von Facebook Eduardo Saverin wie ein Kuschelbärchen: lieb, aufrichtig und loyal. Unglaublich, dass Zuckerberg versucht hat ihn so über den Tisch zu ziehen.
Die dritte wichtige Person in diesem Biopic ist sicherlich Sean Parker, der Gründer und Erfinder von Napster. Er stößt durch Zufall an der Standfort-University auf TheFacebook und kontaktiert Zuckerberg und Saverin. Er lässt nicht mehr locker und drängt zur Expansion, den Namen in Facebook zu ändern und letztendlich eine Kapitalgesellschaft zu gründen und Saverin hinauszudrängen. Überraschend hervorragend als Sean Parker Justin Timberlake.
„The Social Network“ ist so ganz Fincher und auch wieder nicht. Sehr dialoglastig – und was für Dialoge! Es wird pausenlos geredet: Nerds reden nerdig, reiche Havardstudenten reden hochgestochen und von „Ehre“, Anwälte reden anwältisch und überhaupt reden alle immer, modern und natürlich klingen absolut niemals lächerlich wie man es in so vielen „zeitgemäßen“ Filmen hört, selbst wenn sie sagen: „Facebook me“.
Fincher schafft zudem zu keiner Zeit wirklich wertend zu sein. Wir sehen Zuckerberg hautnah, aber nicht emotional verklärt. So hat der Zuschauer zu jedem Zeitpunkt den Eindruck ein aufrichtiges neutrales Werk zu sehen. Unterstützt wird dies durch das hin- und herswitchen zwischen der Darstellung des chronologischen Ablaufs der Ereignisse, bei der sich schon bald herausstellt, dass es sich um die Zeugenaussagen der Kläger und Zeugen im Prozess von Saverin gegen Zuckerberg sowie den Winklevoss Zwillingen handelt. Sobald ein Punkt der Geschichte wertend geschildert wird, stellt das ja oder nein Zuckerbergs in der Verhandlung den Wahrheitsgehalt der Darstellung wieder in Frage. So kann man Zuckerberg niemals wirklich verdammen oder zu einem Engel machen.
Filmisch bewegt sich der Streifen auf hohem Fincher Niveau, wobei die Ruderregatta in England in dieser großartigen Miniaturisierungstechnik aufgenommen wurde und so eine ganz besondere Eigendynamik erhält und den Film angenehm „unterbricht“. Auch musikalisch hat Fincher auf die Richtigen gesetzt: Trent Reznor und Atticus Ross untermalen den Film unaufdringlich und zeitgemäß, das passt.
Insgesamt kann man „The Social Network“ als hervorragendes Biopic bezeichnen und von Glück reden, dass sich ausgerechnet ein Könner wie Fincher dieses schwierigen Themas angenommen hat. Er zeigt die Entstehungsgeschichte von Facebook nerdig, aber realistisch, keine wie blöd auf die Tastaturen einhauenden Freaks, die in Millisekunden die unglaublichsten Sachen machen und in Wirklichkeit nur Mandelbrotprogramme auf dem Monitor zu laufen haben, sondern Menschen, die Tag und Nacht am PC programmieren und ihre Bestimmung gefunden haben, ihre Leidenschaft zum Beruf machten und damit auch noch reich wurden. Zudem zeigt er wie in Havard zwei Welten aufeinanderprallten: die Technik- und Computerfreaks mit den reichen Elitestudenten mit ihren strengen Verbindungen und damit den Wandel der Zeit, in dem Geld und Herkunft nicht alles ist und gegen den modernen Trend den kürzeren zieht.
USA 2010 – Regie: David Fincher – Darsteller: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Brenda Song, Rashida Jones, Joseph Mazzello, Rooney Mara, Malese Jow, Armie Hammer, Max Minghella, Dakota Johnson – Länge: 121 min.
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Ich freue mich richtig auf den Film, jetzt noch mehr. 🙂
Fincher ist einfach ne Bank, auch wenn er Streifen wie BB, den ich nicht gesehen habe und auch nicht gucken werde, gedreht hat, kann der Mann was. Schon Erstaunlich wie spannend eine „Nerdgeschichte“ serviert werden kann. Natürlich geht es auch um Liebe und vor allem Freundschaft, alt und modern, Fincher verbindet einfach alles perfekt 😀
Hach ja, bin gespannt. Ist schon eine Weile her, seit Fincher mich zuletzt wirklich überzeugt hat („BB“ hat mich ebenso wenig vom Hocker gerissen wie „Zodiac“), aber hiermit sollte er es dann doch schaffen.
hm. dann gebe ich vielleicht doch hierfür geld aus, schade, dass das gestern nicht geklappt hat. max schmeling lass ich auch heute stecken, geht nicht mit dem husten und den atembeschwerden. schade, das hätte bestimmt einen schönen verriss gegeben.
so und du wirst jetzt zum eisenberg fan? ich konnte mich mit dem jungen bisher nicht anfreunden, aber dann vielleicht bei diesem film. timberlake ist übrigens auch in „alpha dog“ ziemlich gut.
Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, das Richtige machen.
(Eigentlich ganz easy..;-)
Ich finds wirklich toll, dass man jetzt bei Facebook
seine Freunde exakt lokalisieren kann. (Aufenthaltsort.)
Wenn Freundin A auf’m Pott sitzt, bekommt Freund B mithilfe
einer Facebook-App eine Sofortmeldung auf’s iPhone,
dass Freundin A eben auf’m Pott sitzt.
Welch‘ menschliche Errungenschaft!..;-)
Sehr gut formulierte Rezension, Frollein CDW!
(Flüchtigkeitsfehler / 4.Zeile von unten..;-)
Oha danke für die Blumen 😀
Und was Facebook angeht, sollen doch alle machen, was sie wollen. Mir geht diese Art von Mitteilungsbedürfnis und permanenter Kommunikation total ab. Kann ich nichts mit anfangen.
Auch, wenn mich „The Social Network“ wirklich interessiert, werde ich auf die DVD warten, was ja bei einen derartigen Film sicher keine falsche Wahl ist.
Ich wüßte ja zu gerne ,ob sich Mark Zuckerberg an seine Aussage hält, dass er sich „The Social Network“ nicht ansehen wird.
Eisenberg Fan :)) Nein eigentlich nicht, aber diese Rolle war ihm auf den Leib geschrieben.
Ich denke das Thema/Biopic ist schon recht speziell, aber ich fand es spannend und interessant.
Ach ja Max Schmeling ^.^
Wir waren heute in Joel Schumachers „Twelve“. M. ist begeistert, ich muss noch sacken lassen-schlecht war er aber nicht.
Der hat doch gar keine Zeit für Filme gucken ^.^
Und wenn schon, ist er auch nur annähernd so gleichmütig wie im Film, sagt er allenfalls: das war nicht so :))
Und was die DVD angeht: sicher geht der auch gut auf’m Fernseher. Ich weiß nicht, ob ich ohne Preview-Ticket dafür ins Kino gegangen wäre, habe es aber nicht bereut.
„BB“ habe ich nicht gesehen und werde es auch nicht. Solche Filme sind mir einfach zu blöd.
Zodiac mochte ich, aber das hier ist wieder eine ganz andere Sache. Ich denke für ein Biopic ist das schon ein gelungenes etwas.
Auf meinen neuen Titel bist gar nicht eingegangen. ;-D
(Ich bin jetzt CEO vom Höllengrill..;-))
Ich hatte mir mal vor ein paar Monaten
einen Account angelegt, um ein bisserl zu spionieren..;-)
(Ist aber schon längst wieder jelöscht.)
Da muss ich mal was drüber lesen, hab keinen Schimmer, worum es in Twelve geht.
Bin damals Facebooker geworden, als man noch eine College-Emailadresse brauchte, um Mitglied werden zu können. Mittlerweile darf das ja jeder… xD Hab meinen Account vor nem Jahr dicht gemacht, aber ich freu mich schon sehr drauf den Film zu sehen :). Cool, dass er dir so gut gefallen hat!
Ist ja ein richtig ausufernder Text für deine Verhältnisse. Auch mal nicht schlecht.
Ganz so nah an der Wahrheit soll sich der Film aber nicht orientieren – stand zu mindest im Spiegel, wo es einen interessanten Artikel dazu gab, von zwei Ruderolympioniken, denen die von wegen Facebook gestohlen wurde…
Nach dem „Benjamin“-Fincher war ich etwas enttäuscht, deswegen freut mich deine wohlwollende Kritk ungemein. Hm, wollte bei dem Film aber nicht ins Kino, aber, wieso eigentlich nicht?
Das ist ja, was ich angedeutet habe, dass nicht jedes Detail der Wahrheit entspricht, aber das Große Ganze schon nahe dran ist. Der Winkelzug mit den Gerichtsverhandlungen ist für mich auch stilistisches Mittel die „Wahrheit “ in Frage zu stellen. Was ist schon Objektivität und wer ist wirklich ehrlich?
Und was die Winklevoss Zwillinge angeht, ist das nun ein Detail, das stimmt. Die beiden bekamen 65 Mio Dollars Abfindung. Die gibt selbst ein Typ wie Zuckerberg nicht einfach so weg.
Hab den Film am Wochenende mit meiner Schwester gesehen. Was für geniale Dialoge! Ich tippe sogar auf eine eventuelle Oscarnominierung fürs adaptierte Drehbuch 🙂
Deine Kritik trifft meine Meinung so genau, ich würde sie gerne unverändert als meine eigene ausgeben, wenn das nicht total verwerflich wäre… xD
:))
schön, dass wir so übereinstimmen.
Kann ich mir auch vorstellen, dass da eine Nominierung drin ist.