38.FantasyFilmfestBerlin

4. Tag MehrBlutVielMehrBlutAuchKnochenUndFleisch

Frauenbilder•Familienglück•DieGierNachJugend

Am 4. Tag ist ja fast schon Halbzeit, auf jeden Fall macht das heiße Wetter so ein Dauerkinostress nicht einfacher. Den ersten Film habe ich nicht gesehen „Mermaid Legend“ von Toshiharu Ikeda, aus dem Jahr 1984. Der Film kam ausgesprochen gut an, aber mir war es einfach zu früh.

Mein erster Beitrag war dann „Blood Star“ von Lawrence Jacomelli, der im „Fresh Blood“ Wettbewerb lief. Der Brite drehte den Streifen innerhalb von 10 Tagen in der kalifornischen Wüste und verhalf mir und einigen anderen zu kleinen Sekundenschläfchen. Er handelt von Roberta, die in ihrem Ford Mustang durch die Wüste New Mexicos zurück zu ihrem von ihr selbst verlassenen Freund düst. Leider steht ihr zur Vollendung der Fahrt der ehrenwerte Sheriff Bilstein im Weg, der nicht nur der einzige Ordnungshüter im Landkreis ist, sondern auch was gegen allein reisende moderne Mädels hat und ihr das Leben schwer macht. Es kommt wie es kommen muss, der gute Sheriff ist ein Massenmörder, Roberta will das nicht so auf sich sitzen lassen, es passieren Dinge, die den Anfang des Films erklären, es gibt viel sehr unlogische Sachen und vor allem nervt Britni Camachos Roberta, die nicht nur seltsame Übersprungshandlungen hat, sondern auch etwas zu viel rumschreit. Letztendlich hätte der Film um 40 Minuten gekürzt durchaus spannend sein können, so konnte ich mich kaum wach halten. Was dieses Landstraßen-Serienkiller-Motiv angeht, gibt es viel bessere Filme. Leider bringt Jacomelli hier keine neuen Ideen auf den Tisch, was diesen Streifen recht entbehrlich macht.
• 38. Fantasy Filmfest • 07.09.2024 • 15.15 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

film Blood Star (Vereinigtes Königreich 2024) • regie: Lawrence Jacomelli • darsteller: John Schwab, Britni Camacho, Travis Lincoln Cox, Wyomi Reed, Sydney Brumfield, Felix Merback • drehbuch: George Kelly, Lawrence Jacomelli, Victoria Taylor • produzent: Lawrence Jacomelli, Victoria Taylor, Zaina Tibi • verleih: Meteor • dauer: 97 min • sprachfassung: englische OV


Den zweiten Film „Párvulos“ von Isaac Ezban hätte ich vielleicht gar nicht angesehen, wäre er ein Randfilm gewesen. Dieser mexikanische Film, ist ein Herzensprojekt Ezbans und erzählt davon, was im Leben wirklich wichtig ist. Für Ezban ist es die Familie, wie er das erzählt, nämlich anhand eines Zombiefilms, in dessen Mittelpunkt drei Kinder stehen, deren Eltern infiziert sind, ist schon eher ungewöhnlich. Diese Mischung aus Drama, blutigem Zombiehorror und schwarzer Komödie, hatte mich gleich zu beginn auf eine harte Probe gestellt, denn nicht nur dass der älteste Sohn eine Pampe aus zerstoßenen Regenwürmer gegessen hat, musste sie dann auch noch auf Hundejagt gehen, einschließlich Tötung aus Ausnahme des Tiers. Brauche ich nicht, aber gut die Kids haben dann auch Froschsuppe verspeist, denn der Hund war für die Eltern, die aufgrund der Virusinfektion als Zombies im Keller lebten. Irgendwann kam ein Punkt, an dem man überlegte die Eltern von ihrem Leid zu erlösen, doch der Jüngste intervenierte und war der Meinung, dass man die Eltern wieder integrieren kann und sie sogar neu lernen könnten. Benjamin behält recht und unterdes flammt ein Gerücht auf, das Heilung verspricht. Dazwischen gibt es viel anrührendes Zwischenmenschliches und die kleinen Kids waren wirklich putzig. Ezban hält seinen Filmstil ziemlich rau und entsättigt, was einiges leichter machte, kräftige Farbtupfer als Akzent zwischendurch kann man machen, muss aber nicht, er hatte eben ein sehr kleines Budget. Auf jeden Fall hat er eine unglaubliche Liebe zum Detail und ich hatte den Eindruck, dass hier kein Papierschnipsel einfach nur so da lag. Insgesamt ein wirklich netter Film, mit tollen Kinderdarstellern, von denen ich nicht weiß wie sie den Dreh erlebt haben, aber ich hoffe, alle sind wohlauf.

• 38. Fantasy Filmfest • 07.09.2024 • 17.15 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

Director Isaac Ezban • Producer: Natalia Contreras, Eduardo Lecuona, Javier Sepulveda • Writer: Ricardo Aguado-Fentanes, Isaac Ezban • Cast: Carla Adell, Leonardo Cervantes, Felix Farid Escalante, Norma Flores, Noe Hernandez, Horacio Lazo, Mateo Ortega • Cinematographer: Rodrigo Sandoval Vega Gil • Composer: Edy Lan, Camilla Uboldi • Editor: Oscar Figueroa • Production Designer: Adelle Achar • contact Red Elephant Films • dauer: 119 min • sprachfassung: spanische OmeU


Der letzte Film des abends war „Substance“ von Coralie Fargeat, Bodyhorror. Warum französische Filmemacherinnen sich so gerne in diesem Subgenre tummeln, wer weiß, auf jeden Fall konnte sie für ihre Hauptrolle, des alternden Filmstars Demi Moore gewinnen. Vielleicht denken viele, dass es ja reichlich Rollen für Frauen über 40 gibt, aber man muss auch sehen, was den Frauen da Angeboten wird und im Vergleich dazu an 70 und 80 jährige alte Männer denken, die noch Actionrollen bekommen. Auf jeden Fall dreht sich die Geschichte um Elisabeth Sparkle, die im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Preise gewonnen hat und in der Morning Show eine beliebte Fitness Sendung hat. Liz sieht für den normalen Menschen phänomenal aus, aber ihr alter zerknitterter Produzent macht kurzerhand den Cut und feuert sie an ihrem 50igsten Geburtstag, weil er eine junge Athletin vor der Kamera sehen will. Nachdem sich Liz zunächst versucht hat einzureden, dass alles mit ihr so in Ordnung ist, hadert sie mit ihrem Aussehen und dann bekommt sie auf einmal dieses ominöse anonyme Angebot der Verjüngung. Ohne zu wissen, was das auf sie zukommt, nimmt Liz die Leistung in Anspruch injiziert sich die „Substanz“. Aus ihr entschlüpft ein Alter Ego, Sue, die knackig und schön ist, vielleicht um die 20 und Sue schlägt ein wie eine Granate. Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn Liz lebt ja weiter und hat strikte Anweisungen wie mit dem jüngeren Ich zu verfahren ist. Und während Liz auf ihre Sue eifersüchtig wird, will Sue ihr Leben ohne die Regeln leben und streckt und bricht sie mit Folgen. Da ist auch ein Punkt erreicht, an dem ich das Prinzip nicht mehr so ganz verstanden habe, denn wozu nehme ich dieses Risiko der Substanz-Prozedur auf mich, wenn ich zwar ein jüngeres Ich erschaffe, das mir aber weder ähnelt, noch geistig mit mir verbunden ist? Da habe ich doch gar nichts von, da kann ich auch einen Golem aus Lehm beschwören, was in gewisser Weise auch passiert ist. Zwei Körper sind einer, aber Elisabeth Sparks kann nur zusehen wie sich das Ding aus ihr nach oben arbeitet und alle Vorurteile Liz bestätigt. Da hätte ich auch Fressattacken und Aggressionsschübe. Von der hinkenden Geschichte abgesehen, ist die Grundidee schon sehr nett, Demi Moore ganz großartig, Margaret Qualley aber auch. Und ja, straffe Titten und Ärsche verkaufen sich und Notfalls hilft man heute mit reichlich Filter nach, ohne daran zu denken, was das mit uns, die wir einfach so sind wie wir sind, macht. Insgesamt hat Fargeat hier einen guten Film abgeliefert, der trotz erheblicher inhaltlicher Schwächen so viel zu bieten hat und mit einer Wahnsinns Kamera, tollen Bildern und fiesen Schnitten auftrumpft. Visuell ist der Film der Hammer. Auch versteht Fargeat an die Grenzen zu gehen was Esskultur und Ästhetik angeht, eine Sekunde länger Dennis Quaid beim Mittagessen und ich hätte ein Beißholz gebraucht und auch das Ende wurde bis zum letzten Schleimtropfen ausgekostet, hier merkt man dann auch die Überlänge von 140 Minuten. Alles in allem ein Film, den man nicht so schnell vergisst und unbedingt im Kino sehen sollte.

• 38. Fantasy Filmfest • 07.09.2024 • 19.45 Uhr • Zoo Palast • Kino 2 •

Directed by Coralie Fargeat • Written by Coralie Fargeat • Produced by Coralie Fargeat, Tim Bevan, Eric Fellner • Starring: Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid • Cinematography Benjamin Kracun •Edited by Coralie Fargeat, Jérôme Eltabet, Valentin Feron • Music by Raffertie • Production companies: Working Title Films, A Good Story • Distributed by Mubi (Worldwide), Metropolitan Filmexport (France) • Release dates: May 19, 2024 (Cannes), September 20, 2024 (United Kingdom/United States), November 6, 2024 (France) • Running time 140 minutes • Countries: France, United Kingdom, United States • Language English


Nachtrag: Einmalig lief heute dieser Trailer für „The Red“ mit Rippy dem Zombiekänguru und Michael Biehn und Frau Flinkwert und ich wir fragten uns, warum der Film nicht im Programm läuft, denn das ist, was wir wirklich wollen!!


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