Raccacooni

Everything Everywhere All at Once von Dan Kwan und
Daniel Scheinert

Directed by Dan Kwan und Daniel Scheinert
Written by Dan Kwan und Daniel Scheinert
Produced by Anthony Russo, Joe Russo, Mike Larocca
Dan Kwan, Daniel Scheinert, Jonathan Wang, Michelle Yeoh
Starring  Michelle Yeoh, Stephanie Hsu, Ke Huy Quan, Jenny Slate
Harry Shum Jr., James Hong, Jamie Lee Curtis
Cinematography Larkin Seiple
Edited by Paul Rogers
Music by Son Lux
Production companies : A24, Gozie AGBO, Ley Line Entertainment
IAC Films, Year of the Rat
Distributed by A24
Release dates  March 11, 2022 (SXSW)
March 25, 2022 (United States)
Running time 140 minutes
Country United States
Languages  English, Mandarin, Cantonese
Budget $25 million
Box office $64.1 million

Die aus China eingewanderten Eheleute Evelyn und Waymond Wang betreiben einen nicht sonderlich einträglichen Waschsalon. Evelyn ist total überfordert; Haushalt, Arbeit, Familie und nun auch noch die Steuer! Und während Waymond versucht Evelyn die Scheidungspapiere unterzuschieben, versucht Tochter Joy ihre Partnerin Becky zu etablieren und das genau jetzt wo Vater Gong Gong zu Besuch aus China da ist und Evelyne nicht mehr durch ihr Rechnungssystem durchsteigt. So steht der Besuch im Finanzamt unter keinem guten Stern und ausgerechnet jetzt verändert Waymond auch noch seine Persönlichkeit und erzählt was von Gefahr, Alphaverse und Paralleluniversen, die in Gefahr sind. Aber da ist schon alles zu spät. Fast.


„Everything Everywhere All at Once“ ist wohl einer der meist gehypten Indie-Filme der letzten Jahre, wobei ich zugeben muss, dass ich bereits lange vor seiner Premiere von Jamie Lee Curtis und Michelle Yeoh über Insta angefixt wurde und da es ein A24 Streifen ist, der zudem von den Daniels gemacht wurde, war das Risiko ziemlich gering, dass er mir nicht gefallen würde. Dan Kwan und Daniel Scheinert machten ja bereits den „Swiss Army Man„, der mir einfach wegen seiner fantasievollen Geschichte so gut gefiel. Glücklicherweise sind den beiden weder ihr Geschmack, noch ihre Ideen abhanden gekommen und es entstand mit „Everything Everywhere All at Once“ irgendwas Irres, was mich sehr an Terry Gilliams „Time Bandits“ erinnerte, zumindest an Gilliam. Das mehr oder weniger geordnete Chaos, der Spaß an kleinen geschmacklosen Gags in Kombination mit irrwitzigen und untechnischen, ja irgendwie trashigen Ideen, wie man führe sich eine längliche Plastik in den Hintern, um das Universum zu wechseln und sich Fähigkeiten eines dort ansässigen Ichs anzueignen. Ich meine darauf muss man erstmal kommen. Der Kern der Geschichte dreht sich um Evelyn, eine mit ihrem Mann nach USA immigrierte Chinesin. Sie hadert mit ihrem Leben und ihren Entscheidungen und verliert darüber die Beziehung zu ihrem Mann und ihrer Tochter. Alles dreht sich um sie und ihre Entscheidungen in diesem und anderen Universen und wie sie die Welten verändert. Es geht um ihre Beziehung zu ihrer Tochter, die sie wie ihren Mann immer wieder von sich stößt, obwohl sie sie liebt, ganz zu schweigen von der Nichtakzeptanz der Wahl ihrer Lebenspartnerin. Dieses Gefühlschaos der beiden Frauen zieht sich durch die Universen und eine Version Evelyns, die den Verse-Sprung erfand, der eben diese Multiversumssprünge ermöglicht,  forderte zu viel von Tochter Joy und ihr Gehirn zersprang und sie wurde Jobu Tupaki, die Frau, die den Multiversen zerstörenden „Everything Bagel“ erschaffen hat und in jedem Universum zugleich sein kann. Der Bagel soll nicht nur alle Universen fressen, sondern auch ihre Mutter und sich selbst, damit beide ihre Ruhe finden, doch Evelyn gibt nicht auf und Kämpft um Joy, gegen den Bagel und für die Multiversen. Dabei fragt sie sich natürlich, warum gerade sie, denn ihre anderen Ichs sind so viel talentierter und haben interessantere Leben, doch Alpha-Waymond bescheinigt ihr ihre absolute Fehlerhaftigkeit und ein Unvermögen irgendwas richtig zu machen, was im Multiversum einmalig ist und darum ist sie genau die Richtige um alle zu retten. Wie gesagt, man sollte seinen Gilliam kennen. Natürlich bekommen wir kleine Einblicke in andere Universen, dem einen, in dem die Menschen Würstchenhände haben und alles mit den Füßen meistern müssen, dem, in dem Evelyn nicht mit Waymond abgehauen ist und großer Filmstar wurde oder dem, in dem Evelyn eine Köchin ist und ihren Konkurrenten auffliegen lässt, weil tatsächlich der unter dessen Kochmütze verstecke Waschbär das Ruder in der Hand hat. Ja es gibt viel zu lachen und wie schon im Erstlingswerk der Daniels auch Tränchen zu vergießen, denn irgendwann fällt es Evelyne wie Schuppen aus den Haaren, dass sich ihr Mann nach Aufmerksamkeit sehnt, ihre Tochter anerkannt werden will und sie einfach netter zu den Menschen sein sollte. Dann klappts auch mit der Finanzinspektorin. 
Ich muss schon sagen, Michelle Yeoh war zwar schon immer gut, jedoch hatte sie in den letzten Jahren ein wirklich gutes Händchen und Rollen in wichtigen Filmen für die Asian Community, wie „Crazy Rich Asians“ und „Shang-Shi“ . Ich mag gar nicht daran denken, dass sie sich für drei Avatar Sequels verpflichtet hat. Aber hier überzeugt sie auf ganzer Linie, zeigt ihr Repertoire. Der Cast an sich ist einfach mal wie Topf auf Deckel. Was soll ich sagen Jamie Lee…sie ist einfach großartig, uneitel und mit Vergnügen bei der Sache, Stephanie Hsu ist so – fluffy. Ich liebe sie. Und die Kostüme…menno, wer kann den bitte noch so ein Stoffbärchenanzug tragen? Und Ke Huy Quan! Unser Shorty! Hat er sich endlich wieder vor die Kamera getraut und so einen warmherzigen Charakter bekommen. Hat mich wirklich berührt der Typ. Natürlich als knurriger Vater/Großvater dann noch James Hong, mein ewiger David Lo Pan.
„Everything Everywhere All at Once“ ist ein Film, der einen, insbesondere über seine Länge von gut 140 Minuten schnell überfordern kann, den man gut noch einige weitere Male ansehen sollte, muss, und mag. Lässt man ihn sacken, ist er ein kleines Juwel, anstrengend aber lohnenswert, auf jeden Fall Pflichtprogramm.

 

•25.05.2022 • UCI Luxe Mercedes Platz • Kino 12 •

Ein Gedanke zu „Raccacooni“

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