VonEhreUndVaterliebe

Woo Sang (Idol von Lee Su-jin

Regie Lee Su-jin
Buch Lee Su-jin
Kamera Son Won-ho
Montage Choi Hyun-sook
Musik Kim Tae-seong
Sound Design Lee Sung-june
Ton Lee Sang-june, Ko Dong-hun
Cast: Han Seok-kyu (Myung-hui), Sul Kyung-gu (Joong-sik), Chun Woo-hee (Ryeon-hwa)
Production Design Kim Si-yong, Jeong Hye-won
Kostüm Kim Ha-kyoung
Maske Lee Jeong-sook
Ausführende/r Produzent*in Kang Kyung-ho
Produzent*innen An Eun-mi, Han Sang-hyun
Associate Producer Eoh Ji-yeon
Produktion: Pollux Barunson Production Seoul, Republik Korea, Vill Lee Film Seoul Republik Korea, CGV Arthouse Seoul, Republik Korea
Weltvertrieb Finecut Seoul, Korea
Republik Korea 2019
Koreanisch, Untertitel: Englisch
140’
Farbe, Weltpremiere

Alles läuft gut für den ehemaligen Kräuterdoktor Koo Myung-hui; sein Wahlkampf läuft vielversprechend, auch weil er ein sauberes Image hat.
Doch als er heute nach Hause kommt, findet er seine Frau in der Garage den Zweitwagen abschrubbend. Und das ist nicht alles, denn dort liegt auch eine Leiche. Wie sich herausstellt hat sein Sohn Johan einen Mann überfahren und anstatt ins Krankenhaus, nach Hause mitgebracht. 
Koo befindet sich in einem Dilemma, denn er sieht sich als moralischen Menschen und so überredet er seinen Sohn sich der Polizei zu stellen, nicht ohne vorher den Leichnam wieder an der Unfallstelle abzulegen.
Doch was Koo nicht wusste, ist dass der Tote Bu-nam gerade auf Hochzeitsreise war und eigentlich gar kein Grund bestand alleine herumzuspazieren und sich nun die Frage stellt, wo seine Angetraute abgeblieben ist. Das fragt sich auch der Vater Bu-nams, der erfährt, dass seine Schwiegertochter Ryeon-hwa schwanger und womöglich Zeugin des Unfalls ist.

Sicher, ich habe „Woo Sang“ ausgesucht, weil ich Lust auf einen koreanischen Thriller hatte, dessen Kinoauswertung hier eher fraglich ist und ja, die sind in der Regel sehr lang; aber was uns hier Lee Su-jin präsentiert, ist mehr als ein irgendein zeitintensiver Krimi, vielmehr steuert er rasant, wenn man das bei einer Dauer von 140 Minuten behaupten kann, vom Thriller in ein Horrordramaspektakel, nicht ohne Haken wie ein Hase auf der Flucht zu schlagen und den Zuschauer zuletzt total zu verwirren.
Dabei fängt alles relativ überschaubar, wenn auch mit einem seltsamen Off-Satz an, von dem ich erst dachte, ich hätte ihn falsch verstanden. Ein Mann erzählt, dass er seinem Sohn sein dessen 13. Lebensjahr einen runtergeholt hat. Mysteriös, geht es doch um Kindsmissbrauch?
Nein, ganz und gar nicht. Es geht um Vaterliebe. 
Zwei Väter, zwei Söhne.
Der eine aus dem Haus des ehemaligen Kräuterarztes und nun aufsteigender Stern am kommunalen Politikmarkt, Koo Myung-hui, verwöhnt, überheblich und nicht ein bisschen schuldbewusst; der andere aus einer einfachen Familie, dessen Vater Handwerker und er selbst etwas geistig zurückgeblieben ist. Beide mit Vätern gesegnet, die für ihre Söhne alles machen. Der eine vertuscht einen Mord und lässt es wie einen Unfall aussehen; der andere versucht seinem Sohn, trotz dessen Behinderung, ein normales und erfülltes Leben zu ermöglichen und scheut sich nicht dafür sogar eine (Ehe)Frau zu kaufen.
Der Sohn des einen überfährt den Sohn des anderen und lässt ihn sterben und seine Eltern „den Dreck“ beseitigen. Dabei weiß Politiker Koo zunächst gar nicht wie dramatisch das Ableben des Opfers Bu-Nam wirklich war. Erst im Laufe seiner eigenen Ermittlungen stößt er auf die Erschreckende Wahrheit und überkreuzt sich dabei mit seinen Gegenspieler Joong-sik, der ebenfalls ermittelt und sogar einen Detektiv engagiert hat, denn sein Sohn war gerade im Honeymoon und seine Ehefrau, eine illegale chinesische Einwanderin ist nicht nur schwanger, sondern auch verschwunden. 

So gestaltet sich der Thriller sehr spannend, auf der Suche nach der Braut Ryeon-hwa und Stück für Stück erfahren wir nicht nur, dass es das zierliche Mädchen faustdick hinter den Ohren hat, sondern driftet die Geschichte in eine sehr düstere Richtung, die Ash Williams alle Ehre gemacht hätte. Doch auch damit ist nicht Schluss, denn nun wird es verwirrend und ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die nicht verstanden hat, warum ein Denkmal enthauptet wurde. Aber gut, Mut zur Lücke, dennoch werde ich mir diesen Film sicherlich irgendwann in einer hoffentlich ordentlichen Synchro noch einmal antun; vielleicht gibt es dann ja einen Aha-Effekt, der mir auf der Berlinale versagt blieb.
Am Schluss etwas verwirrend, aber dennoch sehr sehenswert.

5 Gedanken zu „VonEhreUndVaterliebe“

  1. Ist eigentlich keine so schlechte Idee, auf der Berlinale sich vorwiegend den Asiaten zu widmen. Oftmals bekommen die ja wirklich in Deutschland gar keine Kinoauswertung und mit wenigen Ausnahmen überzeugen mich diese Filme gerade im Kino. Da erhalten sie auch die nötige Aufmerksamkeit, auch wenn man Untertitel lesen muss. Ich traue mich aber an diese Filme auf der Berlinale nicht ran, vor allen Dingen nicht, wenn sie dort erstmalig gezeigt werden und entsprechend keiner den Film gelobt hat. Vielleicht liegt es daran, dass ich den Zuständigen für die Filmauswahl bei der Berlinale bisher nicht wirklich vertraue. Das ändert sich jetzt vielleicht mit der neuen Festival-Leitung.

    1. Also bislang habe ich mit den asiatischen Filmen noch keine schlechte Erfahrungen gemacht. Der ein oder andere ist mal nicht ganz so gut, aber insgesamt sind sie wirklich sehenswert, gerade weil hier Beiträge laufen, die auch mal heikle Themen ansprechen. Leider wurde mein ausgewählter chinesischer Film genau deshalb dieses Jahr kurzfristig zurückgezogen.

        1. Eigentlich waren es sogar zwei „One Second von Zhang Yimou und „Better Days“ von Derek Kwok-cheung Tsang, letzterer war in der Generation 14 und meine Wahl, bis er auf einmal am Verkaufsmorgen aus den Favoriten verschwand. Dass er zurückgezogen wurde lag ganz klar an seinem Inhalt. „A melodrama that speaks volumes about the social and political forces tugging at two young individuals in today’s China.“ So kritische Filme werden auf Festivals wohl doch nicht so gerne präsentiert und da hat China die Reißleine gezogen.

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