NichtSchönGenug

I Tonya von Craig Gillespie

Directed by Craig Gillespie
Produced by Tom Ackerley, Margot Robbie, Steven Rogers, Bryan Unkeless
Written by Steven Rogers
Starring  Margot Robbie, Sebastian Stan, Allison Janney, Julianne Nicholson, Bobby Cannavale
Music by Peter Nashel
Cinematography Nicolas Karakatsanis
Edited by Tatiana S. Riegel
Production company: LuckyChap Entertainment, Clubhouse Pictures, AI Film
Distributed by  Neon, 30West
Release date September 8, 2017 (TIFF), December 8, 2017 (United States)
Running time 119 minutes
Country United States
Language English
Budget $11 million
Box office $53.9 million

Tonya Harding kommt aus einfachsten Verhältnissen. Ihre Mutter war unzählige Male verheiratet und verdiente ihr Geld als Kellnerin, trotzdem schob sie Tonya bereits mit 3 Jahren zu Profitraining aufs Eis, um ihre Karriere aufzubauen. Tonya musste für das Eislaufen frühzeitig die Schule verlassen, doch so gut sie auch lief, hatte sie immer Probleme mit ihrer Herkunft oder ihrem ärmlichen Aussehen. Sie entsprach nie dem Bild der amerikanischen Eisprinzessin.
Und das Schicksal hält noch mehr Niederlagen für sie bereit, denn sie lernt bereits mit 15 ihren späteren Ehemann kennen, was nicht nur das Verhältnis zur Mutter trübt.

Natürlich ist Tonya Harding meiner Generation ein Begriff. Der feige Anschlag 1994 gegen ihre „Rivalin“ Nancy Kerrigan ist berühmt berüchtigt, doch auch vorher war Harding trotz ihrer offensichtlichen Begabung und Sprungkraft nicht beliebt. Ich kann nicht sagen, was es damals bei mir war, aber unter anderem konnte auch ich mich nicht von Äußerlichkeiten losmachen. Harding war klein und zu sportlich für eine Eiskunstläuferin, ihre Kostüme waren jenseits des guten Geschmacks. Im Vergleich dazu wurde die auch aus einfachen Verhältnissen stammende Kerrigan von Vera Wang eingekleidet. Schick und schön war sie das Idealbild einer Eiskunstläuferin.

Man muss sich nichts vormachen, der Film ist eine Satire und macht keinen Hehl daraus sich auf sehr widersprüchliche Aussagen zu stützen. Ihn als Biopic zu sehen halte ich für gewagt, nichtsdestotrotz hat er durchaus aufrechte und nachdenkliche Momente.
Harding selbst erzählt hier, dass sie von ihrer Mutter bereits als Kleinkind aufs Eis geschoben wurde. Nie war etwas, was sie machte gut oder zufriedenstellend und so hatten sie nicht nur kein Geld, sondern auch keine Wärme abzugeben.
Hardings Laufkunst entwickelte sich ganz hervorragend und sie war die erste Frau, die einen dreifachen Axel sprang.
Im Alter von 15 verliebte sie sich in ihren ersten Mann, der sie nach ihren Aussagen schlug. Eine On-Off-Beziehung folgte und auch Tonyas Eislaufen zeigte Schwächen und endete mit großen Zwischendurcherfolgen nach „dem Vorfall“, dem Eisenstangenangriff auf Nancy Kerrigan.
Für meinen empfinden ist der Film geschickt gemacht. Regelmäßig durchbricht Tonya die vierte Wand um kommentiert bestimmte Ereignisse direkt zum Zuschauer. An vielen Stellen weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll und auch wenn er sich auf fragwürdige Aussagen stützt, existiert hier ein wahrer Kern.
Nicht unbedingt die Schwierigkeit aus armen Verhältnissen zu kommen, sondern dass bei Frauen nicht nur das Können zählt, sondern auch Aussehen und feminines Auftreten. Harding entsprach diesem Bild nicht wirklich, ob sie es nicht wollte oder konnte sei dahingestellt, aber mit dem entsprechenden Aussehen und einer gewissen Anpassung wäre es auch anders gegangen, siehe Kerrigan.
„I Tonya“ zeigt das Bild eines armen Mädchens, dass sich nicht aus ihrem Milieu loseisen konnte und sich wiederholend durch die harte Schule ging.
Ob sie nun von dem Anschlag im Vorfeld wusste oder nur vage Vorstellungen hatte, sie hat ihre Strafe bekommen und die war hart.

Margot Robbie, die hier Tonya Harding verkörpert ist eine tolle Frau und Schauspielerin und sie macht ihre Sache wirklich gut, dennoch passte sie für mich nicht so richtig, wenn man die kleine echte Tonya vor Augen hat. Andere Darsteller, wie die dafür oscarprämierte Allison Janney als Tonyas Mutter, waren passender (und ja die Mutter war tatsächlich so, sieht man alte Aufnahmen und Interviews mit ihr). Auch Paul Walter Hauser war das Ebenbild des originalen Shawn Eckhardt (ganz großartig, einen ähnlichen Typen spielt er auch in BlacKkKlansman).
Daneben war ein großes Plus auch die Musik und die Kamera, die einem manchmal die Illusion gab, dass die Robbie wirklich auf dem Eis fährt.

Insgesamt hat mir der Film bei aller Dramatik der Hintergrundgeschichte Spaß gemacht und so manches für mich in ein anderes Licht gerückt.

 

3 Gedanken zu „NichtSchönGenug“

  1. Hier hatte ich nicht so ein Problem mit Margot Robbie. Ich habe sie aber kürzlich in Mary Queen of Scots gesehen und fand sie komplett fehlbesetzt.

    Stimmt Paul Walter Hauser ist mir auch in „BlackKklansman“ gleich aufgefallen. 🙂

    1. Auf den bin ich auch gespannt. Na mal sehen. Ich kann mir vorstellen, dass sie zu modern wirkt. Es gibt ja Gesichter, die für Historiendramen gemacht sind, als ich die Trailer sah, war ich mir bei ihr auch nicht sicher.

NurZuTrauDich!

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