SalmayDalmayAdomay!

The Witch von Robert Eggers

In Neuengland des beginnenden 17. Jahrhunderts wird der strenggläubige William samt Frau und vier Kindern wegen Überheblich- und Selbstherrlichkeit exkommuniziert und des Dorfes verwiesen. William kann man guten Gewissens nach einen Kalvinisten nennen, doch die Gemeinde will sich nicht länger von ihm belehren lassen.
So zieht die Familie weit weg an den Rand eines dunklen Waldes und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen.

The Witch von Robert Eggers

TheWitchDirected by Robert Eggers
Produced by Rodrigo Teixeira, Daniel Bekerman, Lars Knudsen, Jodi Redmond, Jay Van Hoy
Written by Robert Eggers
Starring Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson
Music by Mark Korven
Cinematography Jarin Blaschke
Edited by Louise Ford
Production company Parts and Labor, Rooks Nest Entertainment, RT Features
Distributed by A24
Release dates January 27, 2015 (Sundance), February 19, 2016 (United States)
Running time 93 minutes
Country United States, Canada
Language English
Budget $1 million
Box office $31.7 million

 

In Neuengland des beginnenden 17. Jahrhunderts wird der strenggläubige William samt Frau und vier Kindern wegen Überheblich- und  Selbstherrlichkeit exkommuniziert und des Dorfes verwiesen. William kann man guten Gewissens einen Kalvinisten nennen, doch die Gemeinde will sich nicht länger von ihm belehren lassen.
So zieht die Familie weit weg an den Rand eines dunklen Waldes und versucht sich dort ein neues Leben aufzubauen.
Sie bauen eine Farm, haben ein paar Ziegen und Hühner und William versucht sich im Maisanbau, während Frau Katherine ein weiteres Kind zur Welt bringt.
Als sich die älteste Tochter Thomasin um das Baby kümmern soll und mit ihm spielt, ist es nur ein winziger Augenblick und der Junge ist verschwunden. Thomasin sieht nur noch die Büsche vor dem Wald wackeln, doch hier nimmt das Drama seinen Lauf, denn Katherine kann nicht verzeihen und distanziert sich zunehmend von ihrer Tochter, macht sie für alles verantwortlich.
Das Mädchen ist verzweifelt das Baby ist weg und die Familie leidet Hunger, denn die Ernte ist verdorben und der Vater kann nicht jagen und sie belauscht wie die Eltern beschließen sie in die Stadt zu schaffen und als Dienstmagd an eine Familie zu verschachern. Als ihr Bruder in den Wald will, um Wild zu beschaffen, geht Thomasin mit, doch der Bruder verschwindet ebenfalls, während sie gefunden wird und die Situation zu Hause beginnt zu eskalieren.

So ein Film kann eine echte Bewährungsprobe sein, insbesondere wenn man zu der Mehrheit gehört, die mit religiösem Fanatismus so gar nichts anfangen kann und als solchen würde ich den Kalvinismus bezeichnen.
Was für eine schreckliche Zeit und wie schlimm muss es gewesen sein als Frau unter solchen Menschen leben zu müssen.
Aber gut Teenagerin Thomasin ist in die Familie und Religion hineingeboren und wächst mit unerschütterlichem Gottvertrauen auf. Als das Baby verschwindet ist das Mädchen hilflos. Wie soll sie das erklären? Warum tröstet sie niemand? Für die Kinder ist klar, es war eine Hexe. Wer oder was sonst sollte ein Kind entführen?
Doch die Familie hat nicht nur ein Hexenproblem, denn es kristallisiert sich heraus, dass Vater William ein echter Nichtsnutz ist. Er hat keine Ahnung von der Jagd, kann kein Getreide anbauen und ist im Grunde nur fürs Holzhacken gut. Und während die Familie langsam verhungert, weiß er nur mit frommen Gebeten alle bei der Stange zu halten und beschließt im Geheimen die Problemtochter wegzugeben, um einen Esser weniger zu haben.
Natürlich wissen wir mehr, denn wir haben gesehen wer das Baby nahm und zu Paste verarbeitete wie wir auch wissen, dass die Familie auf der Hexenabschussliste steht. Bei so viel Glaube an die eigene Sünde, müssen Hexen nicht dreimal überlegen und so wird dann auch etwas Öl ins Feuer geworfen. Erfolgreich wie man sehen wird.
Regisseur Robert Eggers war zu Gast auf den berliner Fantasy Filmfest Nights und der erste Kommentar ging natürlich in die Richtung, dass das Hexenthema eher übertragen wäre. Hat ihm gefallen, die Idee, ist aber nicht so.
Nein, „The Witch“ ist ein Hexenfilm und als solcher zu sehen. Eggers ist von Kindheit an von Hexengeschichten fasziniert und hat alle gelesen was es dazu gab, hat auch in alten Auswandererdokumenten gestöbert und hier seine Geschichte gefunden. Für mich erinnert „The Witch“ etwas an alte Hammerproduktionen, wobei Eggers Variante sehr durchdacht und detailverliebt ist. Alleine die Kostüme, die handgenäht aussahen, waren ein Kunstwerk wie das ganze Farmsetting. Man war sofort in der Zeit und vor allem in der Familiensituation. Menschen, die praktisch ohne Bildung nur für ihren Glauben leben und sonst nichts. Harte Arbeit, beten, essen, schlafen und mehr beten. Das sah schon sehr realistisch aus, der Irrsinn.
Und Eggers ging in die Vollen, denn neben einer klassischen Hexenhorrorstory, die ja ziemlich gemein ist, zermürbt er uns mit dem spartanischen Leben einer kalvinistischen Familie, deren Oberhaupt zwar Nachwuchs zeugt, ihn aber keinesfalls ernähren kann. Die älteste Tochter erkennt das Problem, ist jedoch machtlos, weil sich die Eltern in ihrem religiösen Starrsinn verkeilen. Auch der älteste Sohn hat Fragen, will aber handeln und gerät ebenfalls in die lüsternen Hände einer Hexe. Und weil es seinerzeit nie nicht anders war, findet sich stets ein Schuldiger, meist das unbeliebte Mädel in Reichweite und die bekommt dann die volle Packung.
So treibt man den Nachwuchs aus dem Haus.
Neben der tollen Ausstattung, Regie- und Kameraarbeit, punktet „The Witch“ aber vor allem durch seine gut gewählten Darsteller, die sich hier durchs Altenglische quälen mussten, allen voran Anya Taylor-Joy als Thomasin. Aber auch die anderen Kinder, insbesondere das Zwillingspärchen konnten überzeugen. Ich hätte sich durch aus gerne an die Wand geklatscht. In den Rollen der Eltern waren Ralph Ineson als William zu sehen, den ich bislang nur aus kleinen Rollen kenne, der aber hauptsächlich und passenderweise viel Stimmenarbeit fürs Fernsehen macht und Kate Dickie als Katherine, deren Gesicht ich kannte, aber nicht mochte, was zur Rolle passte.
Und da Ziegen bekanntlich nicht trainierbar sind wurde uns noch verraten, dass Black Phillip drei Ziegenböcke waren, mit den jeweils benötigten Eigenschaften wie einer für ruhig dastehen, einer für in die Hütte laufen und einer der rumspringt – wer der sprechende war weiß ich allerdings nicht.
Wie erwähnt, man kann den Film als historisches Familiendrama sehen oder wie angedacht als Hexenfilm. Für mich9-10 ist er beides und einer der besten dazu.
Wer auf Tempo verzichten kann und gerne auch mal einen künstlerische gelungenen Horrorfilm ansehen mag, kann ich „The Witch“ wirklich ans Herz legen.

2 Gedanken zu „SalmayDalmayAdomay!“

  1. Du bist so fleißig, bewundernswert. 🙂

    Ja für mich ist das ein Film der haften bleibt. An diesen atmosphärischen Grusel werde ich mich wohl ewig erinnern. War bestimmt interessant, was der Regisseur so alles zu erzählen hatte, ich hoffe nur, dass er nicht auf zu dämliche Fragen (wie schon öfter bei der Berlinale beobachtet) antworten musste. :))

    1. Nein, ganz so dümmlich sind die Fragen bei uns nicht, wobei viele Interpretationsfragen kamen. Er ist tapfer drauf eingegangen, blieb aber bei seiner Witch-Variante und freute sich einfach, dass viele den Film so unterschiedlich sahen. Er erzählte viel über seinen Hintergrund und über die Produktion (Schwierigkeiten mit den Ziegen und so :)) ) Der Film musste in Kanada gedreht werden; warum Neuengland nicht ging hatte er auch erzählt ist mir jetzt aber entfallen – oops :)))

NurZuTrauDich!

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