SoFernUndDochSoNahe

White Bird in A Blizzard von Gregg Araki

white-bird-in-a-blizzard-poster-01Kat Connors ist 17 als ihre Mutter wie vom Erdboden verschluckt ist, doch es scheint ihr nicht viel auszumachen. Die Ermittlungen verlaufen im Sand, das Leben geht weiter und ihre Mutter hat sie verlassen, also verschwendet sie keine Gedanken mehr an sie, sondern widmet sich dem Erwachsenwerden.
Doch so einfach ist die Vergangenheitsbewältigung nicht, denn als sie zwei Jahre später vom College in den Ferien nach Hause kommt, hakt sie noch einmal nach und hat ein böses Erwachen.

Der Hypefilm des diesjährigen Fantasy Filmfests, trotzdem bin ich unbedarft rein, weil ich mit dem künstlerischen Vorleben Arakis nicht vertraut und ohnehin meist skeptisch was Kunst angeht bin. Für mich war ausschlaggebend, dass Eva Green mitspielt und ich wollte sehen, ob Shailene Woodley vielleicht doch was drauf hat, außer rehäugig in die Kamera zu gucken.
Nun ja, ich mochte den Film, wirklich. Woodley ist zwar nicht wirklich mein Ding, aber die Heranwachsende hat sie ganz ordentlich gespielt.
Die Geschichte hat dabei nicht mal besonders viel Spannung, denn nur ein Blindfisch weiß nicht was vor sich ging, einzig das Warum steht bis zum Schluss aus.
Die Geschichte dreht sich um Kat und Eve Connors, wobei Mutter Eve stückchenweise in Rückblenden porträtiert wird. Von der glücklichen Verliebten hin zur vernachlässigten Herd- und Kindsklavin, die versucht das Beste aus ihrer Zwangsjacke herauszuholen und schließlich so verbittert, dass sie selbst ihre Tochter hasst, weil die einen Freund hat und sie vereinsamt.
Eine traurige Geschichte und umso trauriger wie Kat mit der Situation umgeht, aber vielleicht auch typisch für eine Pubertierende. Sicher, Kat und ihr Vater sind nach dem Verschwinden der Mutter an Ermittlungen interessiert, doch schnell sagt das Mädel: sie ist weg, hat mich verlassen und dann ist das so. Äh? Und so sieht man mit den Rückblenden auch die Kälte in diesem Haushalt. Die unglückliche Mutter, der Vater, der daran nichts zu ändern vermag, die Tochter, die es nicht interessiert wie es der Mutter geht und die daraus entstehende gestörte Mutter-Tochter-Beziehung, die eigentlich nur noch von Ablehnung und Distanz geprägt ist. Eine Tochter, die nur an sich denkt und die sich nicht darum schert wie es um ihre Eltern tatsächlich steht und zwei Jahre braucht um die richtigen Fragen zu stellen.
Mir war Kat zu keinem Zeitpunkt sympathisch, denn sie war tatsächlich ihrer Mutter sehr ähnlich und teilweise sehr kaltherzig, braune Kuhaugen hin oder her. Ihre Mutter hingegen hatte durchaus Phasen, in denen sie sich sehr um das Kind bemühte, aber in ihrer Situation würde wahrscheinlich jede verzweifeln.
In meinen Augen hat Eva Green hier eine unglaubliche Performance hingelegt und ist die eigentlich tragische Figur. Christopher Meloni habe ich hier das erste Mal bewusst außerhalb von „Law & Order“ gesehen und muss sagen, dass er diesen Typ Mann hier wirklich gut verkörpert hat.
Shailene Woodley ist wie erwähnt hier keine besondere Sympathieträgerin, aber sie macht ihre Sache unter Araki ganz ordentlich und hat auch den Mut ihre Rolle natürlich auszuspielen, was mich überraschte.
Insgesamt ein gutes Drama über falsch verstandene Rollen, der Unfähigkeit auszubrechen, Wahrheiten auszusprechen und über einen Menschen, der unter so kalten Bedingungen versucht erwachsen zu werden, sich zu distanzieren und dennoch so sehr von seiner Familie geprägt ist, dass er der Realität nie in die Augen sehen konnte.

9-10
Directed by Gregg Araki Produced by  Gregg Araki Pascal Caucheteux Sebastien Lemercier Screenplay by Gregg Araki Based on White Bird in a Blizzard
by Laura Kasischke Starring Shailene Woodley Eva Green Christopher Meloni
Shiloh Fernandez Gabourey Sidibe Thomas Jane Edited by Gregg Araki
Production company Why Not Productions Desperate Pictures Wild Bunch
Orange Studio Distributed by Magnolia Pictures Release dates January 20, 2014 (Sundance Film Festival) October 24, 2014 (United States) Running time 91 minutes Country United States Language English

2 Gedanken zu „SoFernUndDochSoNahe“

  1. Ich muss gestehen, dass war der einzige Film, den ich dieses Jahr beim FFF sehen konnte und ich fand ihn nicht so berauschend. Was vielleicht aber auch daran lag, dass ein Freund von mir so von Araki geschwärmt hatte und ich irgendwie was ganz anderes erwartet hatte… aber immerhin war Eva Green mal wieder eine echte Wucht! 😀

    1. Ja, kann ich mir vorstellen. Mit hohen und völlig anderen Erwartungen in einen Film zu gehen ist meistens schlecht.
      Ich habe wieder nur Eva Green gelesen und musste rein und war zufrieden, sehr zufrieden :))

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