EineDrachenladyUndIhre
LiterarischeFamilie

Saving Mr. Banks von John Lee Hancock

Die Autorin P.L. Travers  lebt zurückgezogen in London und man kann nicht sagen, dass es ihr finanziell wirklich gut geht, trotzdem lehnt sie seit 20 Jahren vehement das Angebot Walt Disneys ab, ihre Mary Poppins Romane zu verfilmen.
Mittlerweile haben wir 1961 und Disney bettelt noch immer; er hat ein Konzept, Drehbuch und Musik und Travers den nicht unterschriebenen Vertrag in ihren Händen. Letztendlich lässt sie sich überreden nach Los Angeles zu fliegen und sich aus nächster Nähe in den Disneystudios über das Filmprojekt zu informieren. Und es gelingt Disney unter dem Versprechen des absoluten Mitspracherechts und letzten Wortes Travers, sie zu überreden den Film in Angriff zu nehmen.
Kein leichtes Unterfangen, denn Travers ist eine Pedantin und will ihre Mary Poppins gar nicht hergeben und zudem kommen Travers Erinnerungen an die Kindheit zurück, denn Mary Poppins ist alles andere als ein amüsanter Kinderroman.

Ich muss gestehen, dass ich etwas zögerlich in die Preview gegangen bin, denn ich mochte diese bunten Disney Verfilmungen mit Zeichentrick und Dick van Dykes Augenverdrehern nicht wirklich und habe die Bücher Travers nie gelesen. Somit war mein Mary Poppins Bild immer das von Disney mit Julie Andrews und dem zugegeben großartigen „Chim Chim Cher-ee“-Song.
Glücklicherweise konnte man für die Rolle der kratzbürstigen und unterkühlten P. L. Travers die großartige Emma Thompson verpflichten, die aus dem weichgespülten frei nach Disney Biopic ein bisschen der echten Helen Lyndon Goff, denn so hieß die Dame in echt, herauskitzelte.
Man kann einfach nicht erwarten, dass ein Biopic aus dem Hause Disney über eine der bestimmt schwierigsten Filmgeburten zu Lebzeiten Walt Disneys nicht verklärt und mundgerecht verdreht wird und so zeigt man zwar die große Abneigung , mit der Travers an Werk gegangen ist und thematisiert auch ihre Aversionen und NoGos für den Film, tut letztendlich aber so, als hätte sie das Produkt zu guter Letzt nicht nur Ansatzweise gutgeheißen sondern sogar zu Tränen gerührt.
Dass dem nicht so war kann man schnell recherchieren und dass die Lady noch um einiges härter drauf war als im Film gezeigt wird, wird dann auch im Abspann anhand einer Original Tonbandaufnahme zugestanden.
So ist „Saving Mr. Banks“ vielmehr ein zuckersüßes Disney Comedy-Drama, mit einem gutmütigen Chauffeur mit schwerkranker Tochter, einer leicht einfältigen vollbusigen Sekretärin, die immer und stets Süßigkeiten in die Besprechungen fährt, bis ihr Travers mit dem Tode droht, einem sentimentalen Walt Disney, der seinen Töchtern versprochen hat die mittlerweile zerfransten Mary Poppins Bücher zu verfilmen und vielen Disneyplüschtieren, von denen dann doch der Mickey in Travers Bett findet und bekuschelt wird.
Parallel zum heiteren Ringkampf zwischen Travers, dem Drehbuchautoren, Komponisten und Disney sehen wir dann etwas aus dem „Leben der echten“ Helen Goff, aus den Kindertagen in Australien.
Helen Goff führte eine scheinbar glückliche Kindheit in Australien, die vor allem durch die Erinnerung an ihren Vater geprägt war. Im Film wird der arme Mann schnurstracks zum Trinker, nebenbei ist er ein erfolgloser Banker, der seine Helen aber über alles liebt und wirklich gut zu ihr ist. Doch dann wird er sehr krank und „die Tante“ kommt zu Hilfe, die echte Mary Poppins. Sie versucht das Haus wieder in Ordnung zu bringen und den Vater zu retten doch Mr. Goff stirbt und hinterlässt Frau und (hier) drei Kinder.
Man muss „Saving Mr. Banks“ an dieser Stelle wirklich zugutehalten, dass er, wenn auch mit dem Holzhammer, versucht zu erklären wie verwoben die Biografie der Autorin mit ihren Poppins Bücher und den Figuren darin war. Natürlich ist Mr. Banks ihr Vater und natürlich kommt die literarische Mary Poppins nicht um den Kindern zu helfen.
Ja man kann den Film wohlbehalten sehen und er hat wirklich sehr gute Momente, in denen es sogar im Kino Szenenapplaus gab.
Insgesamt ein netter Film mit einer grandiosen Emma Thompson, muss man schon sagen und einem richtig guten Colin Farrell, als Helens Vater.
Kann man gucken.

Saving Mr. Banks Directed by John Lee Hancock Produced by Alison Owen Ian Collie Philip Steuer Written by Kelly Marcel Sue Smith Starring Emma Thompson Tom Hanks Paul Giamatti Jason Schwartzman Bradley Whitford Colin Farrell Music by Thomas Newman Cinematography John Schwartzman Editing by Mark Livolsi Studio Walt Disney Pictures BBC Films Essential Media Ruby Films Hopscotch Features Distributed by Walt Disney Studios Motion Pictures Release dates October 20, 2013 (BFI London Film Festival) November 8, 2013 (AFI Film Festival) November 29, 2013 (UK & Ireland) December 13, 2013 (US) Running time 125 minutes[1] Country Australia United Kingdom United States Language English Budget $35 million[2] Box office $100,490,208

2 Gedanken zu „EineDrachenladyUndIhre
LiterarischeFamilie“

  1. Disney hat auch hier (wie immer) eine gehörige Portion Zuckerguss über die ganze Story gekippt. Ich hab mal einen tollen Artikel über P.L. Travers gelesen, das muß ein furchtbares Weib gewesen sein. Sogar ihr adoptierter Sohn sagte nach ihrem Tod „she died not loveing, and not being loved by anybody“ oder so ähnlich. Die andere Seite ist natürlich, und das bestätigt den Anfangssatz von mir, daß man als Autor bei Verfilmungen immer vorsichtig sein muß, und bei Disney eben ganz besonders. Trotzdem, der Film ist Feel Good Cinema der besten Art. Ich fand ihn auch toll.

    1. Ja die echten P.L. Travers war ein Drachen und eiskalt. Ich meine, wer adopiert einen Zwilling und verweigert dem Bruder den Kontakt?
      Andererseits kann ich einen Künstler verstehen, wenn er sein Werk nicht hergeben will und sie behielt ja recht mit ihren Befürchtungen was die Verfilmung anging, wenn sie auch sehr erfolgreich war und ihr ein nettes Zubrot eingebracht hat. 🙂

NurZuTrauDich!

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